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Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Titel: Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Auswahl an Single Malt Whiskys. Mama hat gesagt, Sie seien ein echter Kenner.»
    «Mama schmeichelt mir», sagte ich und dachte, wenn ich nicht aufpasste, würde Mama irgendwann noch eine ganze Akte über mich zusammenstellen und sie jedem Interessierten vorlegen. «Ich bezahle rasch meine Getränke.»
    Sie lächelte. «Schon erledigt. Gehen wir.»
    «Sie haben meine Rechnung bezahlt?»
    «Ich hab dem Manager gesagt, dass die Person, die ganz vorn in der Mitte sitzt, mein Gast ist.» Sie wechselte ins Englische: «Es geht also alles aufs Haus, wie?» Sie lächelte, freute sich, diese Redewendung einmal anbringen zu können.
    «Tja dann», sagte ich. «Danke.»
    «Können Sie noch ein paar Minuten warten? Ich muss noch mal kurz hinter die Bühne, mich um ein paar Sachen kümmern.»
    Hinter der Bühne an sie ranzukommen würde wohl keiner riskieren. Falls sie zuschlagen wollten, dann draußen. «Ja, klar», sagte ich, stand auf und drehte mich um, so dass ich der Bühne den Rücken zuwandte und in den Raum blickte. Aber inzwischen herrschte ein solches Gewimmel, dass ich Mr. Gleichgültig nicht entdecken konnte. «Wo treffen wir uns?»
    «Genau hier – in fünf Minuten.» Sie drehte sich um und verschwand hinter der Bühne.
    Fünfzehn Minuten später tauchte sie wieder auf. Sie hatte sich einen schwarzen Rollkragenpullover angezogen, Seide oder ganz feines Kaschmir, und eine schwarze Hose. Das Haar fiel ihr locker auf die Schultern, umrahmte ihr Gesicht völlig ebenmäßig.
    «Tut mir Leid, dass Sie warten mussten. Ich wollte mich umziehen – so ein Auftritt ist Schwerstarbeit.»
    «Kein Problem», sagte ich und betrachtete sie aufmerksam. «Sie sehen toll aus.»
    Sie lächelte. «Jetzt aber los! Die anderen warten vorn. Ich habe einen Bärenhunger.»
    Wir gingen durch den Vordereingang, vorbei an einer ganzen Reihe von wartenden Fans, die ihr dankten, als sie nach draußen kam.
    Wenn du an sie herankommen wolltest und den Zeitpunkt relativ genau abstimmen könntest, dachte ich, würdest du unten an der Treppe des Caffe Idee warten, weil du von da aus sowohl den Vordereingang als auch die Seiteneingänge im Blick hättest.
    Und wirklich, da war Mr. Gleichgültig und schlenderte betont lässig von uns weg.
    So viel zu den von Benny versprochenen achtundvierzig Stunden, dachte ich. Wahrscheinlich war das seine Version der Maxime «Handle jetzt – das Angebot erlischt um Mitternacht», die er womöglich in irgendeinem Marketingkurs gelernt hatte.
    Der Bassist und der Schlagzeuger erwarteten uns schon, und wir gingen zu ihnen. «Tomo-chan, Ko-chan, das ist Fujiwara Junichi, der Gentleman, von dem ich gesprochen habe», sagte Midori und deutete auf mich.
    «Hajimemashite», sagte ich mit einer Verbeugung. « Konya no enso wa saiko ni subarashikatta.» Freut mich, Sie kennen zu lernen. Sie haben toll gespielt.
    «He, lasst uns heute Abend alle Englisch sprechen», sagte Midori und hatte schon die Sprache gewechselt. «Fujiwara-san, die beiden Jungs hier haben jahrelang in New York gelebt. Sie können genauso gut wie Sie ein Taxi mit Brooklyn-Akzent bestellen.»
    «Wenn das so ist, nennt mich John», sagte ich. Ich hielt dem Schlagzeuger die Hand hin.
    «Und du kannst Tom zu mir sagen», erwiderte er, schüttelte meine Hand und verbeugte sich. Er hatte einen offenen, fast neugierigen Gesichtsausdruck und war schlicht mit Jeans, einem weißen Oxford-Hemd und einem blauen Blazer gekleidet. In der Art, wie er die westliche und japanische Begrüßungsform verband, lag etwas Aufrichtiges, er war mir auf Anhieb sympathisch.
    «Ich erinnere mich an dich. Du warst im Alfie», sagte der Bassist und streckte zögerlich die Hand aus. Er trug das unvermeidliche Outfit: schwarze Jeans, Rollkragenpullover und Blazer, und zusammen mit den Koteletten und der rechteckigen Brille schien alles an ihm ein bisschen zu bemüht um den richtigen Look.
    «Und ich erinnere mich an euch», sagte ich, ergriff seine Hand und ließ ganz bewusst etwas Wärme in meinen Händedruck fließen. «Ihr wart alle wunderbar. Mama hat mir vor eurem Auftritt erzählt, ihr hättet das Zeug, richtig groß rauszukommen, und ich finde, sie hat Recht.»
    Vielleicht wusste er, dass ich ihm um den Bart ging, aber nach dem Auftritt fühlte er sich wohl zu gut, um sich daran zu stören. Oder seine Persönlichkeit veränderte sich, wenn er Englisch sprach. Auf jeden Fall bedachte er mich mit einem kurzen, aber ehrlich wirkenden Lächeln und sagte: «Nett, dass du das sagst.

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