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Töwerland brennt

Töwerland brennt

Titel: Töwerland brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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Bratpfanne sei
und welche Folgen ein Schlag mit einem solchen Utensil haben könne.
    »Er kannte die Gefährlichkeit
des Schlages und nahm dessen Konsequenzen billigend in Kauf«, hieß es in
der Urteilsbegründung. »Strafmildernd ist zu werten, dass der Angeklagte durch
das Verhalten des Opfers und den Verlust seines Walkmans provoziert worden ist.
Das Gericht hat dennoch keinen Zweifel, dass der Angeklagte während der Tat
voll zurechnungsfähig gewesen ist und sich nicht auf eine teilweise
Einschränkung seiner Urteilsfähigkeit berufen kann.«
    Knut wurde nach der Verkündung des Urteils noch im Gerichtssaal
abgeführt. Am 3. November 1990 verschwand er hinter den geschlossenen Türen der
Justizvollzugsanstalt Heinsberg.

16
    Enno Altehuus kannte den Mann, der da vor ihm stand. Es
war vor etwa zwei Jahren gewesen, als er ihn zum letzten Mal gesehen hatte.
Damals war Hubert Dombrowski, so hieß sein Besucher, wenn er sich recht
erinnerte, schon einmal in der Juister Polizeiwache vorstellig geworden. Altehuus
hatte beim Mittagessen gesessen und sich auf ein ruhiges Sommerwochenende
gefreut, als es damals schellte.
    Der Besucher habe, so hatte er Altehuus wenig später aufgeregt
mitgeteilt, am Strand einige Kilometer
westlich des Loog eine Granate gefunden. Um das Geschoss zu sichern, habe er es
vergraben und die Stelle mit einem in den Boden gesteckten Holzstab markiert.
Wohl oder übel hatte sich der Juister Polizist gezwungen gesehen, sich auf das
Rad zu schwingen und nach Westen zu radeln.
    Drei Stunden hatte er gebraucht, bis er damals die Stelle gefunden
hatte, an der Dombrowski die Granate im Sand verbuddelt hatte. Weitere zwei
Stunden hatte es gedauert, bis der von ihm alarmierte Kampfmittelräumdienst mit
dem Hubschrauber eingeflogen war, die Granate kurzerhand in eine mit Sand
gefüllte Holzkiste verpackt und in eine Lagerhalle am Hafen transportiert hatte.
Aus Sicherheitsgründen war sie nicht mit dem Heli, sondern mit dem nächsten
Frachtschiff zur Entschärfung und Beseitigung zum Festland gebracht worden.
    Und jetzt war dieser Mensch erneut auf seiner Wache erschienen und berichtete,
er habe am Strand einen Knochen gefunden.
    »Hm«, brummte Altehuus. »Knochen findet man öfter am Strand.
Manchmal auch ganze Kadaver. Seehunde zumeist. Aber auch Hunde oder Katzen. Die
sind vermutlich auf irgendeinem Dampfer über Bord gegangen. Manchmal auch
Schweine. Wir hatten auch schon einmal …«
    »Nein, da bin ich mir ganz sicher. Das ist kein Knochen eines
Tieres.«
    »Aha. Und woher wissen Sie das so genau?«
    »Ich arbeite als Röntgenassistent in einem Krankenhaus. Da weiß ich,
wie ein menschlicher Knochen aussieht.«
    »Auf Röntgenbildern. Das glaube ich Ihnen gerne. Am Strand aber …«
    Dombrowski setzte seinen Rucksack ab, stellte ihn auf den Tresen und
nestelte umständlich am Reißverschluss herum.
    Dann kramte er ein längliches, in Zeitungspapier eingewickeltes
Paket hervor. »Gut, dass ich mir heute vor meinem Spaziergang noch die
Tageszeitung gekauft habe«, erklärte er. »Ansonsten hätte ich den Knochen
ungeschützt in meinem neuen Rucksack transportieren müssen. Na ja, die Zeitung
kann ich wohl vergessen. Aber morgen gibt es eine neue, nicht wahr?«
    Altehuus zog es vor, nicht zu antworten. Stattdessen sah er
Dombrowski dabei zu, wie der in aller Ruhe sein Paket auseinanderfaltete.
Endlich lag auf sandiger Zeitung ein etwa vierzig Zentimeter langer Knochen,
der in der Tat verblüffende Ähnlichkeit mit einem menschlichen Unterschenkel
aufwies.
    »Na, was sagen Sie jetzt?« Dombrowski blickte triumphierend zu dem
Polizisten, dann auf seinen Fund.
    Altehuus schwieg noch immer und dachte daran, dass ihm dieser Kerl
nun schon das zweite Mal den Feierabend versaut hatte. Schließlich seufzte er. »Ich rufe den Inselarzt an. Der ist
Fachmann auf dem Gebiet.«
    Er griff zum Telefon und erledigte den Anruf.
    »So, wir können in der Zeit, bis der Doktor kommt, schon einmal ein
Protokoll aufnehmen. Sicherheitshalber. Wenn der Knochen doch nicht menschlich
ist, zerreißen wir es wieder. Einverstanden?«
    Dombrowski nickte selbstsicher.
    »Gut. Zunächst Ihren Namen und Adresse. Sie heißen …«
    Zehn Minuten später war das Protokoll geschrieben und der Mediziner
traf ein. Ein kurzer Blick und seine Diagnose
stand fest. »Eindeutig ein Unterschenkelknochen.
Von einem Erwachsenen würde ich sagen.«
    Enno Altehuus hatte diese Aussagen schon fast erwartet. Dombrowski,
der damit beschäftigt war,

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