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Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Titel: Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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kommen, aber falls ich mich in ihm täuschte, sollte er keine Zeit haben, sich Unterstützung zu besorgen.
    Bulfinch war leicht auszumachen, als er sich dem Restaurant näherte, derselbe große, dünne Mann mit der randlosen Brille, den ich im Zug gesehen hatte. Er ging mit großen Schritten und in aufrechter, selbstbewusster Haltung, und wieder fiel mir seine aristokratische Ausstrahlung auf. Er trug Jeans, Tennisschuhe und einen blauen Blazer, der ihm etwas Schick verlieh. Als er das Restaurant betrat, blieb er stehen und blickte auf der Suche nach Midori nach rechts und links. Seine Augen glitten über mich hinweg, ohne mich zu erkennen.
    Er ging nach hinten durch, in Richtung Toiletten, vermutlich, um in dem abgetrennten Restaurantbereich nachzusehen. Ich wusste, dass er gleich zurückkommen würde, und nutzte die Zeit, um noch ein Weilchen die Straße zu beobachten. Im Alfie war man ihm gefolgt, und es war möglich, dass er auch jetzt verfolgt wurde.
    Die Straße war noch immer leer, als Bulfinch eine Minute später in den vorderen Teil zurückkehrte. Wieder wanderten seine Augen suchend durch den Raum. Als sie in meine Richtung blickten, sagte ich leise: «Mr. Bulfinch.»
    Er musterte mich kurz, bevor er sagte: «Kennen wir uns?»
    «Ich bin ein Freund von Midori Kawamura. Sie hat mich gebeten, mit Ihnen zu sprechen.»
    «Wo ist sie?»
    «Im Augenblick ist sie in Gefahr. Sie muss aufpassen, was sie tut.»
    «Wird sie noch kommen?»
    «Das kommt drauf an.»
    «Worauf?»
    «Ob ich zu dem Schluss gelange, dass keine Gefahr besteht.»
    «Wer sind Sie?»
    «Wie ich schon sagte, ein Freund, der sich für dasselbe interessiert wie Sie.»
    «Und das wäre?»
    Ich fixierte ihn durch meine Sonnenbrille. «Die CD.»
    Er stockte und sagte dann: «Ich weiß von keiner CD.»
    Ja, klar.
    « Als Midoris Vater vor drei Wochen in der Yamanote-Bahn gestorben ist, waren Sie mit ihm verabredet, weil er Ihnen eine CD übergeben wollte. Er hatte sie nicht bei sich, also haben Sie Midori am Freitag darauf nach ihrem Auftritt im Alfie angesprochen. Sie haben sich mit ihr im Starbucks auf der Gaien-Higashi-dori getroffen, nicht weit vom Cafe Almond in Roppongi. Da haben Sie ihr von der CD erzählt, weil Sie gehofft haben, sie hätte sie vielleicht. Aber Sie wollten ihr nicht sagen, was auf der CD ist, weil Sie Angst hatten, sie damit in Gefahr zu bringen. Obwohl Sie sie schon durch Ihr Auftauchen im Alfie in Gefahr gebracht hatten, weil man Ihnen nämlich gefolgt war. Das wird hoffentlich als Beweis meiner Glaubwürdigkeit reichen.»
    Er machte keinerlei Anstalten, Platz zu nehmen. «Das meiste davon hätten Sie auch herausfinden können, ohne dass Midori es Ihnen erzählt hätte, und den Rest hätten Sie sich mit ein bisschen Fantasie zusammenreimen können – erst recht, wenn Sie es waren, der mir gefolgt ist.»
    Ich zuckte die Achseln. «Und dann habe ich ihre Stimme imitiert und Sie vor einer Stunde angerufen?»
    Er zögerte, dann trat er näher und setzte sich, den Rücken kerzengerade, die Hände auf den Tisch gelegt. «Also gut. Was können Sie mir erzählen?»
    «Dieselbe Frage wollte ich Ihnen stellen.»
    «Hören Sie, ich bin Journalist. Ich schreibe Artikel. Haben Sie irgendwelche Informationen für mich?»
    «Ich muss wissen, was auf der CD ist.»
    «Was reden Sie da dauernd von einer CD?»
    «Mr. Bulfinch», sagte ich und spähte kurz auf die Straße hinaus, die noch immer leer war, «die Leute, die hinter der CD her sind, glauben, dass Midori sie hat, und sie schrecken auch nicht davor zurück, sie umzubringen, um die CD zu bekommen. Und in Gefahr befindet sie sich wahrscheinlich deshalb, weil Sie sie im Alfie angesprochen haben, während Sie beobachtet wurden. Also hören wir endlich auf mit dem Theater, okay?»
    Er setzte seine Brille ab und seufzte. «Nehmen wir einmal an, dass es eine solche CD gäbe. Mir ist nicht klar, inwiefern es Midori helfen könnte, wenn sie wüsste, was darauf ist.»
    «Sie sind Journalist. Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie daran interessiert wären, den Inhalt der hypothetischen CD zu veröffentlichen?»
    «Die Annahme ist durchaus gerechtfertigt.»
    «Und gehe ich ebenfalls recht in der Annahme, dass gewisse Leute die Veröffentlichung gern verhindern würden?»
    «Auch das ist eine gerechtfertigte Annahme.»
    «Gut. Gerade die drohende Veröffentlichung ist der Grund dafür, dass diese Leute Midori ins Visier nehmen. Ist der Inhalt der CD erst einmal veröffentlicht, würde Midori

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