Tokatas Todesspur
auch die anderen, schlechte Laune. Er verfluchte die Stunden, die er hier unten verbringen mußte, bis die große Wäsche vorbei war.
Auf dem Betonboden rollten die Gummiräder lautlos voran, und die Männer verschwanden mit ihrer Ladung im Dunst der Waschküche.
Der nächste Wagen.
Wieder standen zwei Männer bereit, um ihn weiterzuschieben. Sie arbeiteten verbissen, die Lippen waren fest zusammengepreßt, sie atmeten nur durch die Nase. Insgesamt waren es zwanzig Wagen, die nach unten fuhren. An diesem Morgen ging alles gut. Keine Leiche lag unter der Wäsche, wie es schon einmal vorgekommen war. In fünf Bottichen wurde die Wäsche gewaschen. Die Männer rührten mit ihren langen Holzstangen die schwere, nasse Kleidung um, fluchten dabei, und je mehr Zeit verging, um so höher kochten die Emotionen. Streit lag in der Luft. Das merkte auch Ozaku, der an der Wand stand und die Leute beobachtete. Wie dicker Nebel umwallte sie der Dunst. Sie waren nur noch als Schatten zu erkennen. Ihre Flüche erreichten Ozakus Ohren, das Spiel kannte er, und er wußte auch, daß es irgendwann zu einer Auseinandersetzung kommen würde. Lange brauchte er nicht zu warten.
Einer drehte durch, riß die Stange aus der Brühe, schwang sie halbhoch und hämmerte sie seinem Kumpan gegen die Brust. Der hatte zwar damit gerechnet, doch die Wucht des Treffers fegte ihn zu Baden.
»Da!« brüllte der andere und drosch noch einmal zu. Diesmal hörten die anderen ein Klatschen und danach ein gurgelndes Geräusch.
Sehen konnten sie nicht viel. Auch Ozaku nicht, denn der große Bottich nahm ihm die Sicht.
Als der andere zum drittenmal zuschlagen wollte, war Ozaku bei ihm.
Nicht daß er etwas gegen Schlägereien gehabt hätte, aber er wollte sie nicht jetzt haben. Jeder war froh, wenn er dieser feuchtheißen Hölle entkam. Schlägereien hielten den Betrieb nur auf, zudem gab es meist anschließend Strafdienst. »Hör auf!« sagte Ozaku.
Der andere hielt tatsächlich inne. Er schaute auf den am Boden liegenden blutenden Mann und dann auf den Boß der Gefangenen. Sein Gesicht verzog sich dabei in die Breite, es sollte wohl ein Grinsen darstellen, doch es wurde nur eine Grimasse.
»Was willst du?« keuchte der Mann. »Du sollst aufhören!«
»Wer sagt das?«
»Ich!«
Der andere lachte. Er war ebenso kräftig wie Ozaku, und er ärgerte sich darüber, daß er nicht der Boß war. Sein Haß auf Ozaku war wie eine gewaltige Flamme, lange unterdrückt, aber endlich hatte sie sich freie Bahn geschaffen.
»Hau ab, Ozaku!« knurrte der Mann. »Hau bloß ab, sonst schlage ich dich zu Brei!«
»Versuch es!«
Da hieb der andere zu. Der Schlag hätte einem Ochsen den Schädel zerschmettert, aber Ozaku war kein Ochse, und zudem konnte er sich geschmeidig bewegen. Er wich aus und sein rechter Arm fegte hoch. Die Hand traf genau. Es hatte sich auch unter den Gefangenen herumgesprochen, daß Ozaku ein Meister des Karate war. Dies stellte er wieder unter Beweis. Seine Handkante kollidierte mit der Stange, und das harte Holz zerbrach, als wäre es aus Pappe. Der andere hielt nur noch einen Rest in der Hand. Das zweite, längere Stück der Stange wirbelte davon und landete irgendwo hinter dem Bottich. Dann griff Ozaku an.
Von zwei Seiten kamen seine Schläge. Die harten Handkanten trafen die Schultern des anderen, sie lähmten seine Armbewegungen, und das hatte Ozaku gewollt. Blitzschnell packte er den Kerl an der Hüfte, hievte ihn hoch Und schleuderte ihn über den Rand des Bottichs hinweg in die milchiggraue Lauge. Der Mann schrie.
Allerdings nur kurz, dann drang die Flüssigkeit in seinen Mund und erstickte den Schrei. Mit Armen und Beinen schlug er um sich, kam hoch und wollte aus dem Bottich klettern, denn die Lähmung hatte nachgelassen. Ozaku schlug wieder zu.
Er machte den Mann fertig. So fertig, daß er von allein nicht mehr aus dem Bottich klettern konnte. Ozaku mußte ihm heraushelfen. Der Typ war mehr tot als lebendig. Er hatte Verbrennungen im Gesicht, an den Armen und Händen. Wenn er nicht schnellstens behandelt wurde, dann starb er. Die Aufpasser kamen zu viert. Schlagstöcke hielten sie bereit.
Sie brauchten nicht einzugreifen. »Es ist alles erledigt«, sagte Ozaku.
Die Männer nickten und schauten auf die beiden am Boden liegenden Gefangenen. Einer pfiff auf einer Pfeife. Dieses Zeichen wurde von zwei Kalfaktoren vernommen, die sofort Bescheid wußten. Sie rannten herbei und schafften die Männer der Reihe nach weg.
Fragen stellte
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