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Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Spielplatz in Motala gesehen, in Norrköping und in Gävle. Sie hatte in einem parkenden Wagen in Södertälje gesessen und auf der Fähre nach Kiel. Etliche Bürger wussten genau, dass ihr Nachbar etwas damit zu tun haben musste. Der, der immer so komisch guckte und Flaschen in den Müll warf. Der mit dem großen Hund und der Thaifrau. Überall im Land schwärmten Beamte aus, um diese Hinweise zu überprüfen, sofern sie auch nur halbwegs vernünftig klangen.
    Nur aus Biskopsgården hörte man wenig. Die Nachbarn der Familie Haaleh hatten Selmas Vermutung bestätigt: Valeria Bobrow war in den Ferien öfter vorbeigekommen. Man hatte sie vor dem Haus stehen sehen oder beobachtet, wie sie mit gesenktem Kopf wieder davongetrottet war. Genaue Zeitangaben konnten die Leute nicht machen, aber eine ältere Dame, die viel Zeit neben ihrer Katze am Fenster verbrachte, gab an, sie sei fast jeden Tag da gewesen.
    Noch immer war nicht klar, ob das Kind wirklich am Montag verschwunden war, wie Oxana Bobrow behauptete. Niemand fand sich, der Valeria am Samstag oder Sonntag vor dem Feiertag gesehen hatte, auch Bahars Nachbarn nicht. Also konnte es sein, dass Oxana Bobrow log und Ivan Krulls Spielhöllen-Alibi nichts wert war.
    Es sah ganz danach aus, als würde Forsberg heute nicht mehr im Präsidium erscheinen. So wie er am Telefon herumgesülzt hatte, machte er sich sicher einen angenehmen Nachmittag in weiblicher Begleitung. Selma rief ihn trotzdem auf seinem Handy an.
    »Ja?«
    »Selma hier.«
    Sie hörte Fahrgeräusche und den Kultursender und vor ihrem inneren Auge erschien Leander Hansson, wie er ihr gegenüber saß und ihr Schokolade anbot. Gestern Abend hatte sie – nicht zum ersten Mal –, eingekuschelt in den weichgespülten Amundsen, auf dem Sofa gelegen und sich Podcasts seiner Literatursendung angehört, in der er mit Autoren über neue Bücher sprach. Hatte sich an seiner Burgunderstimme berauscht. Sie mochte seine Art zu reden, diesen unterschwelligen und doch immer spürbaren Zynismus.
    »Was gibt’s?«, bellte Forsberg. Offenbar störte sie sein Stelldichein, aber wo käme man hin, wenn man auf so etwas Rücksicht nahm?
    »Die Sache mit Pernilla Nordin... da stimmen ein paar Daten nicht überein, ich wollte...«
    »Schreib einen Aktenvermerk, wir reden dann morgen darüber.« Ehe sie etwas erwidern konnte, hatte er aufgelegt, und Selma dachte: Arschloch.
    Es klopfte.
    »Ja«, sagte sie.
    Pontus Bergeröd streckte seinen rasierten Schädel zur Tür herein. Telepathie, dachte Selma.
    »Wo ist Forsberg?«, fragte der Kollege.
    »Unterwegs.«
    Bergeröd schien einen Moment zu überlegen, dann sagte er ohne Umschweife: »Gestern Abend wurde von den Kollegen eine russische Nutte aufgegriffen.«
    Die genüssliche und gleichzeitig verächtliche Art, wie er das Wort Nutte aussprach, gefiel Selma nicht. Und überhaupt – was ging das sie an?
    »Rate mal, wer das war!«, setzte Pontus nach.
    »Spuck’s aus«, sagte Selma.
    »Oxana Bobrow. Die Mutter von...«
    »Ich weiß, wer Oxana Bobrow ist.« Verdammt, dachte Selma, das können die doch nicht machen. »Wo ist sie jetzt?«
    »Keine Ahnung. In Abschiebehaft wahrscheinlich. Hab’s zufällig mitgekriegt, dachte, das interessiert euch.« Pontus Bergeröd blieb unter dem Türsturz stehen, als warte er auf Applaus.
    Selma stand auf und steckte ihr Handy und den Tabak in ihre Lederjacke.
    »Wo gehst du hin?«, fragte er verblüfft.
    »Feierabend«, erklärte Selma und steuerte auf die Tür zu. Doch Bergeröd stand wie ein Baum davor und grinste breit. Ohne irgendwelche Sperenzchen würde er sie nicht vorbeilassen, das war klar. Ein Typ wie er konnte einfach nicht anders. Sie verspürte eine große Lust, ihm einen Fußfeger zu verpassen oder ihm in die Eier zu treten, vielleicht auch beides. Männer wie Bergeröd lösten bei ihr unweigerlich Aggressionen aus, und umgekehrt war es wohl ähnlich. Sie waren wie Hund und Katze, von Natur aus verfeindet, allenfalls dazu zu bringen, einander zu dulden und aus dem Weg zu gehen. Selma rief sich zur Ruhe. Noch hatte dieser Rottweiler nichts getan, was man ihm vorwerfen konnte, außer anzüglich zu grinsen. Sie könnte warten, bis er von selbst ging, oder ihn einfach darum bitten, sie vorbeizulassen. Aber Selma bat nicht gerne um etwas und warten wollte sie auch nicht. Sie musste sofort mit Anders Gulldén sprechen, hoffentlich war er noch da. Hundesprache, dachte sie. So tun, als sei man einer von ihnen. Ohne zu zögern ging sie auf

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