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Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Titel: Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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gestorben ist, hat er zumindest nicht gelitten.» Das Gefühl war absurderweise aufrichtig.
    «Das stimmt, und dafür bin ich dankbar.»
    «Entschuldige, wenn ich zu neugierig bin, aber was hast du gemeint, als du gesagt hast, er hat nach der Diagnose die Bilanz seines Lebens gezogen?»
    Sie sah an mir vorbei, die Augen blicklos. «Am Ende hat er begriffen, dass er sein ganzes Leben lang ein Teil des Problems war, wie Ken sagen würde. Er hat beschlossen, ein Teil der Lösung zu werden.»
    «Hatte er noch Zeit dazu?»
    «Ich glaube nicht. Aber er hat mir erzählt, dass er etwas tun wollte, dass er etwas richtig machen wollte, bevor er starb. Die Hauptsache ist doch, dass er es so empfunden hat.»
    «Woher weißt du, dass er keine Zeit mehr dazu hatte?»
    «Wie meinst du das?», fragte sie, und ihre Augen kehrten zu mir zurück.
    «Dein Vater – er erfährt die Diagnose, wird plötzlich unmittelbar mit seiner eigenen Sterblichkeit konfrontiert. Er will etwas tun, als Wiedergutmachung für die Vergangenheit. Könnte er das geschafft haben? In so kurzer Zeit?»
    «Ich verstehe nicht ganz, was du meinst», sagte sie, und ich wusste sofort, dass ich wieder gegen diese Schutzwand gestoßen war.
    «Ich denke daran, worüber wir neulich gesprochen haben. Über Reue. Wenn es etwas gibt, was du bereust, aber du hast nur wenig Zeit, um es wieder gutzumachen, was machst du dann?»
    «Ich könnte mir denken, dass das bei jedem anders ist, je nach Art der Reue.»
    Komm schon, Midori. Hilf mir ein bisschen. « Was hätte dein Vater getan? Gab es irgendetwas, was die Dinge vielleicht hätte rückgängig machen können, die er bereut hat?»
    «Das kann ich doch nicht wissen.»
    Aber du weißt es, dachte ich. Ein Journalist, den er getroffen hat, hat Kontakt zu dir aufgenommen. Du weißt es, aber du verrätst es mir nicht.
    «Was ich sagen will, ist, vielleicht hat er versucht, etwas zu tun, um Teil der Lösung zu werden, auch wenn du es nicht sehen konntest. Vielleicht hat er mit seinen Kollegen gesprochen, ihnen von seinem Gesinnungswandel erzählt, versucht, auch sie dazu zu bewegen. Wer weiß?»
    Sie war still, und ich dachte, das war's, weiter kannst du unmöglich gehen, sie wird misstrauisch werden und jetzt ganz sicher kein Wort mehr sagen.
    Aber nach einer Weile sagte sie: «Fragst du das, weil du selber etwas bereust?»
    Ich sah sie an, einerseits erschrocken, weil ihre Frage ins Schwarze traf, und andererseits erleichtert, weil sie mir Deckung bot. «Ich weiß nicht genau», sagte ich.
    «Dann erzähl es mir doch.»
    Ich hatte das Gefühl, als hätte ein Aikido-Wurf mich zu Boden befördert. «Nein», sagte ich mit leiser Stimme.
    «Ist es so schwer, mit mir zu reden?», fragte sie mit sanfter Stimme.
    «Nein», sagte ich und lächelte in ihre dunklen Augen. «Es ist leicht. Das ist ja das Problem.»
    Sie seufzte. «Du bist ein seltsamer Mann, John. Es ist dir ganz offensichtlich unangenehm, über dich zu sprechen.»
    «Ich interessiere mich mehr für dich.»
    «Für meinen Vater.»
    «Ich hab gedacht, ich könnte vielleicht etwas von ihm lernen. Mehr nicht.»
    «Manches muss man allein lernen.»
    «Wahrscheinlich stimmt das. Aber ich versuche, von anderen zu lernen, sooft ich kann. Tut mir Leid, dass ich nachgehakt habe.»
    Sie schenkte mir ein zaghaftes Lächeln. «Schon gut. Das ist alles noch ein bisschen frisch.»
    «Aber ja», sagte ich und wusste, dass ich in einer Sackgasse gelandet war. Ich sah auf die Uhr. «Ich bring dich jetzt besser nach Hause.»
    Jetzt konnte es heikel werden. Auf der einen Seite knisterte es eindeutig zwischen uns, und es war nicht unvorstellbar, dass sie mich noch auf einen Drink oder so in ihre Wohnung einladen würde. Falls ja, hätte ich Gelegenheit, mich zu vergewissern, dass das Apartment sicher war, obwohl ich sehr vorsichtig sein musste, wenn wir erst bei ihr waren. Ich durfte nicht zulassen, dass etwas Törichtes passierte – noch törichter als die Zeit, die ich schon mit ihr verbracht, und die Dinge, die ich schon gesagt hatte.
    Wenn sie dagegen allein nach Hause gehen wollte, wäre es schwierig für mich, sie zu begleiten, ohne den Eindruck zu erwecken, dass ich auf eine Chance hoffte, mit ihr ins Bett zu gehen. Es könnte peinlich werden. Aber ich konnte sie einfach nicht allein gehen lassen. Sie wussten, wo sie wohnte.
    Wir dankten Satoh-san für seine Gastfreundschaft und für die köstliche Bekanntschaft mit dem erlesenen Ardbeg. Ich bezahlte die Rechnung, und wir nahmen die

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