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Tokatas Todesspur

Tokatas Todesspur

Titel: Tokatas Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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niemand. Auch die Wärter nicht. Streitigkeiten zwischen den Gefangenen zu schlichten war nicht ihr Job. Das regelten sie untereinander.
    Leider war Zeit vergangen, und so dauerte es fast eine Stunde länger, bis die Männer endlich Feierabend hatten. Ziemlich geschafft und auch gebückt verließen sie die feuchte Waschküche. Sie tauchten aus dem Dunst auf wie Gespenster, Wesen, die überhaupt nicht in diese Welt gehörten, sondern aus einer anderen Dimension stammen konnten.
    Hintereinander verließen sie die große Waschküche und fuhren mit dem Lastenaufzug hoch.
    Nur Ozaku blieb. Er machte einen letzten Rundgang und schaute nach, ob alles in Ordnung war. Neben dem letzten Bottich fand er einen schmalen braunen Briefumschlag. Er bestand aus Ölpapier und war wasserdicht. Ozaku steckte den Umschlag ein. Auf ihn und seinen Inhalt hatte er lange gewartet. Einer der Aufseher hatte ihn zufällig fallen lassen, und der so harmlos aussehende Inhalt des Briefes würde manchem Gefangenen wieder die bunten Träume bringen. Noch einmal ging er durch die Waschküche. Dabei passierte er auch die Schächte, in die die Lauge gekippt worden war. Unter dem Gitter gurgelte und schmatzte es. Das Wasser befand sich in Bewegung, und das wunderte Ozaku.
    Normalerweise hätte sich die Flüssigkeit längst beruhigt haben müssen.
    Also stimmte hier was nicht.
    Neben dem Schacht blieb der Gangsterboß stehen und schaute mißtrauisch auf das Gitter. Seine sonst so glatte Stirn legte sich in Waschbrettfalten, er blähte seine Nasenflügel wie ein Tier, das etwas wittert.
    Ozaku witterte in der Tat etwas. Gefahr! Er hatte dafür in den langen Jahren einen Sinn entwickelt. Wer immer auf der Hut sein mußte, für den war das Leben eine einzige Quelle von Gefahren.
    Leider war es zu dunstig. Genaues konnte er nicht erkennen, aber das Wasser, vermischt mit der Lauge, schäumte jetzt stärker auf, als würde es von jemandem umgerührt. Da kam er. Er oder es?
    Genau konnte Ozaku es nicht erkennen, aber er sah, daß sich jemand innerhalb des Schachtes befand.
    Wie kam der dorthin?
    Ozaku beobachtete weiter. Etwas stieg aus dem Wasser. Ein gewaltiger Schädel erschien. Viel größer als der eines Menschen, mit nassem Fell bedeckt, auch wesentlich länger. Das Gitter knirschte. Von unten her bekam es Druck. Es war ein Nachteil, daß es mit seinen Enden nicht innerhalb des Betons fest verankert war, sondern nur durch Eisenlaschen gehalten wurde, die schon an- und durchgerostet waren.
    Sie brachen!
    Das Untier hatte freie Bahn.
    Selbst der abgebrühte Ozaku sprang zurück, als er sah, was da aus dem Schacht kletterte.
    Es war eine gewaltige, menschengroße Ratte!
    ***
    Der Aufseher, der Ozaku das Rauschgift im Waschraum hinterlegt hatte, hieß Miko.
    Auf dieser Insel befand er sich etwa ein Jahr, und er war strafversetzt worden. Das verzieh Miko seinen Vorgesetzten nie. Haß- und Rachsucht gehörten zu seinen bevorzugten Gefühlen, nur ließ er sich diese nicht anmerken. Nach außen hin war er der perfekte Beamte, aber er hatte es verstanden, mit Ozaku Kontakt aufzunehmen, und fungierte nun als Bote zwischen dem mehrfachen Mörder und dessen ehemaligen Auftraggebern. Er transportierte nicht nur Rauschgift auf die Insel, sondern auch andere verbotene Dinge wie Tee, Zigaretten oder auch Waffen. Nach der Aufsicht innerhalb der Wäscherei hatte er frei. Vier Stunden lang konnte er sich beschäftigen, bevor der Dienst wieder begann.
    In seiner Bude zu sitzen hatte Miko keinen Nerv. Er wollte ein wenig frische Luft schnappen, wobei das Wort frisch übertrieben war, denn von der Müllkippe her stank es Tag und Nacht mehr als erbärmlich. Der ewige Wind trieb die beißenden Rauchschleier über die Insel, so daß sie immer wirkte, als läge über ihr eine gewaltige Dunstglocke.
    Miko zog sich nicht um. In seiner Uniform verließ er das Zuchthaus durch den Haupteingang. Dort saßen die Posten, und er mußte sich in ein Buch eintragen, bevor das Gitter zur Seite rollte, und er den Komplex verlassen konnte.
    Jenseits des Tores begann eine schmale Straße. Sie führte dem Meer zu, wo ein provisorischer Hafen gebaut worden war. Man hatte ihn so angelegt, daß er durch Felsen geschützt wurde. Sie bildeten einen natürlichen Damm, der nur zum Meer hin offen war, damit die Proviantschiffe und Transportboote einlaufen konnten.
    Auf der Insel gab es auch noch einen zweiten Hafen. Er befand sich nahe der Mülldeponie, denn dort wurde die giftige Fracht abgeladen.
    Miko

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