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Töwerland brennt

Töwerland brennt

Titel: Töwerland brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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die
wat gegen die Kirche hat?«, erkundigte sich Heinz.
    »Keine Ahnung. Ist mir auch egal«, erwiderte
Knut und wollte die Kopfhörer wieder aufsetzen.
    Heinz wollte ihn daran hindern und packte Knuts Arm. »Nu warte doch
ma, ich will mit dir reden.«
    »Aber ich nicht mit dir«, antwortete Knut barsch und schüttelte
Heinz’ Hand ab.
    Mit einer schnellen Bewegung nahm ihm der Zwanzigjährige den
Walkmann fort. Die Kopfhörer fielen zu Boden.
    »Getz leg das Scheißteil doch
ma wech. Bist wohl wat besseres, datte
nich mit uns sprichst, oder?«
    Knut war aufgesprungen und baute sich, obwohl gut einen Kopf kleiner,
vor seinem Kontrahenten auf. »Gib mir sofort den Walkman zurück«, fauchte er.
»Sonst …«
    Heinz begann zu lachen. »Wat sonz?« Er warf den Walkman mit der
rechten Hand hoch und fing ihn mit der linken wieder auf. »Hol dir dat Teil
doch, wennze dich traust.«
    Er ging langsam rückwärts Richtung Küche, Knut folgte ihm, wobei er
seinen wertvollsten Besitz nicht aus den Augen ließ. Das einzige, was ihn daran hinderte, sich auf Heinz
zu stürzen, war die Angst um den Player. Zu leicht konnte bei einer
körperlichen Auseinandersetzung das Gerät Schaden nehmen. Das wollte er um
jeden Preis vermeiden.
    Die anderen Jungs folgten den beiden Kontrahenten. Diese
Auseinandersetzung versprach interessant zu werden.
    Mittlerweile war Heinz in der Küche angelangt. Er stand neben einem
der Herde, auf dem in einem riesigen Topf Knochenstücke vor sich hin
blubberten, um zu einer Fleischbrühe verarbeitet zu werden. Grinsend hielt
Heinz den Player über diesen Topf. »Ob so’n
Ding wohl schwimmen kann?«, feixte er.
    Die anderen Jungs lachten.
    Ob es an den fettigen Händen von Heinz lag oder an den
Dampfschwaden, die aus dem Topf waberten, ließ sich später nicht mehr feststellen.
Auf jeden Fall rutschte Heinz der Walkman aus seinen Händen und versank mit
einem leisen Platschen in der Fleischbrühe. Entgeistert glotzte Heinz in den
Behälter. »Dat … Dat wollt ich nich«, stammelte er. »Dat musste mir glauben.
Ich …«
    Mit einem heiseren Schrei stürzte sich Knut auf den Älteren. Noch
ehe dieser eine Abwehrposition einnehmen konnte, hämmerte Knut ihm mit der
Faust in das Gesicht. Heinz stöhnte auf. Knut platzierte zwei, drei weitere
Schläge und für einen Moment sah es so aus, als ob Heinz diesen Kampf verlieren
sollte. Dann jedoch setzte sich dessen körperliche Überlegenheit und Kampferfahrung
durch.
    Ein heftiger Schlag traf Knut in die Magengegend und er rang nach
Luft.
    Heinz keuchte: »Nu lass dat
doch. Ich kauf dir’n neuet Teil.«
    Knut hörte nicht zu, setzte im Gegenteil nach und versuchte, Heinz
in den Unterleib zu treten. Der wich geschickt aus, drehte sich an Knut vorbei
und nahm ihn von hinten in den Schwitzkasten.
    Rasend vor Wut biss der Jüngere in Heinz’ Unterarm. Dessen Griff lockerte
sich und Knut konnte sich befreien. Jetzt machte Heinz ernst. Er malträtierte
seinen Gegner mit einer Serie von Schlägen ins Gesicht.
    Knut spürte, wie Blut aus einer aufgerissenen Augenbraue seine Wange
hinabfloss. Verzweifelt riss er die Hände nach oben, aber seine Deckung kam zu
spät. Weitere Fausthiebe prasselten auf ihn ein.
    Knut konnte kaum noch etwas sehen. Seine Lider waren geschwollen. Seine
Arme versuchten, die schlimmsten Schläge abzufangen und stießen dabei gegen den
Griff einer der Bratpfannen, die auf dem Herd standen. Entschlossen packte Knut
zu, holte aus und schmetterte Heinz das gusseiserne Kochgerät mit voller Wucht
auf den Schädel.
    Für einen Moment sah es so aus, als ob Heinz diesen Treffer einfach
wegstecken würde. Doch dann verdrehten sich seine Augen. Mit der linken Hand
suchte er Halt am Herd, während Knut erneut mit der Pfanne ausholte. Nach dem
zweiten Treffer ging Heinz zu Boden. Wie ein Berserker trat Knut immer und
immer wieder auf ihn ein, bis seine Kameraden ihn schließlich von dem
Schwerverletzten fortzogen.
    Heinz kam mit einem Schädelbruch und einem Trauma auf die
Intensivstation des Krankenhauses, Knut in Untersuchungshaft. Zwei Monate
später verurteilte ihn eine Jugendstrafkammer wegen versuchten Totschlags und
gefährlicher Körperverletzung. Nach Ansicht des Gerichts konnte die Strafe
nicht zur Bewährung ausgesetzt werden. Zum einen sei Knut in seiner Kindheit
schon einmal straffällig geworden und nur sein Alter habe ihn damals vor einer
Bestrafung geschützt. Zum anderen aber
hätte er als Kochlehrling wissen müssen, wie schwer eine

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