Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Titel: Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
Vom Netzwerk:
Treppe hinunter in die inzwischen leicht fröstelige Nachtluft. Die Straße war ruhig.
    «In welche Richtung musst du?», fragte Midori. «Von hier aus gehe ich meist zu Fuß.»
    «Ich begleite dich. Ich würde dich gern nach Hause bringen.»
    «Das musst du nicht.»
    Ich sah einen Moment zu Boden, dann wieder sie an. «Ich würde aber gern», sagte ich und dachte an Bennys Beschreibung im Bulletin Board.
    Sie lächelte. «Na gut.»
    Bis zu ihr nach Hause war es ein Fußweg von fünfzehn Minuten. Ich bemerkte niemanden hinter uns. Nicht verwunderlich, da Mr. Gleichgültig sich ja verabschiedet hatte.
    Als wir vor dem Eingang zu ihrem Haus ankamen, holte sie ihre Schlüssel heraus und drehte sich zu mir um. « Jaa ...» Also dann ...
    Es war eine höfliche Verabschiedung. Aber ich musste wissen, dass sie wirklich sicher ins Haus gelangt war. «Kommst du ab hier klar?»
    Sie blickte mich wissend an, obwohl sie im Grunde nichts wusste. «Ich wohne hier. Ich komme bestimmt gut klar.»
    «Schön. Kann ich deine Telefonnummer haben?» Die hatte ich natürlich bereits, aber ich musste den Schein wahren.
    «Ich habe kein Telefon.»
    Uff. So schlimm. «Verstehe, ich bin auch kein Freund von dem ganzen technischen Schnickschnack. Wenn was ist, schick mir ein Rauchzeichen, ja?»
    Sie kicherte. «Fünf zwei, sieben fünf, sechs vier, fünf sechs. Das war ein Witz.»
    «Ich weiß. Darf ich dich mal anrufen?» In etwa fünf Minuten zum Beispiel, um mich zu vergewissern, dass in deiner Wohnung niemand auf dich wartet.
    «Das hoffe ich doch sehr.»
    Ich holte einen Stift hervor und schrieb mir die Nummer auf die Hand.
    Sie sah mich an, halb lächelnd. Der Kuss war da, wenn ich ihn wollte.
    Ich machte kehrt und ging den Weg zurück zur Straße.
    Sie rief hinter mir her. «John?»
    Ich drehte mich um.
    «Ich denke, in dir steckt ein Radikaler, der endlich rauswill.»
    Mir fielen etliche passende Erwiderungen ein. Stattdessen: «Gute Nacht, Midori.»
    Ich ging weiter bis zum Bürgersteig, blieb stehen und drehte mich um. Aber sie war schon hineingegangen, und die Glastüren schlossen sich hinter ihr.

11
    ICH BEZOG POSTEN auf einem Parkplatz gegenüber dem Eingang. Nachdem ich aus dem Lichthalbkreis getreten war, der aus dem Foyer auf die Straße fiel, sah ich, wie sie vor einem Aufzug wartete. Von meinem Standort aus konnte ich sehen, wie sich die Türen öffneten, als der Aufzug kam, aber ich konnte nicht hineinsehen. Ich sah sie hineingehen, und die Türen schlossen sich.
    Draußen schien niemand auf der Lauer zu liegen. Falls sie nicht in ihrer Wohnung oder davor auf sie warteten, wäre sie für die Nacht in Sicherheit.
    Ich holte Harrys Gerät hervor und aktivierte ihr Telefon, dann lauschte ich über mein Handy. Stille.
    Eine Minute später hörte ich, wie ihre Tür aufgeschlossen und geöffnet, dann wieder geschlossen wurde. Gedämpfte Schritte. Dann das Geräusch weiterer Schritte von mehr als nur einer Person. Ein lautes Keuchen.
    Dann eine Männerstimme: «Hören Sie. Hören Sie gut zu. Sie müssen keine Angst haben. Es tut uns Leid, dass wir Sie erschreckt haben. Wir ermitteln in einer Angelegenheit der nationalen Sicherheit. Da müssen wir äußerste Vorsicht walten lassen. Bitte haben Sie dafür Verständnis.»
    Midoris Stimme, kaum mehr als ein Flüstern: «Zeigen Sie mir ... Zeigen Sie mir Ihren Ausweis.»
    «Dazu ist keine Zeit. Wir haben ein paar Fragen, die wir Ihnen stellen müssen, und dann gehen wir wieder.»
    «Zeigen Sie mir Ihren Ausweis», hörte ich sie sagen, und ihre Stimme klang jetzt fester, «oder ich schreie. Und die Wände in diesem Haus sind dünn, richtig dünn. Wahrscheinlich hört man uns jetzt schon.»
    Mein Herz tat einen Satz. Sie hatte Instinkt, und sie hatte Mut.
    «Keinen Lärm», kam die Antwort. Dann der Klang eines festen Schlages.
    Sie nahmen sie in die Mangel. Ich musste etwas tun.
    Ich hörte sie atmen, stoßweise. «Was zum Teufel wollen Sie eigentlich?»
    «Ihr Vater hatte, als er starb, etwas bei sich. Es befindet sich jetzt in Ihrem Besitz. Wir brauchen es.»
    «Ich weiß nicht, wovon Sie reden.»
    Noch ein Schlag. Verdammt.
    Ohne Schlüssel konnte ich nicht in das Gebäude. Selbst wenn jetzt jemand kam oder ging, so dass ich hineinschlüpfen könnte -wie sollte ich in ihre Wohnung kommen? Ich könnte vielleicht die Tür eintreten. Und vielleicht standen dann vier Typen mit Revolvern da, die mich umlegten, bevor ich halb drin war.
    Ich unterbrach die Verbindung mit dem Gerät und

Weitere Kostenlose Bücher