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Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Bergeröd zu und klopfte ihm dabei so jovial, wie es sonst nur Männer untereinander zu tun pflegten, auf die Schulter. Gleichzeitig schob sie ihn ein wenig zur Seite und quetschte sich an ihm vorbei und überwand sich sogar, noch ein »Danke, Kollege« hervorzupressen.
    »Gern geschehen«, war alles, was der verblüffte Bergeröd hervorbrachte. Und weil er tief im Herzen ein wohlerzogener Junge war, schloss er sogar die Bürotür, die Selma offen gelassen hatte.

Drei Tage nachdem Camilla das Kündigungsschreiben erhalten hatte, bekam sie von einem Frauenarzt die Bestätigung, dass sie in der siebten Woche schwanger war. Der Vater ihres Ungeborenen ließ sich am Telefon verleugnen. Camilla war verzweifelt, wütend und kurz davor, sein Büro zu stürmen und ihm eine Szene zu machen. Aber sie fürchtete den Zorn des Vorzimmerdrachens und auch seinen. Wie kalt er sie angesehen hatte, als er das letzte Mal gegangen war. Also griff sie zu ihrem Schulfüller und schrieb ihm einen Brief mit blauer Tinte, der von ihrer Liebe handelte und von ihrem gemeinsamen Kind. Ein Sohn, ein Erbe! Das war doch sicher sein innigster Wunsch! Denn dass es ein Sohn werden würde, hatte Camilla in der Nacht davor geträumt. Voller Zuversicht schickte sie das Schreiben ins Büro mit dem Vermerk persönlich , doppelt unterstrichen.
    Mehrere Tage gingen vorüber ohne ein Lebenszeichen. Hatte der Drachen den Brief abgefangen? Die acht Tage Frist, die er ihr gesetzt hatte, um die Wohnung zu verlassen, verstrich. Wenn er doch nur endlich vorbeikäme! Sie würde ihn schon zu umgarnen wissen, er hatte ihren Reizen doch noch nie widerstehen können. Mehrmals täglich packte sie sich Gurkenscheiben auf die verweinten Augen, denn die Nächte waren lang und einsam, und diese verfluchte Heulerei bekam sie einfach nicht in den Griff. Das mussten die Hormone sein. Jeden Morgen wusch sie sich die Haare und zog das durchsichtige Negligé an, das er ihr geschenkt hatte. In diesem türkisfarbenen Nichts flatterte sie vor dem Fenster herum, wartend und hoffend, dass sein Wagen unten vorfuhr. Draußen wurde es Frühling, der Kirschbaum auf der anderen Straßenseite schäumte weiß, aber sie hatte keinen Blick dafür.
    Als eines Morgens tatsächlich eine Limousine vor dem Haus parkte, bekam Camilla es nicht mit, weil sie gerade dabei war, sich im Badezimmer die Seele aus dem Leib zu würgen. Aber das anhaltende Klingeln war schließlich nicht zu überhören. Ausgerechnet jetzt! Schnell Mundwasser, Parfum, das Negligé... Ganz strahlende Jugend und Schönheit öffnete sie die Tür, vor der ein übergewichtiger, glatzköpfiger Mann mit einer Aktentasche stand. Camilla glaubte im ersten Moment, einen Hausierer vor sich zu haben, aber da sagte der Mann, dass er Rechtsanwalt sei und etwas mit ihr zu besprechen habe.
    Er bot ihr fünftausend Kronen für ihr Schweigen und eine Abtreibung. Camilla war enttäuscht und tief verletzt. Aber sie setzte alles daran, um sich im Beisein dieses Glatzkopfs, der sie mit Blicken verschlang, keine Blöße zu geben. Sie ging ins Schlafzimmer, zog sich vernünftig an und verlangte zehntausend. Der Anwalt ging. Er brachte das Geld schon am nächsten Tag, ließ Camilla eine Quittung unterschreiben und sie gab ihm einen Brief mit. Darin stand, dass sie ihren »gemeinsamen Sohn« zur Welt bringen wolle. Das Geld würde sie während der nächsten Monate zum Leben brauchen.
    Es kam keine Antwort. Aber Camilla war überzeugt: Wenn er sein eigen Fleisch und Blut erst zu Gesicht bekäme, würde er seine Meinung ändern und alles würde gut werden.
    Eine Woche nach der anderen verstrich. Ihr Körper rundete sich. Niemand kam, um sie aus dem Apartment in Rosenlund hinauszuwerfen. Camilla fasste Mut und schrieb ihm noch einen herzerweichenden Brief, der ebenfalls unbeantwortet blieb. Sie verbrachte viel Zeit vor dem Fernseher und strickte dabei einen Berg hellblauer Babyjäckchen und Strampelanzüge. Beim Stricken malte sie sich die Szene aus: Sie beide an der Wiege, eingehüllt in eine Wolke des Glücks angesichts des rosigen Knaben... Oder er würde in die Klinik kommen, mit einem riesigen Blumenstrauß und einem Brillantring... Sie war überzeugt: Wenn erst ihr Sohn auf der Welt wäre, würde er zur Einsicht gelangen, sie um Verzeihung bitten, sich scheiden lassen und um ihre Hand anhalten. Denn was nützte ihm die Firma und das ganze Geld, wenn er keinen Erben hatte?
    Sie schrieb Briefe nach Hause, in denen sie ihre Arbeit schilderte und

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