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Titel: Toggle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Felix Weyh
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der Versuchung, in einer schwachen Stunde der eigenen Eitelkeit zu erliegen und die Schrift doch noch in Umlauf zu bringen. Unweigerlich würde das den Verlust des Sekretärspostens nach sich ziehen. Wenn nicht Schlimmeres.
    »Dem Dritten Stand kommt es nicht zu, Land zu besitzen«, antwortete Galiani, im Bilde bleibend. »Aber ich könnte einem Angehörigen des Dritten Standes dieses Stückchen Land verpachten … unter bestimmten Bedingungen.«
    »Ja?« Der Diener blickte ihn hoffnungsvoll an.
    »Erstens: Du wirst das Land nicht gießen. Es verträgt keine Feuchtigkeit.«
    Luigi nickte folgsam.
    »Auch nicht mit jenen Flüssigkeiten benetzen, über die wir Männer manchmal keine Kontrolle haben. Geh dazu in die Remise!«
    »Es wird sowieso nur Angelina, mein Gurrtäubchen, mein Schmusekätzchen, mit unserem Kinde darauf liegen«, versicherte der Diener.
    »Zweitens: Du wirst dieses Land pflegen und dafür sorgen, dass nie jemand auf die Idee kommt, es gründlich umzupflügen, damit sein Inhalt zutage trete. Drittens: Solltest du sterben – und wir alle sind sterblich! –, erwarte ich von deinen Angehörigen, dass sie dieses wertvolle Stückchen Land unverzüglich an der Pforte der Chiesa del Gesù Nuovo abgeben.«
    »Bei den Jesuiten?«, fragte der Diener entsetzt.
    Im Königreich beider Sizilien genossen die Padres der Societas Jesu keinen guten Ruf. Man sagte ihnen geheimbündlerische Machenschaften nach. Manch einer glaubte, sie wollten den Papst verjagen und alle weltlichen Mächte vertilgen.
    »Sehr richtig, bei den Jesuiten! Deine Angehörigen sollen nach Pater Lorenzo Giustiniani fragen. Er ist der Bibliothekar.«
    Ferdinando Galiani war durchaus kein Freund der Jesuiten, so wenig Sympathien er für die Kirche insgesamt hegte. Wer sich den Kopf freihalten wollte, musste theologische Setzungen ignorieren. Was aber die Qualität von Bibliotheken anging, traute Galiani den Padres der Societas Jesu am ehesten zu, Bücher gegen die Fährnisse der Zeit schützen zu können.
    »Ich gebe die Matratze in der Bibliothek der Jesuiten ab?«, vergewisserte sich Luigi noch einmal seines Auftrags.
    »Nicht du, Dummkopf, du bist dann tot! Deine Erben! Präge es dir gut ein, damit es dir in deiner letzten Stunde noch über die Lippen kommt.«
    Der Diener rekapitulierte stumm die Anweisungen seines Herrn. »Aber wie hoch ist die Pacht?«, fragte er dann. Er war ein redlicher Geselle.
    »Tja, die Pacht …«
    In Galiani stieg ein reizvoller Gedanke auf: »Sollte sich deine Vaterschaft auf einer Tochter gründen, dann erwarte ich, dass du mir ihre Schulung auf den Feldern der Galanterie eine Zeit lang überlässt.«
    Wurde nicht alles im Leben erst dadurch reizvoll, dass man ihm ein Quäntchen Boshaftigkeit beimengte? Der Abbé weidete sich am Anblick seines zunächst empörten, dann sich jedoch still seinem Schicksal ergebenden Dieners.
    Bestimmt wird es gar keine Tochter werden, dachte Luigi bei sich. Und wenn es eine Tochter wird, lebt Monsignore in Paris. Kehrt er aus Paris zurück, ist er ein alter Mann und kann ihr nichts mehr anhaben.
    Er hielt dem Herrn seine schmutzige Pranke hin, um den Vertrag zu besiegeln. Galiani schob die Hand unsanft beiseite und deutete auf die Matratze. »Nimm das stinkende Ding und geh!«, sagte er angewidert. »Die Pacht erlasse ich dir als Lohn für deine Treue.«
    Luigi strahlte ihn an.
    Dann nahm er sein Pachtgut auf den Rücken und stieg pfeifend die Treppe zu seiner Kammer hinauf.

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   Mellau (Südflügel)
Dienstag, 27.   Juli, 17   :   00
    Melissa, Melissa, Melissa!
    Olga saß im Dunkel des begehbaren Kleiderschranks, der zum Schlafzimmer der Eltern gehörte, und schluchzte verzweifelt vor sich hin. Sie war schuld! Wäre sie panisch zur Rezeption gerannt und hätte dort nach Hilfe verlangt, dann wäre die Chefin ihres Vaters vielleicht noch lebend ins Klinikum Garmisch eingeliefert worden.
    Stattdessen war Melissa so tot, dass ihr Vater nicht mal einen Wiederbelebungsversuch unternommen, sondern seine Chefin gleich der Polizei überlassen hatte. Und bevor diese die Leiche aus dem kalten Wasser zu bergen begann, hatte sie sich alle Zeit der Welt genommen, das Areal weitläufig abzusperren. Da war der Mörder aber längst weg. Er musste im Bachlauf gewatet und irgendwo oberhalb des Tatorts im Wald verschwunden sein. Komischerweise war der Maschendrahtzaun oberhalb des Forchbachs, der das Gelände vor verirrten Wanderern und ungebetenen Besuchern abschirmte, nicht

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