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Tohuwabohu

Tohuwabohu

Titel: Tohuwabohu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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alles andere fehlte, hielt er es für besser, das für sich zu behalten. Die Frage der Truppenmoral war wichtig, und sie hatte ihn im Unterbewußtsein die ganze Zeit beschäftigt, seit sie aus der Polizeikaserne ausgerückt waren. Jetzt ein falscher Schritt, und es gäbe eine Panik im Konvoi. Er beschloß, den Männern ein Beispiel zu geben.
    »Ich brauche zwei Freiwillige«, sagte er zu Sergeant de Haen, und während der Sergeant abzog, um zwei geistig zurückgebliebene Wachtmeister zu zwingen, sich freiwillig zu melden, wandte sich Luitenant Verkramp wieder den Kriminalbeamten zu.
    »Wo ist denn dieser Busch?« fragte er.
    »Genau in der Toreinfahrt. Sie können ihn gar nicht verfehlen«, sagten sie und setzten hinzu: »Und Sie wird er auch nicht verfehlen.«
    »Das werden wir mal sehen«, murmelte der Luitenant, kletterte aus dem Panzerwagen und machte sich zum Erkundungsgang bereit. Luitenant Verkramp hatte in Pretoria einen Kursus in Guerilla-Abwehr besucht und war in der Kunst der Tarnung sehr bewandert. Als er fertig war, glichen die drei Männer, die aus dem Graben langsam auf Wachtmeister Els’ Ligusterstrauch zukrochen, ebenfalls drei Sträuchern. Sie waren nicht so sauber geschnitten, das stimmt, und sicherlich nicht so kugelsicher, aber egal, was ihre Tarnung sonst noch alles verbarg, es war ziemlich unmöglich, selbst aus der Nähe, festzustellen, daß es sich hier um drei uniformierte Beamte der südafrikanischen Polizei handelte.

Kapitel 6
    Kommandant van Heerden war gerade mitten in Jacaranda Park unter einer Eiche stehengeblieben, um wieder zu Puste zu kommen, und versuchte, Mut genug zu fassen, um ins Haus zurückzukehren, als Wachtmeister Els die Elefantenbüchse abfeuerte. Das Echo der Detonation brachte den Kommandanten zur Besinnung. Zum einen wurde ein Geier, der in den Zweigen über ihm mit offenbarer Vorahnung gelauert hatte, vorn Krachen der Flinte aufgeschreckt und flappte bedrohlich in den Himmel hinauf. Zum anderen kam der Kommandant augenblicklich zu der Überzeugung, daß die Gesellschaft Jonathan Hazelstones unendlich weniger tödlich sei als das Blutbad, das Wachtmeister Els am Haupttor anrichtete. Er verließ die Deckung, die der Baum ihm bot, und hastete unbeholfen auf das Haus zu, wobei er auf alle Welt wie ein verrückt gewordener Dickhäuter wirkte, den außer Gefecht zu setzen der Sinn der Elefantenbüchse war. Hinter ihm hing die Stille des eben eingetretenen Todes düster über Jacaranda Park. Vor sich konnte er die schlanke, anmutige Gestalt Miss Hazelstones erkennen, die auf der Veranda stand. Sie blickte unschlüssig in den wolkenlosen Abendhimmel. Als der Kommandant an ihr vorbei in den Salon stürzte, hörte er sie sagen: »Ich meine, ich hätte es eben donnern hören. Ich glaube, wir bekommen Regen.« Es war gut, wieder dort zu sein, wo die Welt im Lot war, dachte der Kommandant, als er schlaff und erschöpft in den Lehnstuhl sank.
    Gleich darauf kehrte Miss Hazelstone von der Betrachtung des Sonnenuntergangs ins Zimmer zurück. Sie brachte eine Atmosphäre der Ruhe und Lebensbejahung mit herein, wie sie ihr allein, oder zumindest erschien es Kommandant van Heerden so, unter all den Leuten eigen war, die an diesem Nachmittag die Ereignisse in Jacaranda Park erlebten. Dasselbe war von Wachtmeister Els schwerlich zu sagen. Was ihm an Leben in die Quere kam, das bejahte er kein bißchen, schon gar nicht mit etwas, das auch nur leise der Ruhe geähnelt hätte. Der einzige Trost, den Kommandant van Heerden finden konnte, war der Gedanke, daß dem Geräusch nach Els sich und den halben angrenzenden Vorort in die Luft gesprengt hatte. Miss Hazelstone tappte gedankenverloren und mit dem Ausdruck sanfter Melancholie zu ihrem Ohrensessel, setzte sich und wandte ihr Gesicht mit einem Blick tiefster Verehrung einem Gemälde zu, das über dem Kamin hing. »Er war ein guter Mensch«, sagte sie schließlich mit leiser Stimme.
    Kommandant van Heerden folgte ihrem Blick und besah sich das Bild. Es stellte einen Mann in langer Robe mit einer Laterne in der Hand dar, der an der Tür eines Hauses stand, und der Kommandant vermutete, es handele sich um ein weiteres Porträt von Sir Theophilus, dieses Mal, der Robe nach zu urteilen, gemalt, als der große Mann in Indien amtierte. Es trug den Titel »Das Licht der Welt«, was selbst dem Kommandanten bei aller Bewunderung für den Vizekönig ein bißchen weit zu gehen schien. Trotzdem fühlte er sich gezwungen, etwas zu sagen. »Das war er

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