Tokatas Todesspur
sprang auf. »Was ist?« rief ich.
Irritiert blieb er einen Moment stehen. »Genaues kann ich nicht sagen, aber sehen Sie es sich selbst an.« Das wollten wir auch.
***
Miko wußte mit dieser neuen Gestalt nichts anzufangen, es war ihm auch egal, er wollte nur sein Leben retten, und das hing an einem seidenen Faden.
Bevor er den Job im Gefängnis übernommen hatte, war er ausgebildet worden. Die Verantwortlichen wußten, daß die Gefangenen verflucht harte Brocken waren, und deshalb sollten sich die Aufseher wehren können. Man machte sie mit den verschiedensten Kampftechniken vertraut, und die Ausbildung, regelrecht eingedrillt, kam dem Aufpasser nun zugute. Mit einer geschmeidigen Bewegung warf er sich zur Seite.
Das war gut so, denn sonst hätte ihn die Klinge womöglich noch getroffen und nicht die Dogge.
Sie befand sich im Sprung und hatte Miko an die Kehle gewollt. Jetzt war ein neuer Gegner aufgetaucht, ein alter Samurai, ein dämonisches Wesen wie der Hund. Von Beginn an stand fest, daß sich die beiden als Gegner gegenüberstanden.
Die Riesendogge war es bisher gewohnt, nur zu gewinnen. Sie riß auch die dämonischen Ratten, aber Tokata war keine Ratte.
Sein gefährliches, in der Hölle geschmiedetes Schwert wischte durch die Luft. Die Klinge kam von oben nach unten, mit ungeheurer Wucht geschlagen.
Als Miko zu Boden prallte, da hatte Tokata bereits seinen Sieg errungen.
Das Schwert, richtig eingesetzt, hatte die gefleckte Dogge in der Mitte geteilt!
Doch noch war die Katze da.
Hinter der Dogge hatte sie gelauert. Obwohl der Hund von Tokata getötet worden war, dachte sie nicht im Traum daran, aufzugeben. So etwas widersprach ihrer Natur. Etwa von der Türschwelle her stieß sie sich ab. Ein gräßliches Fauchen begleitete ihren Sprung, und sie wollte ihren Körper gegen den des Samurais rammen.
Tokata drehte sich auf der Stelle. Sein Schwert machte die Bewegung mit. Blut tropfte von der Klinge und spritzte auch gegen den am Boden liegenden Miko. Dann passierte es.
Die übergroße Katze sprang genau in die Klinge hinein. In der engen Diele konnte sie nicht mehr ausweichen, die Klinge spießte sie regelrecht auf.
Tokata lachte wild. So war er in seinem Element. Er hielt den Griff hart umklammert und zog die Klinge mit einem Ruck in die Höhe, wobei er die Katze völlig zerstörte. Als Kadaver blieb sie am Boden liegen. Nicht einmal mehr ein Zucken ging durch ihre Gestalt.
Miko hatte das alles mit ansehen müssen. Dieser Kampf war sehr schnell gegangen, nicht einmal fünf Sekunden hatte er gedauert, und Tokata hatte damit seine Gefährlichkeit bewiesen. War er ein Freund oder ein Feind?
Miko wußte es nicht. Er hatte sich nicht einmal die Gestalt des Samurai richtig ansehen können, aber er sollte bald Gelegenheit bekommen, dies zu tun, denn Tokata schwang herum, und nicht nur er, sondern auch sein gefährliches Schwert, dessen Klinge noch vom Blut der getöteten Tiere gefärbt war. Miko hatte aufstehen wollen, doch plötzlich sah er die Klinge dicht vor sich.
Die Bewegungen des Aufsehers erstarrten. Miko wußte genau, wann er keine Chance mehr hatte, und gegen diesen Hünen hatte er keine. Er schielte nur nach oben, entlang der Schwertbreite, und er sah das Gesicht des Unheimlichen, vielmehr dessen Maske, denn was dahinter lag, war kaum zu erkennen. Miko wurde klar, daß ihn dieses Wesen nicht gerettet hatte, weil er ihm aus Freundschaft verbunden war, nein, er wollte etwas von ihm. Wahrscheinlich seinen Tod. Eine Daumenlänge vielleicht, weiter war die Spitze nicht von seiner Brust entfernt. Miko bekam das große Zittern. Plötzlich stand er unter Strom, er empfand wieder die gleiche Angst, die er schon einmal gehabt hatte, als er den Tieren gegenüberstand. Der hier war nicht besser.
Tokata mußte sich bücken, sonst hätte er mit dem Kopf die Decke durchstoßen. Er war ein schwarzes mörderisches Ungeheuer, eine Gestalt aus einem höllischen Traum. Miko begann zu zittern. Er ahnte, daß der andere etwas von ihm wollte, aber er traute sich nicht, danach zu fragen. Dafür redete Tokata. Die Worte erinnerten Miko an ein fernes Grollen, sie drangen schaurig unter der Maske hervor, und er empfand einen noch größeren Schrecken. »Wer bist du?«
Stotternd nannte Miko seinen Namen.
»Du lebst auf der Insel?«
»Ja.«
»Kennst du mich?«
Miko überlegte. Er wußte zwar, daß sich um die Insel des Schweigens einige Legenden rankten, aber diese Gestalt konnte er nicht einordnen.
Sie war,
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