Tokatas Todesspur
letzten Reste nach innen in den Korridor flogen, und mit ihnen kam die Bestie. Nicht die Katze, sondern die riesenhafte Dogge mit den beiden mörderischen Kieferhälften.
Ihr Knurren hallte wie Donner in den Ohren des angstgepeinigten Mannes. In seiner Furcht warf er sich herum, wollte wieder in das Wohnzimmer fliehen und bemerkte zwei Dinge buchstäblich aus den Augenwinkeln.
Von der schmalen, Diele aus führte eine weitere Tür in irgendeinen Raum. Diese Tür flog auf.
Als die Mörderdogge sprang, erschien eine schwarze, riesenhafte Gestalt mit menschlichen Umrissen. Und diese Gestalt hielt ein Schwert in der Hand. Tokata war da!
***
Da peitschten Schüsse!
Ozaku hatte bereits mit dem Leben abgeschlossen. Er sah sich schon als Beute dieser mordgierigen Riesenratte, als schwere Kugeln in den Körper hieben und die Ratte durchschüttelten. Blut spritzte aus den Wunden. Die Tropfen klatschten auch in Ozakus Gesicht, doch das war ihm egal, wenn er nur sein Leben retten konnte. Mit letzter Kraft klammerte er sich am Rand des Schachts fest, das Wasser schwappte gegen sein Gesicht, und er hörte das Krachen der Waffen. Es klang wie Musik in seinen Ohren.
Die Ratte wurde herumgewirbelt.
Sie quiekte schrill auf, drehte durch, und dann trafen auch die großkalibrigen Gewehrgeschosse ihren Kopf. Er wurde zerstört.
Plötzlich vernahm Ozaku Schritte, dann tauchten zwei Uniformierte neben dem Schacht auf und streckten ihre Arme aus. Ozaku hatte nie viel von Uniformierten gehalten, seien es nun Polizisten oder Gefängniswärter gewesen, in diesem Augenblick jedoch begrüßte er das Erscheinen dieser Männer. Sein Messer hatte er längst fallen lassen. Es war in der Tiefe des Schachts verschwunden. Hilfreiche Hände griffen zu und hievten ihn aus dem Schacht.
Völlig erledigt blieb der Mörder liegen. Er keuchte, hustete, würgte und schnappte nach Luft. Um ihn herum kreiste ein Stimmenwirrwarr. Er nahm es nur im Unterbewußtsein wahr, konnte nicht verstehen, was gesprochen wurde. Es war ihm auch egal.
Als die Spannung langsam abklang, da spürte er wieder die Schmerzen im Arm. Sie bissen regelrecht, und Ozaku preßte die Zähne aufeinander, um nicht zu schreien. Schließlich kümmerte man sich auch um ihn. Die beiden Männer, die ihn rausgeholt hatten, standen an seiner Seite und beugten sich vor. Ihre Gewehre hatten sie über die Schultern gehängt.
»Kannst du aufstehen?«
Es war die rauhe Stimme eines Oberaufsehers, die den Mörder zu einem Nicken veranlaßte. Das war zu optimistisch gedacht, denn sie mußten ihm helfen, um auf die Beine zu kommen. Allein konnte er kaum stehen, so daß die anderen ihn stützten. »Danke!« keuchte er. Es war ein Wort, das er schon seit Jahren nicht mehr über die Lippen gebracht hatte. Die beiden Aufseher führten ihn dorthin, wo die Ratte lag. Die tote Ratte!
Sie war regelrecht durchlöchert worden. Der nasse Körper wies zahlreiche Einschußstellen auf, aber erst die Kugeln, die ihren Kopf getroffen und zerstört hatten, waren tödlich gewesen. Zu sechst waren die Aufseher erschienen. Vier von ihnen standen ratlos um den Rattenkadaver herum. Die Mündungen ihrer Gewehre wiesen noch auf ihn.
Auch Ozaku mußte sich so hinstellen, daß er die zerschossene Riesenratte sehen konnte.
»Hast du eine Erklärung?« wurde er gefragt.
Er schüttelte den Kopf.
»Wie ist sie überhaupt aus dem Schacht gekommen?« Der Mörder berichtete mit stockenden Worten.
Die Männer hörten ihm zu, und ihren Gesichtern war anzusehen, daß ihnen bei dem Bericht ziemlich flau wurde. Einer sprach genau das aus, was alle dachten. »Wir müssen damit rechnen, daß noch mehr von diesen Viechern herumlaufen.«
Niemand gab eine Widerrede.
»Und wie habt ihr mich gerettet?« fragte Ozaku.
»Uns fiel auf, daß du nicht zurückgekehrt warst. Vier Leute des Wachpersonals schauten nach. Sie sahen dich und die Ratte. Sei froh, daß du noch lebst.«
»Ja, verdammt«, keuchte Ozaku, »das bin ich!«
Der Oberaufseher verließ die Gruppe. Seine Schritte waren schleppend, als er auf die Schachtöffnung zuging, den Blick senkte und das Wasser sah.
»Wir müssen sie wieder verschließen«, sagte er nach einer Weile.
»Aber wie?« fragte ein anderer. »Diese Viecher brechen doch alles auf mit ihren Kräften.« Da hatte der Mann recht.
Eine Diskussion über dieses Problem erübrigte sich, denn das Wasser im Schacht begann zu brodeln, und im nächsten Augenblick erschien ein weiteres Wesen. Es war allerdings
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