Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Titel: Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
Vom Netzwerk:
hatte.
    «Ich glaube Ihnen nicht», sagte ich, um Zeit zu schinden. «Was haben die Ihnen geboten, das so viel wert gewesen wäre? Geld kann es ja nicht gewesen sein – Sie sind noch immer ein beamteter Erbsenzähler im billigen Anzug, fünfunddreißig Jahre danach.»
    Er zog ein übertrieben mitleidiges Gesicht. «Sie sind so ein Tölpel, Rain. Sie kapieren einfach nicht, wie es zugeht in der Welt. Man tauscht Informationen gegen Informationen aus, so läuft das Spiel. Ich hatte eine Quelle, die mir Informationen über die Bewegungen der nordvietnamesischen Armee lieferte – Informationen, die von entscheidender Bedeutung für die Angriffe unserer B-52-Bomber waren, mit denen wir den Nachschub über den Ho-Chi-Minh-Pfad stoppen wollten. Und obwohl die Einsätze der SOG keinen großen operativen Schaden anrichteten, war der Norden stinksauer auf euch Cowboys, weil sie wegen euch dastanden, als könnten sie nicht mal vor ihrer eigenen Haustür für Ordnung sorgen. Deshalb wollten sie Infos über die SOG haben, und sie waren bereit, viel dafür zu bezahlen, und zwar mit eigenen Informationen. Ich hab sozusagen Kuhscheiße gegen Gold getauscht.»
    Ich wusste, es war die Wahrheit. Es gab nichts mehr zu sagen.
    «Ach ja, ich hab noch was Interessantes für Sie, bevor meine Männer Sie rausschaffen, in den Hinterkopf schießen und Ihre Leiche verschwinden lassen», fuhr er fort. «Ich weiß alles über ‹Crazy Jake›. Ich habe Sie für den Einsatz vorgeschlagen, ihn aus dem Weg zu räumen.»
    Mein Hals schnürte sich zu. Ich konnte nicht sprechen.
    «Zugegeben, es war reines Glück, dass das Problem mit seiner kleinen, privaten Montagnard-Armee auf meinem Schreibtisch landete. Aber ich kannte genau den Richtigen, um es zu lösen – seinen alten Schulfreund John Rain. Kein anderer wäre nah genug an ihn rangekommen.»
    Es war das Ende. Ich würde sterben. Mein Verstand schaltete sich ab, und eine seltsame Ruhe überkam mich.
    «Hinterher hab ich es ein bisschen rumerzählt. Eigentlich war es streng vertraulich, aber ich hab dafür gesorgt, dass die richtigen Leute davon erfuhren. ‹Mal ganz unter uns›, ist das nicht immer ein hübscher Auftakt? Man könnte genauso gut sagen: ‹Bringen Sie's in die Zeitung.› Einfach toll.»
    Auf einmal musste ich daran denken, wie ich zum ersten Mal auf den Fuji gestiegen war. Ich war mit meinem Vater zusammen, und wir waren beide nicht warm genug angezogen. Wir sagten abwechselnd, dass wir lieber umkehren würden, und der jeweils andere bestand dann darauf weiterzugehen, bis wir es schließlich auf den Gipfel geschafft hatten. Wenn wir später darüber sprachen, mussten wir immer darüber lachen, und mein Vater hatte die Geschichte immer gern erzählt.
    «Ich kann Ihnen sagen, John, das hat die Leute ganz schön beunruhigt. Was ist das für ein Mensch, der seinen besten Freund umlegt? Sich einfach an ihn ranschleicht und ihm eine Kugel verpasst? Jedenfalls kein Mensch, dem man noch vertrauen kann, das steht fest. Keiner, den man befördern kann, für dessen Karriere man was tun sollte. Ich schätze, diese klitzekleine Mal ganz unter uns-Info hat Ihrer Laufbahn beim Militär so ziemlich den Todesstoß versetzt, was? Seitdem sind Sie bloß noch ein mörderischer, halbblütiger Handlanger für diejenigen, die es weitergebracht haben als Sie.»
    Mein alter Herr hatte diese Geschichte immer so gern erzählt. Und wie froh er war, dass wir uns abwechselnd gegenseitig angespornt hatten, bis wir es schließlich geschafft hatten.
    «Zunge verschluckt, Rain?»
    Ja, es war eine schöne Erinnerung. Nicht schlecht, um sich beim Abgang von der Bühne daran festzuhalten.
    Er stand auf und wandte sich an die beiden Männer an der Tür. «Erledigt ihn nicht hier – das ist zu nah am Marinestützpunkt. Das Militär hat noch immer seine Zahnarztunterlagen und könnte die Leiche identifizieren. Nicht, dass noch jemand auf den Trichter kommt, dass er mal was mit amerikanischen Dienststellen zu tun hatte – oder mit mir. Schafft ihn irgendwohin und lasst ihn liegen, wenn ihr mit ihm fertig seid.»
    Einer der Männer hielt ihm die Tür auf, und er ging hinaus.
    Ich hörte, wie Autotüren geöffnet und geschlossen wurden, dann die Reifen von zwei davonfahrenden Wagen über den Kies knirschen. Wir waren in drei Wagen gekommen, also war nur noch einer da. Ich wusste nicht, ob draußen noch mehr Männer waren.
    Die beiden blieben mit gleichmütiger Miene an der Tür stehen.
    Tief aus meinem Innersten

Weitere Kostenlose Bücher