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Tokatas Todesspur

Tokatas Todesspur

Titel: Tokatas Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auf einen trugen die meisten Männer Uniformen. Sie gehörten zum Gefängnispersonal. Sogar ein Kran befand sich am Pier. Er fuhr seinen langen Arm aus, um den Nachschub aus dem Bauch des Proviantschiffes zu holen.
    Wie hieß der Zuchthausdirektor noch? Kamosana. Und so stellte sich der Zivilist auch vor. Er war ein Mann in mittleren Jahren, und er lächelte wie fast alle Japaner.
    »Ihnen, Mr. Sinclair, scheint die Überfahrt nicht so gut bekommen zu sein«, bemerkte er und schaute in mein blasses Gesicht.
    »Ich habe mich auch schon besser gefühlt«, gab ich ehrlich zu.
    Kamosana lachte. »Das geht Ihnen nicht allein so. Ich habe mich auch nicht daran gewöhnen können. Wenn ich an Land will, dann nehme ich lieber den Hubschrauber.«
    Damit gab er mir ein Stichwort. Ich dachte an die leistungsstarken Funkgeräte, die uns der Kommissar der Abwehr mitgegeben hatte. Durch sie waren wir nicht völlig von der Außenwelt abgeschnitten und konnten Hilfe holen.
    Der Zuchthausdirektor warf einen Blick zum grauen Himmel hoch. »Das sieht nach Regen aus. Sollen wir nicht lieber in mein Büro gehen und uns dort unterhalten?«
    Damit waren wir einverstanden.
    Durch ein Tor gelangten wir in ein offenes Karree. Drei Seiten wurden von grauen Betonmauern eingenommen. Ein verdammt deprimierendes Bild. Und auch die viereckigen Fensterhöhlen in dem Mauerwerk konnten den Gesamteindruck nicht auflockern. Wer hier einmal saß, war verraten und verkauft. Kamosana schien zu bemerken, daß mir diese Gefangenenburg nicht gefiel. Er sprach mich darauf an. »Sie dürfen die Leute, die hier einsitzen, wirklich nicht mit normalen Maßstäben messen, Mr. Sinclair. Das ist Abschaum.« Er nickte einem Posten zu, der uns die Tür aufhielt, damit wir das Innere des Zuchthauses betreten konnten.
    »Ich denke über einen modernen Strafvollzug anders«, erwiderte ich getreu meiner Rolle.
    »Hat sich denn in den Staaten dadurch etwas verbessert?«
    »Ich komme aus England.«
    »Sorry. Die Frage gilt auch für Ihr Land.«
    »Möglich. Es hat sich zumindest nichts verschlechtert. Und Stagnation ist ja heute im Zeichen des Rückschritts schon fast ein Fortschritt.«
    Eine gequälte Philosophie, die ich da von mir gab. Ich hoffte nur, daß mein Gesprächspartner mir sie abnahm.
    »Wenn Sie meinen, Mr. Sinclair.«
    Dabei schaute er mich und Suko an.
    Der Chinese lächelte und nickte.
    Wir befanden uns im Verwaltungstrakt. Die Gänge waren zwar auch kahl, doch hin und wieder hatte man die Wände mit einem Bild geschmückt. Billige Reproduktionen, hier jedoch kamen sie zur Geltung.
    Auch die Tür zum Büro des Direktors konnte man als schmucklos bezeichnen. Nicht einmal ein Namensschild war daran angebracht. Dafür hatte es jemand mit zwei Schrauben seitlich an der Wand befestigt.
    Kamosana ließ uns eintreten. »Erwarten Sie hier keinen Pomp, Gentlemen. Ich habe mein Büro zweckmäßig und nüchtern einrichten lassen.«
    Ich hatte einen anderen Ausdruck dafür. Kahl. Wirklich kahle Wände. Ein Schreibtisch, zwei Besucherstühle, ein Stuhl für den Chef, einige Aktenschränke und eine Verbindungstür in den Nebenraum. Sie war geschlossen.
    »Möchten Sie etwas trinken? Ich kann Ihnen auch Alkohol anbieten«, fügte er mit einer Art Verschwörermiene hinzu und hob dabei beide Augenbrauen.
    »Nein, nein, danke.« Ich lehnte für Suko direkt mit ab. »Wir sind ja hergekommen, um zu arbeiten.«
    »Das ist richtig.« Der Direktor ließ sich hinter seinen Schreibtisch fallen und blickte an uns vorbei durch das Fenster. »Ein langer Winter steht bevor. Seien Sie froh, daß wir noch keinen Schnee haben, dann hätten Sie nicht viel sehen können, denn wie ich gehört habe, möchten Sie noch die Insel besichtigen.«
    »Das hatten wir vor.«
    »Interessieren Sie sich wirklich für verlassene Städte oder stinkende Müllkippen?«
    »Auch.«
    »Und wofür noch?«
    »Die Insel des Schweigens hat ihre eigene Geschichte, wie wir erfahren haben«, sagte ich.
    »O nein, Sie glauben den Unsinn doch nicht etwa?« Ich hob die Schultern.
    »Mr. Sinclair, ich weiß, was alles erzählt wird. Ich bin jetzt einige Zeit auf diesem Posten, und ich kann versichern…« Was er mir versichern wollte, sprach er nicht aus, denn wir wurden gestört. Jemand stieß ohne anzuklopfen die Tür auf und taumelte in das Büro.
    Der Mann hatte Mühe, ruhig zu bleiben und ein Wort hervorzubringen, außerdem sprach er japanisch, aber was er sagte, ließ den Zuchthausdirektor bleich werden. Kamosana

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