Tokatas Todesspur
Artgenossin geschehen war, und verzögerte ihren Sprung. Sie zog sich sogar zurück. Für Miko sah es wie eine Flucht aus.
Dagegen hatte Tokata etwas.
Er war schnell. Vier Schritte brachten ihn in die Nähe des Riesentieres, dann fuhr sein Arm vor und mit ihm auch das gefährliche, in der Hölle geschmiedete Schwert.
Die Spitze drang in den Kopf der Ratte.
Miko schloß die Augen, weil er dieses Bild nicht mit ansehen konnte.
Das Riesentier zuckte noch. Tokata lief hin und schlug ein zweites Mal zu. Die Ratte starb!
Hohl und triumphierend lachend kehrte der Samurai des Satans auf die Lichtung zurück. Er schwang sein Schwert, dessen Klinge vom Blut der getöteten Tiere gefärbt war.
Das Lachen erzeugte bei Miko eine Gänsehaut. In den letzten Sekunden hatte er erlebt, wie gnadenlos dieser Samurai war, und seine Fluchtchancen sanken damit für ihn auf den absoluten Nullpunkt.
Tokatas Todesspur aber führte weiter…
***
Für die versammelten Männer war es ein Bild des Grauens, als sie das Gesicht des Toten dicht über der Wasseroberfläche entdeckten. Das Wasser war zwar trübe und schmutzig, trotzdem konnten sie die Gesichtszüge genau sehen. Sie waren irgendwie verzerrt, der Mund hatte sich verzogen. Es schien, als würde auf dem Gesicht des Toten ein breites, wissendes Grinsen liegen.
Aber war er wirklich tot?
Namenlos wurde das Entsetzen der Männer, als sie sahen, wie der Tote plötzlich einen Arm hob und sich mit seinen weißbläulich schimmernden Fingern am Rand des Schachts festklammerte. »Das ist ja Mishiku!«
Einer der Aufseher sprach das aus, was alle dachten. Sie kannten den Toten, denn er hatte einmal in dieses Zuchthaus gehört. Er war ein Gefangener gewesen, der sich gegen die innere Hierarchie des Zuchthauses aufgelehnt hatte. Vor allen Dingen gegen Ozaku! Das hatte der Mann nicht überlebt. Ozaku hatte ihn mit dem Messer getötet, das er auch gegen die Riesenratte eingesetzt hatte.
Und jetzt war Mishiku zurückgekehrt. Die Hölle hatte ihn ausgespuckt, sie wollte ihn nicht mehr haben. Emma-Hoo schickte seinen grauenvollen Diener, um sich an den Lebenden zu rächen. Die Männer waren so entsetzt, daß sie vergaßen zu schießen. Sie hielten die automatischen Gewehre umklammert, ihre Gesichter waren bleich und die Augen groß, mit denen sie auf den lebenden Toten starrten, der langsam aus dem Schacht stieg. Er hatte jetzt beide Hände auf den Boden vor dem Schacht aufgestützt, zögerte einen Moment, und es schien, als müsse er erst genügend Kraft für seine weiteren Aktionen sammeln. Dann kletterte er vollends aus dem Schacht. Er trug noch die gleiche Kleidung wie vor Monaten, als sie ihn in einen Sack genäht und ins Wasser geworfen hatten. Sein Haar schien noch weiter gewachsen zu sein, denn es hing ihm lang und naß in die Stirn. Zwischen Hosengürtel und Hals war deutlich der Einstich zu sehen, wo ihn das Messer getroffen und getötet hatte. Für Ozaku war es besonders schrecklich, mit seinem eigenen Opfer konfrontiert zu werden. Den Angriff der Ratte hatte er einigermaßen verkraften können, doch hier versagten seine Nerven, auch deshalb, weil der Blick dieses Zombies ihn allein traf.
Der Ermordete wollte seinen Mörder töten! Paradox, aber es stimmte.
Mishiku war als lebender Toter zurückgekehrt, um schreckliche Rache zu nehmen. Ozaku schaute sich um. Sein Mund bewegte sich heftig, er atmete schnell und keuchend, sein Blick irrte von einem zum anderen.
»Verdammt!« knirschte er. »So helft mir! Ihr könnt doch nicht zusehen, wie mich dieses Monster fertigmacht. Verflucht, das könnt ihr nicht!«
Die anderen Männer blieben stumm. Vielleicht vor Angst, vielleicht aber wollten sie wissen, was nun geschah, wenn der Ermordete seinem Mörder gegenüberstand. Jeder wußte, daß Ozaku diesen Mann umgebracht hatte, nur beweisen konnte man nichts. Jetzt sollte der Killer vor Angst vergehen, das wollten die Männer. Lange genug hatte er die Gefangenen und Aufseher malträtiert, nun sollte er selbst das Grauen erleben.
Ozaku sah, daß ihm hier keiner helfen wollte. Sie gönnten es ihm, wenn der lebende Tote ihn töten wollte. »Ihr Schweine!« brüllte er. »Ihr verdammten Schweine! Ihr wollt mich verrecken lassen, wie? Ihr wollt sehen, wie ich gekillt werde!«
Wild schüttelte er den Kopf. Seine nassen Haare flogen. In den dunklen Augen leuchtete ein unheimliches, gespenstisches Feuer. Unter der Gesichtshaut traten hart und scharf die Wangenmuskeln hervor. Noch immer klebte Blut
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