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Tohuwabohu

Tohuwabohu

Titel: Tohuwabohu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Rumgerenne und Aus-den-Fenstern- Gespringe«, sagte er sich. »Ist natürlich nicht gut für einen Mann meines Alters.« Er war mehrere Male bei seinem Arzt gewesen, nur um gesagt zu bekommen, daß er mehr Bewegung brauche.
    »Sie müssen verrückt sein«, hatte der Kommandant zu ihm gesagt. »Ich renne überall im ganzen Ort rum.«
    »Sie wiegen zuviel. Das ist das einzige, was Ihnen fehlt«, sagte der Arzt.
    »Ich bin zweimal zusammengeklappt«, beharrte der Kommandant, »einmal in Jacaranda House und das zweite Mal im Gericht.«
    »Wahrscheinlich das schlechte Gewissen«, sagte der Doktor heiter, und der Kommandant war in mieser Stimmung weggegangen, um sie an Luitenant Verkramp auszulassen.
    Kommandant van Heerden ereilte sein dritter Anfall während der Feier in der Sporthalle, bei der der Polizeikommissar Wachtmeister Els die Belohnung überreichte. Der Kommandant hatte es bereut, Els die Belohnung zugesprochen zu haben, als er hörte, sie würde ihm vom Kommissar persönlich vor einem Publikum, bestehend aus fünfhundertneunundsiebzig Polizisten mit ihren Familien, überreicht werden. Die Aussicht, Els könne aufstehen und eine Dankesrede halten, war nicht dazu angetan, in Kommandant van Heerden irgendwie Begeisterung zu wecken.
    »Hören Sie zu, Els«, sagte er, bevor er auf das Podium kletterte, auf dem der Kommissar schon wartete, »Sie brauchen nicht mehr zu sagen als ›Vielen herzlichen Dank‹. Ich möchte keine lange Rede hören.«
    Wachtmeister Els nickte. Er war gar nicht dazu aufgelegt, Reden zu halten, weder kurze noch lange. Die beiden Männer betraten die Halle.
    Schließlich jedoch verlief der Abend schlimmer, als es selbst der Kommandant vorausgesehen hatte. Der Polizeikommissar hatte soeben von der neuen Würde gehört, die man Wachtmeister Els übertragen hatte, und hatte beschlossen, seine Rede damit zu beenden, daß er die Neuigkeit den versammelten Männern eröffnete.
    »Und so bitte ich nun, Wachtmeister Els nach oben zu kommen und seine Belohnung entgegenzunehmen«, sagte er endlich, »oder sollte ich sagen: Scharfrichter Els?« Unbändiges Lachen und Beifall begrüßten diese Äußerung. »Das stimmt, nennen Sie ihn ruhig Scharfrichter Els«, schrie jemand, und eine andere Stimme rief: »Kaffern-Killer Els.« Der Kommissar bat mit erhobener Hand um Ruhe, als Els aufs Podium geklettert kam.
    »Wir alle wissen, welchen entscheidenden Beitrag Wachtmeister Els zur Lösung des Rassenproblems in Südafrika geleistet hat«, fuhr er unter allgemeinem Gelächter fort. »Ich glaube, ich kann ehrlich sagen, daß es wohl nur wenige Männer in der südafrikanischen Polizei gibt, die der Schaffung eines rassereinen und wirklich weißen Südafrika mehr Hindernisse aus dem Weg geräumt haben als Wachtmeister Els. Aber ich meine jetzt nicht seine vortreffliche Zielsicherheit, noch die Opfer, die er in Verfolgung unseres gemeinsamen Traums, eines Südafrika, in dem es keine Schwarzen gibt, zu bringen für richtig hielt. Ich spreche jetzt von seiner neuen Verpflichtung. Wachtmeister Els wurde dazu ausersehen, das Amt zu übernehmen, den Mann zu hängen, dem wir die leeren Reihen heute Abend zu verdanken haben.« Er machte eine Pause und wandte sich Wachtmeister Els zu. »Ich habe die große Freude, Ihnen als Belohnung für die Verhaftung einer gefährlichen Verbrecherin diesen Scheck zu überreichen«, sagte er und schüttelte Els die Hand. »Henker Els, Sie haben Ihren Mitpolizisten Ehre gemacht.«
    Lautes Hurrageschrei begrüßte die Nachricht von Elsens Ernennung. Els nahm den Scheck und machte kehrt, um wieder auf seinen Platz zurückzugehen.
    »Na, Gott sei Dank«, entfuhr es dem Kommandanten, aber im nächsten Augenblick ertönten von allen Seiten die Rufe: »Eine Rede! Eine Rede! Du mußt eine Rede halten!« Und »Erzähl uns, wie du den Scheißkerl kaltmachst!« Und Els, der verlegen am Rand des Podiums rumstand, war endlich so weit, daß er was sagte.
    »Also«, sagte er zögernd, als das Geschrei verstummt war, »ich nehme an, ihr wollt alle wissen, was ich mit dem Geld mache.«
    Er hielt inne, und der Kommandant schloß die Augen. »Also, vor allem werde ich mich erst mal an meinen Dobermann ranmachen.«
    Das Publikum brüllte vor Begeisterung, und der Kommandant machte einen Moment die Augen auf, um zu sehen, wie der Polizeikommissar die Sache aufgenommen hatte. Der Kommissar lachte kein bißchen.
    »Das ist ein Hund, Sir«, flüsterte ihm der Kommandant eilig zu.
    »Ich weiß, daß das ein

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