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Tokatas Todesspur

Tokatas Todesspur

Titel: Tokatas Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wandte sich nach links. Er mußte den Zuchthauskomplex fast umrunden, bevor er auf die Straße gelangte, die zu den leeren Häuserblocks führte.
    Gespenstisch stachen die Kolosse in den Himmel. Graue Mauern, trist, verlassen, mit leeren Fensterhöhlen, die Miko wie dunkle, glotzende Augen vorkamen.
    Auch die Straße war leer. Niemand pflegte sie mehr. Sie war sehr rasch und auch nicht sorgfältig gebaut worden, so daß die Fahrbahndecke Risse zeigte, die manchmal so dick wie ein Arm waren und quer von einer Seite zur anderen liefen. Die Straße führte auf die verlassene Stadt zu. Andere Wege kreuzten sie. Eine verrottete Brücke führte ebenfalls über das graue Band. Es war eine gebogene Fußgängerbrücke, an der das rechte Geländer zum Teil zerstört nach unten hing und über der Fahrbahn schwebte.
    Miko war der einzige, der die Straße ging. Die anderen Aufseher hatten kein Verlangen, die verlassene Stadt aufzusuchen. Sie blieben, wenn sie dienstfrei hatten, in ihren Buden. Miko schaute auf das Meer. Das tat er zu gern. Er beneidete die wogende, graugrüne See, denn sie war in seinen Augen frei, während er sich auf der Insel fast schon wie ein Gefangener fühlte. Einen Monat mußte er jetzt wieder bleiben, vier lange, verdammte Wochen, die er verfluchte und die seinen Haß wieder ansteigen ließen.
    28 Lenze zählte er. Viel zu jung, um auf so einer verdammten Insel zu vergammeln. Er holte eine Schachtel Zigaretten hervor. Zweimal blies der Wind die Flamme des Feuerzeugs aus, dann endlich brannte der Glimmstengel.
    Tief saugte er den Rauch ein. Er blies ihn aus seinen Lungen gegen den grauen Himmel, der ihm irgendwie tief geduckt vorkam, als würde er jeden Augenblick auf die Insel fallen, um sie zu verschlingen.
    Sollte er doch, denn er haßte dieses Eiland, auf dem es nur Öde, Gewalt und Terror gab.
    Als Jugendlicher war er oft ins Kino gegangen. Vor allem Katastrophenfilme hatten ihn fasziniert. Die Insel erinnerte ihn immer an die Bilder aus diesen Filmen, wenn die Landschaft zerstört war und die Städte verfielen.
    Der Wind fuhr über die Insel des Schweigens und brachte den beißenden Gestank der Müllkippe mit. Miko ahnte, daß dort nicht nur normaler Müll gelagert wurde, sondern auch chemische Giftstoffe, doch es kümmerte ihn nicht. Er wollte nicht sein ganzes Leben auf dieser Insel hockenbleiben. Ein flacher Bau stach ihm ins Auge. Er befand sich neben einem hohen Haus und hatte einmal einen Supermarkt beherbergt. Die Eingangsfront, früher ein gläsernes Portal, bestand nur noch aus Scherben. Der Laden selbst war leergeräumt worden. Wenn der Wind zum Sturm wurde, dann wehte er die Scherben über die Insel.
    Miko warf seine Zigarette weg. Sie rollte in einen Kanal. Schon immer hatte er sich das Innere des ehemaligen Supermarkts mal ansehen wollen. Jetzt betrat er ihn. Er ging durch das zerstörte Fenster neben der Tür, und unter seinen Sohlen knirschten die Glassplitter. Es mußten wirklich Vandalen gehaust haben, denn die Regale waren zum großen Teil umgekippt. Sie bildeten Hindernisse, über die Miko steigen mußte.
    Alles war leergeräumt. Auch die Verkaufsstände inmitten der Gänge. Auf einigen Schildern waren noch Preise zu lesen. Die Kassen verrotteten ebenso wie die Einkaufskörbe, die man zurückgelassen hatte, denn sie standen in einem wahren Wirrwarr durcheinander.
    Suko blieb stehen. Er wollte sich eine neue Zigarette anzünden und hielt das Stäbchen schon in der Hand, als er vor sich ein Geräusch hörte.
    Etwas schrammte über den Boden, wurde weitergeschleift und kam dann zur Ruhe.
    Im ersten Augenblick dachte Miko an den Wind, der in das Innere des ehemaligen Supermarkts fuhr, dann jedoch entdeckte er einen der metallenen Einkaufswagen, der wie von Geisterhänden angestoßen quer durch den Verkaufsraum fuhr. Doch da war niemand, der den Wagen hätte anstoßen können. Miko befand sich als einziger Mensch innerhalb des leeren Supermarkts, wenigstens nahm er das an. Oder sollte sich noch ein anderer Kollege mit ihm zusammen hier aufhalten? Er ging weiter.
    Diesmal jedoch vorsichtig und gespannter, denn die innere Unruhe hatte ihn nicht losgelassen. Er wußte genau, daß da irgend etwas lauerte, das überhaupt nicht hierher paßte. In der Mitte stand noch ein Regal. Es war auch nicht so leicht umzukippen, denn breite Schrauben hielten es im Boden fest. Wenn jemand den leeren Einkaufswagen angestoßen hatte, dann mußte mich dieser jemand von Miko aus gesehen hinter dem Regal

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