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Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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war! Nicht unbedingt, bremste sich Leander. Zumal die Belohnung, die sein Schwiegervater damals ausgesetzt hatte, immer noch Gültigkeit hatte. Das hatte sogar neulich wieder in der Zeitung gestanden, als der Fall Lucie im Zusammenhang mit dem Verschwinden eines Mädchensaus Biskopsgården wieder durch die Presse gegangen war. Allerdings war auch allgemein bekannt, dass der Nordin-Konzern zurzeit in Schwierigkeiten steckte. Was, überlegte Leander, wenn das Geld nun tatsächlich gebraucht würde? Sie könnten die Wohnung beleihen. Und da war noch immer die Villa der Nordins in Utby. Zwei Millionen Kronen waren, in Nordin-Maßstäben gerechnet, noch immer eine geringe Summe. Aber vielleicht wollte der Briefschreiber mehr.
    Vor vier Jahren hatte der alte Nordin das Zehnfache als Belohnung aussetzen wollen, aber Kommissar Forsberg hatte ihn beschworen, es nicht zu tun. So viel Geld würde nur die Gier der Leute wecken und einen Wust an unbrauchbaren Hinweisen verursachen, der die Ermittlungen behindern würde. So hatte Forsberg argumentiert und wundersamerweise hatte sich sein Schwiegervater sogar einmal etwas sagen lassen und war dem Rat gefolgt.
    Vielleicht war Lucie tot, vielleicht wollte der Unbekannte nur diese Information an ihn verkaufen. Die Formulierung Ihre Tochter wiederhaben , die in dem Brief stand, bedeutete nicht zwingend, dass sie lebte. Leander dachte darüber nach, wie viel ihm die Gewissheit über den Tod seines Kindes wert wäre.
    Oft hatte er es sich vorgestellt. Eines Tages würde man irgendwo, vielleicht in einem See oder einem Waldstück, Lucies Leiche finden. Die Polizei hatte ihre Haar- und Zahnbürste behalten, für eine DNA -Analyse. Und dann? Würden er und Tinka dann die Phasen der Trauer durchlaufen, wie es die Psychologie propagierte, und schließlich Lucies Tod akzeptieren und ihren Frieden finden? Vielleicht. Aber nicht, solange man ihren Mörder nicht gefunden hätte!
    Er radelte schnell zurück. Zum ersten Mal verfluchte er seine altmodische Attitüde, derentwegen er sich noch immer kein Smartphone zugelegt hatte, denn er brannte darauf, diese Koordinate einzugeben.
    »Hat aber lange gedauert«, stellte Tinka fest, als er die Brötchen auf den gedeckten Tisch stellte. Sie hatte geduscht und roch gut, wie eine exotische Frucht.
    »War auch ganz schön voll«, sagte Leander und wunderte sich, woher er den unbekümmerten Tonfall nahm.
    Er zwang sich zum Essen. Dabei schnürte es ihm vor Aufregung fast die Kehle zu. Und wenn er Tinka einweihte? Hatte sie nicht ein Recht darauf, alles zu erfahren, was Lucie betraf? Ja, natürlich, sagte sich Leander. Doch zuerst wollte er sehen, wer oder was dahintersteckte. Er wollte keine Hoffnungen bei Tinka wecken, die dann wieder zerstört wurden. Das würde sie wohl kaum ertragen.
    Die alte Dame saß allein an einem Tisch im Wintergarten und schaute hinaus in den Park. Späte Rosen blühten noch, doch das Laub fiel schon von den Bäumen. Sie trug eine geblümte Bluse unter einer rosafarbenen Strickjacke, und jede Locke ihres weißen Haars war mit Spray an ihrem Platz fixiert worden. Ihr zuliebe hatte Selma auf ihre gewohnte Kleidung verzichtet und eine graue Hose und einen blauen Pullover angezogen. Die Sachen schlotterten an ihr, weil sie Anna gehörten, aber es war ja auch Annas Großtante, die Selma jeden Sonntagnachmittag besuchte, außer, wenn sie Dienst hatte. Das hatte sie Anna vor deren Abreise versprochen.
    Das Altenheim in Lundby war privat und beherbergte ausschließlich gut betuchte Alte. Auf den ersten Blick konnte man es beinahe für ein nobles Hotel halten, mit seinen opulenten Gemälden an den Wänden und der großen Bibliothek. Es roch auch nicht wie in gewöhnlichen Altenheimen, allenfalls ein wenig nach Küche, und am Sonntagnachmittag nach Kaffee.
    Anfangs war Selma nur widerwillig in das Altenheim gegangen. Sie hatte sich sogar ein wenig davor gefürchtet, ähnlich wie vor einem Krankenbesuch und obwohl sie schon mit Anna hier gewesen war. Aber inzwischen freute sie sich sogar auf den Besuch. Annas Großtante, Elin Nielsen, war unkompliziert. Sie erzählte Selma fast jedes Mal die gleichen Familiengeschichten und nach dem Kaffee spielten sie Dame. Selma achtete darauf, dass Elin die meisten Partien gewann, man durfte es nur nicht zu offensichtlich machen, sonst merkte sie es und protestierte, sie sei kein kleines Kind, das man gewinnen lassen müsse. Das sah Selma sehr wohl ein, aber ihre Gegnerin konnte ja nicht wissen, dass sie

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