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Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Titel: Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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ist, okay?» Die Türen glitten auf, ein verstecktes Infrarotauge hatte uns erfasst.
    «Wohin?»
    «Irgendwohin, wo dich niemand vermutet. Ein Hotel, irgendwas in der Art.»
    Der Typ, den ich getreten hatte, stöhnte und fing an, sich auf alle viere zu hieven. Ich ging hinüber und trat ihm noch einmal ins Gesicht, und er blieb reglos liegen. «Midori, wir haben jetzt keine Zeit für lange Diskussionen. Du musst mir glauben. Bitte.»
    Die Türen glitten zu.
    Ich hätte die Männer auf dem Boden gern nach irgendwelchen Ausweisen oder anderen Dingen durchsucht, um sie zu identifizieren, aber das ging nicht, da ich Midori zum Gehen bewegen musste.
    «Woher soll ich wissen, dass ich dir glauben kann?», sagte sie, setzte sich aber wieder in Bewegung. Die Türen öffneten sich.
    «Vertrau deinen Instinkten; mehr kann ich dir nicht sagen. Sie werden dir sagen, was richtig ist.»
    Wir traten durch die Türen, und in dem größer werdenden Gesichtsfeld konnte ich einen untersetzten und hässlichen Japaner sehen, der links von uns etwa fünf Meter vom Haus entfernt stand. Seine Nase war völlig eingedrückt – sie musste so oft gebrochen gewesen sein, dass er es aufgegeben hatte, sie richten zu lassen. Er beobachtete die Szene in der Eingangshalle und schien unsicher, was er machen sollte. Etwas an seiner Haltung, seinem Aussehen sagte mir, dass er nicht zufällig da war. Wahrscheinlich gehörte er zu den dreien am Boden.
    Ich dirigierte Midori nach rechts, weiter weg von der Position des Plattnasigen. «Wie konntest du wissen ... wie konntest du wissen, dass Männer in meiner Wohnung waren?», fragte sie. «Woher hast du gewusst, was los war?»
    «Ich wusste es einfach, okay?», sagte ich, wandte den Kopf, hielt im Gehen Ausschau nach Gefahren. «Midori, wenn ich zu den Männern gehören würde, was hätte ich dann von dieser Farce? Sie hatten dich genau da, wo sie dich haben wollten. Bitte, lass mich dir helfen. Ich will nicht, dass dir was passiert. Das ist der einzige Grund, warum ich hier bin.»
    Während wir uns entfernten, sah ich den Plattnasigen hineingehen, vermutlich, um seinen verletzten Kumpanen zu helfen.
    Falls sie vorgehabt hatten, Midori irgendwohin zu bringen, dann hatten sie ein Auto. Ich sah mich um, aber bei den vielen parkenden Fahrzeugen war es unmöglich zu sagen, welcher Wagen von ihnen war.
    «Haben sie gesagt, wo sie dich hinbringen wollten?», fragte ich. «Und für wen sie arbeiten?»
    «Nein», sagte sie. «Ich hab dir doch gesagt, sie haben nur behauptet, sie wären von der Polizei.»
    «Okay, verstehe.» Wo zum Teufel war ihr Auto? Vielleicht waren sie ja nicht bloß zu dritt. Ganz ruhig, weiter, geh einfach weiter, sie müssen sich zu erkennen geben, wenn sie dich angreifen wollen.
    Wir überquerten den dunklen Parkplatz des Gebäudes auf der anderen Straßenseite, erreichten die Omotesando-dori, wo wir ein Taxi anhielten. Ich sagte dem Fahrer, er solle uns nach Shibuya zum Kaufhaus Seibu bringen. Während der Fahrt blickte ich immer wieder in die Seitenspiegel. Es waren nur wenige Autos auf der Straße, und keines davon schien uns zu verfolgen.
    Mir schwebte ein «Love Hotel» vor. Diese Love Hotels sind eine japanische Institution, die ihr Entstehen der Wohnungsnot im Lande verdankt. Wenn Familien, manchmal auch Großfamilien, in kleine Wohnungen gepfercht sind, brauchen Mutter und Vater ein Plätzchen, wohin sie sich zurückziehen können. Daher gibt es die Rabu hoteru – wo entweder für ein paar Stunden oder eine Übernachtung bezahlt wird, wo die Rezeption für ihre Diskretion berühmt ist, wo keine Kreditkarten zur Anmeldung erforderlich und falsche Namen an der Tagesordnung sind. Manche von ihnen sind völlig verrückt, mit Räumen, die nach bestimmten Themen eingerichtet sind, beispielsweise als römische Bäder oder als amerikanische Kulissen, etwa so, als würde man das Disney Epcot Center in ein Bordell umwandeln.
    Die Hotels wurden nicht nur wegen Japans Wohnungsknappheit gebaut, sondern auch, weil es in Japan, anders als in Amerika, als etwas sehr Intimes betrachtet wird, einen Fremden zu sich nach Hause einzuladen. Es gibt viele japanische Frauen, die einen Mann eher in ihren Körper lassen als in ihre Wohnung, und die Hotels bedienen auch diesen Aspekt des Marktes.
    Die Leute, mit denen wir es zu tun hatten, waren natürlich nicht dumm. Sie würden sich denken können, dass ein Love Hotel sich als Zuflucht förmlich anbot. Ich zumindest würde darauf tippen, wenn es

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