Tokatas Todesspur
für ihre Ohren bestimmt. Dafür war die Sache zu brisant.
Kamosana gab ein paar Anweisungen, und seine Leute trollten sich. Suko blieb neben dem Schacht stehen, während ich mich an den Zuchthausdirektor wandte.
»Was ich Ihnen jetzt sage, muß unter uns bleiben, Mr. Kamosana, verstehen Sie?«
»Ja.«
»Gut. Sie kennen mich nur als Kollegen, meinen Partner natürlich auch. Das sind wir allerdings nicht. Man hat uns in einer anderen Funktion auf diese Insel geschickt. Wir sind in Wirklichkeit Polizeibeamte von Scotland Yard und arbeiten eng mit der Regierung Ihres Landes zusammen.«
»Was sind Sie?«
Ich wiederholte noch einmal unsere Berufe, und der Zuchthausboß schüttelte den Kopf. »Das kann ich einfach nicht glauben«, erwiderte er.
»Sind Sie vielleicht als Spitzel eingesetzt?« Als er dies fragte, verdüsterte sich sein Gesicht.
»Nein, auf keinen Fall, wir sollen uns nur um das Geheimnis dieser Insel kümmern.«
»Sie als Ausländer?«
»Ja.«
»Aber das ist kaum möglich.« Er hob die Schultern. »Ich kenne die alten Legenden, die sich um dieses Eiland ranken. Sie beruhen leider auf Tatsachen. Das Auftauchen des Zombies und der Riesenratte kann man als eine unmittelbare Folge bezeichnen, wenn Sie verstehen.«
Ich holte weiter aus und erklärte ihm unsere Funktionen genauer. Von Geisterjägern hatte er noch nie in seinem Leben etwas gehört. Dies war ihm völlig unbekannt, so konnte er auch nur ungläubig den Kopf schütteln.
»Glauben Sie mir, wir binden Ihnen hier keinen Bären auf, Mr. Kamosana.«
»Aber wie wollen Sie das Übel packen?«
»Kennen Sie Tokata?«
»Den Samurai des Satans?«
»Ja. Wir rechnen damit, daß er sich auf der Insel aufhält oder noch ankommt. Er will den heiligen Fächer finden, von dem Sie sicherlich auch schon gehört haben. Gleichzeitig will auch der Goldene Samurai den Fächer haben, und da die beiden Todfeinde sind, muß es zwangsläufig zu einer Auseinandersetzung zwischen ihnen kommen. Einer nur kann Sieger bleiben, und diesen Kampf, den wollen wir uns anschauen.«
»Aber der hat doch schon vor Jahrtausenden stattgefunden«, warf der Zuchthausdirektor ein.
»Natürlich. Nur hat es damals keinen Sieger gegeben. Beide existieren noch, und beide wissen, daß die Welt für zwei von ihrer Sorte zu klein ist.«
»Ja, das kann sein. Und jetzt glauben Sie, daß sich der Kampf in diesen Tagen wiederholen wird?«
»Sie wollen den heiligen Fächer. Und dann stoßen sie zwangsläufig aufeinander.«
Kamosana schaute mich an. »Was wollen Sie dann auf dieser Insel, Mr. Sinclair?«
Ich verzog meinen rechten Mundwinkel. »Wir wollen, wenn eben möglich, die lachenden Dritten sein.«
»Das schaffen Sie nie.«
»Und warum nicht?«
»Wenn ich die alten Legenden richtig begriffen habe, dann sind die beiden so gut wie unbesiegbar. Wie sollte es ein Mensch schaffen, Dämonen zu töten?«
»Diese Frage ist legitim. Ich habe sie sogar erwartet, aber lassen Sie das nur unsere Sorge sein. Zudem möchte ich gern, daß Sie mir helfen.«
»Ich?«
»Ja.«
»Aber ich kann nichts tun. Ich muß froh sein, wenn ich am Leben bleibe…«
»Sie brauchen natürlich nicht aktiv in die Auseinandersetzung einzugreifen, Mr. Kamosana, sondern uns nur mit Informationen über die Insel des Schweigens versorgen. Mehr verlangen wir nicht von Ihnen. Wirklich nicht.«
»Wie haben Sie sich dann alles vorgestellt?« fragte der Direktor mit belegter Stimme.
»Noch gar nicht.«
Kamosana erschrak. »Gütiger Himmel, Sie wollen doch nicht so einfach in einen…«
Ich unterbrach ihn. »Improvisieren gehört zu unserem Job. Es ist wirklich keine Routinearbeit. Wir müssen uns auf jeden Fall neu einstellen, glauben Sie mir.«
Er hob die Schultern. »Aber was machen wir mit den Gefangenen?«
»Wir müssen die Insel wahrscheinlich evakuieren.«
»Das geht nicht!«
»Warum nicht?«
»Mr. Sinclair, Sie kennen die Gefangenen nicht. Sie würden meutern. Hier sitzen die gefährlichsten und schwersten Verbrecher Japans ein. Das sind menschliche Bestien. Wenn wir sie jetzt auf ein Schiff bringen, dann drehen sie durch, da machen sie die Besatzung fertig, glauben Sie mir.«
Bisher hatte ich für die Argumente des Zuchthausdirektors immer ein Gegenargument gefunden. Hier schaffte ich es nicht.
Der Mann kannte sich aus, er lebte mit den Gefangenen. Ich mußte ihm recht geben. Die Schwerverbrecher würden ihre Chance eiskalt nutzen und ausbrechen.
»Es sieht schlecht aus«, sagte
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