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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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sehen, so ließ er sich nichts anmerken. Tatsu hat ein famoses Pokerface.
    Kanezaki blickte mich an, dann Tatsu. «Ishikura-san», sagte er und erhob sich halb von seinem Platz.
    Tatsu neigte den Kopf zur Begrüßung.
    «Sie haben uns gesagt, er sei tot», sagte Kanezaki und deutete mit dem Kinn auf mich.
    Tatsu zuckte die Achseln. «Damals glaubte ich das.»
    «Wieso haben Sie uns nicht verständigt, als Sie erfuhren, dass erlebt?»
    Ich sah einen Anflug von Amüsement in Tatsus Augen. Dieser junge Bursche war sehr direkt. «Mir scheint, es ist ein Glück, dass ich es nicht getan habe.»
    Kanezaki zog die Stirn kraus, nickte dann. «Da könnten Sie Recht haben.»
    Ich sah Kanezaki an. «Erzählen Sie ihm, was Sie mir erzählt haben», sagte ich.
    Er tat es. Als er fertig war, sagte Tatsu: «Mir scheint, die wahrscheinlichste Erklärung für diese ungewöhnliche Abfolge von Ereignissen ist die, dass Dienststellenleiter Biddle oder jemand anderes in der CIA vorhat, Sie zum Oliver North des 21. Jahrhunderts zu machen.»
    «Oliver North?», fragte Kanezaki.
    «Ja», fuhr Tatsu fort, «die Iran-Contra-Affäre. Die Reagan-Regierung hatte das Verbot des Kongresses, den Contras in Nicaragua finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen, dadurch umgangen, dass sie Waffen an iranische ‹Gemäßigte› verkaufte und die Erlöse aus diesen Verkäufen heimlich an die Contras schleuste. Oliver North saß damals im Nationalen Sicherheitsrat und kümmerte sich tagtäglich um die Abwicklung des Programms. Als die Sache herauskam, schoben seine Vorgesetzten im Sicherheitsrat und im Weißen Haus ihm die Schuld in die Schuhe und behaupteten, er habe das Programm ohne ihr Wissen ins Leben gerufen und durchgeführt.»
    Kanezaki wurde blass. «Auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen», sagte er und blickte von links nach rechts, als müsse er sich erst neu orientieren. «Mannomann, Sie haben Recht, das könnte wirklich so was in der Art sein. Ich weiß ja nicht, wer sich Crepuscular überhaupt hat einfallen lassen, aber irgendwer hat dem Programm den Garaus gemacht, vielleicht Langley, vielleicht der NSC, vielleicht sogar der Senatssonderausschuss für Aufklärung. Und die CIA-Dienststelle Tokio lässt es einfach weiterlaufen, mit Geldern aus Quellen, die außerhalb der Zuständigkeit des Kongresses liegen. Mannomann.»
    Ich hatte das Gefühl, er sah sich schon, wie er vor irgendeinem Kongressausschuss vereidigt wurde, der zur Untersuchung des jüngsten Skandals eingerichtet worden war, wie er allein da saß, die Hand erhoben, die Abgeordneten steif und scheinheilig hinter ihren Podien aus poliertem Holz, die Scheinwerferlichter heiß und grell, während seine Vorgesetzten den Kopf schüttelten und der Presse Informationen über den talentierten jungen CIA-Mitarbeiter zuspielten, der aus übertriebenem Idealismus zum Kriminellen geworden war.
    Tatsu wandte sich mir zu. «Ich habe etwas für dich.»
    Ich sah ihn erwartungsvoll an.
    «Kawamura Midori. Sie hat offenbar in ihrem Eifer, dich zu finden, eine japanische Privatdetektei beauftragt. In vielen dieser Firmen arbeiten ehemalige Keisatsucho-Leute und andere Expolizisten, und ich habe gute Kontakte zu einigen. Sie wusste, wo dein Freund wohnte, und hat der Detektei seine Adresse genannt. Sie haben ihn beschattet, aber offenbar ohne Erfolg, weil er sehr vorsichtig war. Deinen Aufenthaltsort konnten sie jedenfalls nicht ermitteln. Ich glaube, deshalb ist Kawamura-san kürzlich in mein Büro gekommen und hat mit einem öffentlichen Skandal gedroht. Ihre anderen Versuche, dich zu finden, waren gescheitert.»
    Sie musste Geld aus dem Erbe ihres Vaters eingesetzt haben – die Früchte der Korruption, die ihn reich gemacht und sie angewidert hatten. Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie.
    Ich dachte daran, wie ausweichend sie mir im Imperial vorgekommen war. Jetzt wusste ich, warum. Sie hatte einen Privatdetektiv engagiert, um Harry zu beschatten, und wollte es mir nicht sagen.
    «Diese Detekteien», sagte ich. «Arbeiten manche von denen mit Yamaoto zusammen?»
    «Zweifellos.»
    «Deshalb hat er Yukiko auf Harry angesetzt», sagte ich, denn endlich begriff ich. «Nicht wegen der Anfrage der CIA – die haben ihm nicht gesagt, dass zwischen Harry und mir eine Verbindung bestand. Midoris Privatdetektive waren es. Sie muss ihnen gesagt haben, dass sie Harry verfolgen sollten, um mich zu finden. Als Yamaoto davon erfuhr, hat er selbst für Harrys Beschattung gesorgt – und zwar für

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