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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Erkundigungen einholen. Ich melde mich demnächst bei Ihnen.»
    Kanezakis Augen verengten sich leicht. «Warum sollten Sie mir helfen wollen?», fragte er.
    Tatsu sah ihn an. «Ich habe meine eigenen Gründe dafür, einen Skandal zu vermeiden», sagte er. «Unter anderem möchte ich nicht, dass die Reformer, denen Sie helfen wollten, durch diese Sache Schaden erleiden.»
    Kanezakis Gesicht entspannte sich. Er hatte Angst. Er wollte glauben, dass er einen Freund hatte. «Okay», sagte er und stand auf. Er griff in seine Jacketttasche, zog eine Karte heraus und reichte sie Tatsu. «Bitte rufen Sie mich an, sobald Sie mehr wissen», sagte er.
    Auch Tatsu erhob sich und gab ihm ebenfalls seine Karte. «Das werde ich.»
    Kanezaki sagte: «Danke.»
    Tatsu verbeugte sich tief und sagte: «Kochira koso.» Ebenso.
    Kanezaki nickte mir kurz zu und ging.
    Ich wartete eine Minute, um Kanezaki etwas Zeit zu lassen, dann sagte ich: «Gehen wir.»
    Tatsu verstand sofort. Als ich ein Teenager war, geriet ich einmal auf einer Party in eine Prügelei und gewann. Der Bursche, den ich besiegt hatte, zog ab, und ich genoss das Gefühl, ein Held zu sein. Leider kam der Kerl eine halbe Stunde später zurück, nur diesmal mit zwei Freunden. Die drei prügelten mich windelweich. Die Lektion war es wert. Sie lautete: Wenn die Begegnung vorüber ist, verschwindest du, es sei denn, du willst jemandem die Gelegenheit geben, es dir heimzuzahlen.
    Wir gingen zur Inokashira-dori, mit dem friedlichen, dunklen Yoyogi-Park zu unserer Rechten.
    «Wie war dein Gespräch heute?», fragte ich. «Mit der Frau deines Mitarbeiters. Seiner Witwe.»
    Etliche Sekunden verstrichen, bevor er antwortete. «Fujimori-san», sagte er, und ich war nicht sicher, ob er seinen getöteten Kameraden meinte oder dessen Frau. «Ich bin froh, dass ich, seit ich bei der Keisatsucho bin, nur drei solcher Gespräche führen musste.»
    Wir gingen schweigend weiter. Dann fragte ich: «Seid ihr Murakami schon auf der Spur?»
    Er schüttelte den Kopf. «Nein.»
    «Der Kerl, den du vernommen hast?»
    «Noch nichts.»
    «Warum wolltest du mich heute Abend sehen?»
    «Ich wollte alle meine Mittel zur Verfügung haben, falls wir eine heiße Spur zu Murakami hätten.»
    «Ist es jetzt etwas Privates geworden?», fragte ich.
    «Es ist etwas Privates.»
    Wieder gingen wir schweigend ein Stück weiter. «Eins kann ich dir sagen», stellte ich fest. «Gerade wenn ich glaube, dass mich wirklich nichts mehr vom Hocker reißen kann, verzapft die CIA wieder was, das mich richtig verblüfft, zum Beispiel einen Fotografen beauftragen, der heimlich Führungsoffiziere ablichtet, für den Fall, dass die abserviert werden sollen. Das macht einen wieder munter.»
    «Es gibt keinen Fotografen», sagte Tatsu.
    Ich blieb stehen und sah ihn an. «Wie bitte?»
    Er zuckte die Achseln. «Ich hab ihn erfunden.»
    Ich schüttelte den Kopf und blinzelte. «Es gibt keinen Gretz?»
    «Es gibt einen Gretz, falls Kanezaki auf die Idee kommt, es zu überprüfen. Ein kleiner Dealer, den ich mal festgenommen und wieder laufen gelassen habe. Ich hatte so das Gefühl, dass er mir vielleicht mal nützlich sein könnte.»
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. «Tatsu, erklär mir, was mir entgangen ist.»
    «Eigentlich nicht viel. Ich habe Kanezaki nur bestätigt, dass seine Befürchtungen nicht reine Paranoia waren, und mich gleichzeitig als ein Freund positioniert.»
    «Warum?»
    «Ich musste ihn hundertprozentig davon überzeugen, dass man ihn reinlegen will. Wir wissen noch nicht genug, um entscheiden zu können, welche Maßnahmen wir ergreifen sollen. Ich möchte, dass er sich mit einem guten Gefühl an mich wendet. Dass er es wirklich will.»
    «Meinst du, er wird reingelegt?»
    Er zuckte die Achseln. «Wer weiß? Dass Biddle die Quittungen haben wollte, finde ich verdächtig, ebenso das fehlende Telegramm, aber ich maße mir nicht an, alle bürokratischen Vorgänge bei der CIA zu durchschauen.»
    «Warum sollte Biddle so ein übergroßes Interesse an Kanezakis Treffen haben?»
    «Ich weiß es nicht. Aber jedenfalls ging es ihm nicht um die Fotos. Meine Männer haben an dem Treffpunkt nichts Ungewöhnliches bemerkt. Jedenfalls niemanden mit einer Kamera.»
    Er machte mir gegenüber keinen Hehl aus seinem doppelten Spiel. Vielleicht was das seine Art, mir zu zeigen, dass er mir vertraute. Die Insider und die Outsider. Wir und die anderen.
    Wir setzten uns wieder in Bewegung. «Dann war es also ein Glücksfall, dass

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