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Töwerland brennt

Töwerland brennt

Titel: Töwerland brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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Rainer aber nicht aus den Augen.
    Der klopfte sich den Sand von der Kleidung. »Und Sie sind?«
    »Jens Steegmann.« Er zeigte auf die Halle neben ihnen. »Das ist mein
Grundstück. Aber das wissen Sie vermutlich. Denn warum sonst sind Sie hier
herumgeschlichen. Tut mir leid, dass Sie mit Pjotr aneinandergeraten sind. Aber
wir sind alle etwas nervös wegen den Brandstiftungen.«
    »Hat es sich also noch nicht bis ins Loog herumgesprochen. Der vermutliche
Täter wurde verhaftet.«
    »Oh, das wusste ich nicht. Prima. Eine Sorge weniger. Na ja, Ihnen
ist nichts passiert, oder?«
    »Nein.«
    »Aber warum, Herr Esch, schleicht ein Anwalt um mein Haus herum?«
    »Mir ist das Feuer aufgefallen.«
    »Aha.« Es war Steegmann anzusehen, dass er Rainer kein Wort abnahm.
    Der suchte derweil nach einer halbwegs glaubhaften Ausrede. Denn im
Grunde genommen wusste er selber nicht genau, was er mit diesem Besuch bezweckt
hatte. »Ein Mandant von mir fühlt sich bedroht. Und die Beschreibung dieses
Täters passt auf Sie.«
    Steegmann grinste schief. »Tatsächlich?«
    »Ja. Groß gewachsen, schlank.«
    »Das sind auf Juist viele.«
    »Mag sein«, entgegnete Rainer. »Aber nicht alle tragen eine
Prinz-Heinrich-Mütze.« Kaum hatte er seinen Satz beendet, wurde ihm klar, wie bescheuert sich das anhören musste.
    Der Fuhrunternehmer lachte lauthals auf. »Dann kann ich es ja nicht
sein.«
    »Warum nicht?«
    Steegmann tippte mit dem Zeigefinger auf den Rand seiner
Kopfbedeckung. »Das ist keine solche Mütze.«
    »Nein?«
    »Nee, das is’n Elbsegler.«
    »Sieht aber genauso aus.«
    »So ähnlich. Wer wird denn bedroht?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Steegmanns Grinsen wurde noch
breiter. »Lieber Herr Esch, Sie sind ein ziemlich schlechter Lügner. Für wie
dämlich halten Sie mich eigentlich, mir eine so schwachsinnige Geschichte aufzutischen?«
    Rainer ahnte, wie fadenscheinig sich seine Erklärung angehört haben
musste.
    »Wissen Sie, was ich stattdessen glaube? Sie sind hier, weil Sie in
der Spelunke dummes Gerede aufgeschnappt haben. Aber
ich versichere Ihnen, da ist nichts dran.«
    »Wie kommen Sie darauf, dass ich in dieser Kneipe …«
    Steegmann machte eine abwertende
Handbewegung. »Nun hören Sie schon auf. Sie haben ein Gespräch mitbekommen,
das nicht für Ihre Ohren bestimmt war. Und Sie waren nicht alleine dort. Anderen, die ebenfalls zugehört haben,
ist Ihr Interesse aufgefallen. Die haben mich informiert, ich habe mich informiert.
Es war nicht schwer, herauszubekommen, dass Sie Anwalt sind. Juist ist ein
Dorf, Herr Esch. Da spricht sich vieles sehr schnell herum.«
    Das hatte Rainer in den letzten Tagen schon einmal gehört. »Okay«,
gab er sich geschlagen. »Sie haben recht. Ich war in der Spelunke .
Aber das mit der Bedrohung ist nicht erfunden.«
    »Wenn Harms tatsächlich bedroht wird, habe ich nichts damit zu tun.
Eigentlich ist Janssen mein Konkurrent, nicht Harms. Der hofft doch nur auf das
große Geld.«
    »Sie etwa nicht?«, unterbrach ihn Rainer.
    Steegmann stutzte, lachte dann wieder auf. »Natürlich. Der Bau des Atlantic kann für alle Transportfirmen auf der Insel ein
gutes Geschäft werden. Wir dürfen uns nur nicht gegenseitig von den Investoren
ausspielen lassen.«
    »Sind Preisabsprachen nicht verboten?«, warf Rainer ein.
    »Was für ein böses Wort. Wir haben alle eine ähnliche
Kostenstruktur. Ist es da ein Wunder, wenn auch unsere Preise ähnlich sein
müssen?«
    »Verstehe. Und Janssen zieht da nicht mit, oder?«
    Steegmann klopfte Rainer jovial auf die Schulter. »Lassen wir das Geschäftliche.
Darf ich Sie in mein Haus zu einem Bier einladen?«
    »Um diese Zeit?«
    »Warum nicht?«
    Als Rainer zögerte, stieß Steegmann ihm kurzerhand seinen Ellenbogen
in die Seite. »Nun kommen Sie schon. Schließlich
muss ich ja Pjotrs Attacke wiedergutmachen.«
    Nach fünf Bier und Aquavit duzten sie sich und Esch war von der
Unschuld des Fuhrunternehmers vollends überzeugt. Nach der achten Runde verlor
Rainer den Überblick und fand sich am nächsten Morgen in seinem Hotelzimmer
wieder, voll angekleidet und mit dem Gesicht nach unten auf dem Bett liegend.
Er rappelte sich mühsam auf und wankte ins Bad. In seinem Kopf fanden viele
kleine Explosionen statt. Schwer atmend stützte er sich mit beiden Händen auf
dem Waschtisch ab, beugte sich vor und starrte aus verquollenen Augen in den
Spiegel. Ihm fiel ein dunkler Fleck auf seiner linken Wange auf, der gestern
noch nicht da gewesen war. Für

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