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Töwerland brennt

Töwerland brennt

Titel: Töwerland brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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einen Moment stand sein Herz still. Konnte Hautkrebs
so schnell ausbrechen? Zitternd unterzog er das Mal einer genaueren Prüfung. Es
entpuppte sich als der Schokokeks, den das Zimmermädchen als Betthupferl am
Abend zuvor auf dem Kopfkissen deponiert hatte.

20
    Heike hatte darauf verzichtet, das gestrige Abendessen
gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Bruder einzunehmen. Gefrühstückt hatte sie
heute in ihrem Apartment: einen schwarzen Kaffee und eine Zigarette – sie
wunderte sich nicht über ihren erneuten Rückfall. Seit Langem versuchte sie,
sich das Rauchen abzugewöhnen, leider mit mäßigem Erfolg.
    Sie ahnte auch, warum ihr der Verzicht so schwerfiel. Denn
eigentlich folgte sie nur einer Anordnung ihrer Mutter, die als Bitte getarnt
daherkam. In einem Hotel, so die Argumentation von Maria Harms, das
ausschließlich über Nichtraucherzimmer verfüge, müsse gerade die Tochter des
Hauses mit gutem Beispiel vorangehen. Denn sonst könne man ja kaum vom Personal
erwarten, nicht zur Zigarette zu greifen.
    Widerstrebend hatte sich Heike gebeugt – nur um einen Rückschlag
nach dem anderen zu erleben.
    Und auch das Mittagessen hatte sie heute versäumt und stattdessen
durchgearbeitet, um auf andere Gedanken zu kommen.
    Jetzt, am frühen Abend, saß sie über der Quartalsbilanz in ihrem Büro
und steckte sich erneut eine Kippe an.
    Die Tür wurde geöffnet und ihre Mutter betrat das Zimmer. »Du
rauchst wieder?«, fragte sie. Ihr Ton war scharf.
    »Seit gestern.«
    Maria Harms ging zum Fenster und öffnete es weit. »Hier drin kann
man ja nicht atmen.«
    Heike ignorierte den unausgesprochenen Vorwurf.
    Ihre Mutter zog einen Stuhl zum Schreibtisch und setzte sich. »Weißt
du, wo Gerrit ist?«
    Heike sah überrascht auf. »Nein. Warum fragst du?«
    »Ich habe ihn seit Sonntagmittag nicht mehr gesehen.«
    »Hat er die Mahlzeiten nicht mit dir eingenommen?«
    Ihre Mutter schüttelte nur den Kopf.
    Das war in der Tat ungewöhnlich. Gerade Gerrit legte den größten
Wert darauf, dass die Familie gemeinsam am Tisch saß. Heike hatte sich schon
gewundert, warum ihr Bruder sie nicht aufgefordert hatte, ihre demonstrative
Abwesenheit aufzugeben. »Hattet ihr Streit?«
    »Besonders gut haben wir uns in letzter Zeit nicht verstanden«, wich
Heike einer Antwort aus. »Aber das geht dir und mir ja ähnlich.«
    Maria Harms beugte sich vor und legte beide Hände über Heikes. »Wir
dürfen nicht zulassen, dass die Familie wegen solcher Kleinigkeiten Schaden
nimmt. Versprichst du mir das?«
    Heike spürte, dass diese Sorge nicht ihr, sondern ihrem Bruder galt.
Trotzdem lenkte sie ein. »Das ist auch nicht meine Absicht.«
    »Hat Gerrit denn irgendeine Bemerkung dir gegenüber fallen lassen?
Wollte er aufs Festland?«
    »Mutter, ich weiß es nicht. Das letzte Mal habe ich am Samstagmorgen mit ihm gesprochen.« Sie befreite
ihre Hände.
    »Ich war in seinen Räumen«, erzählte Maria Harms. »Sein Bett ist unbenutzt.
Er ist die Nacht über fortgeblieben.«
    »Hat er mit einem der Angestellten gesprochen?«
    »Nein, die habe ich schon gefragt. Was meinst du, sollen wir die Polizei
benachrichtigen?«
    Heike dachte nach. »Ich glaube, das ist noch nicht nötig. Vermutlich
hat sich Gerrit nur eine Auszeit genommen. Er wird sicher im Laufe des Tages
wieder auftauchen. Ich kann bei seinen Freunden nachfragen. Vielleicht ist er
ja nur bei einer Sauftour versackt und schläft bei einem von ihnen seinen
Rausch aus.«
    »Bis in die Abendstunden?«
    Heike, die ihre Mutter beruhigen wollte, nickte. »Erinnerst du dich
noch an den Polterabend von Müllers? Heinz war so betrunken, dass er vor dem
Altar kaum stehen konnte. Hätte ihn der Trauzeuge nicht festgehalten, wäre er
während der Zeremonie glatt umgefallen. Die anschließende Hochzeitsfeier hat er
quasi im Delirium erlebt.« Sie lachte gekünstelt. »Das muss eine tolle
Hochzeitsnacht für Annemarie gewesen sein. Wie es hieß, ist Heinz erst zwei
Tage später wieder von den Toten erwacht. Warum sollte es Gerrit nicht auch so
ergangen sein? Da wäre es ihm bestimmt sehr unangenehm, wenn Enno Altehuus nach
ihm suchen und ihn möglicherweise in einem solchem Zustand auffinden würde.
Nein, lass uns auf jeden Fall bis morgen warten. Vielleicht taucht er bis dahin
ja wieder auf.«
    Maria Harms erhob sich und verließ schweren Schrittes das Büro. Und
obwohl Heike wusste, dass ihre Mutter nie so reagieren würde, wenn ihre Tochter
verschwunden wäre, verspürte Heike Mitleid mit

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