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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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lange genug durchhältst, bis wieder ein Wagen kommt, muss ich abhauen und dich loslassen. Oder vielleicht hat jemand über die Kameras gesehen, was passiert ist, vielleicht sind sie schon auf dem Weg hierher. Aber du liegst völlig falsch. Wenn jemand kommt und du mir noch nicht gesagt hast, was ich hören will, töte ich dich. Also, wo ist er?»
    Sie schüttelte den Kopf.
    «Unsere Zeit wird knapp», sagte ich. «Ich gebe dir noch eine letzte Chance. Sagst du es mir, lasse ich dich am Leben. Sagst du es mir nicht, stirbst du. Auf der Stelle.»
    Sie presste die Zähne aufeinander und sah mich an.
    Verdammt, sie war zäh. Ich hätte es mir denken können, nachdem ich gesehen hatte, wie sie mit ihrem hochexplosiven Boss umging.
    «Also gut», sagte ich. «Du hast gewonnen.»
    Ich schlug ihr einen weiteren Aufwärtshaken in den Leib, diesmal so fest, dass er wirklich Schaden anrichtete. Sie stieß keuchend die Luft aus und klappte zusammen. Ich trat hinter sie, nahm ihren Kopf in eine behandschuhte Hand und ihr Kinn in die andere und brach ihr das Genick. Sie war tot, bevor sie den Boden erreichte.
    Noch nie hatte ich das mit einer Frau gemacht. Ich dachte kurz daran, was ich zu Naomi über Anstiftung gesagt, was Midori über Buße gesagt hatte. Aber abgesehen davon, dass ich gleichgültig registrierte, wie relativ leicht das Manöver aufgrund der schwächeren Muskelmasse war, empfand ich nichts.
    «Grüß Harry von mir», sagte ich. Ich nahm ihre Handtasche mit, damit es aussah, als sei sie das wahllose Opfer eines Raubüberfalls gewesen, und ging die Treppe zum Erdgeschoss hoch. Ich verließ das Gebäude durch den Vordereingang, den Kopf gesenkt, um der Kamera dort zu entgehen. Als ich um die Ecke in die Gasse verschwunden war, zog ich mir Mütze und Perücke vom Kopf, spuckte die falschen Zähne aus und wischte mir mit dem feuchten Handtuch die Asche aus dem Gesicht. Ich zog die Kleidung des Obdachlosen und die lange Unterwäsche aus und schlüpfte in die Sachen, die ich bei Gap gekauft hatte. Dann packte ich alles zurück in die Tüte. Ich ging in Gedanken den Inhalt der Tüte noch einmal durch, ob ich auch nichts vergessen hatte, dann suchte ich vorsichtshalber noch gründlich den Boden ab. Alles war picobello. Ich atmete tief durch und schlenderte wieder hinaus auf die Aoyama-dori.
    Als ich einige Häuserblocks entfernt war, blieb ich unter einer Straßenlampe stehen und durchstöberte rasch Yukikos Handtasche. Es war nichts Interessantes drin.
    Ich ging die Roppongi-dori hinunter, bis ich eine Gruppe Obdachlose entdeckte. Ich stellte die Tüte und die Handtasche in ihrer Nähe ab und ging weiter, zog mir im Gehen die Handschuhe aus und ließ sie fallen. Ich versprühte etwas aus der Pfefferspraydose, um mich zu vergewissern, dass sie funktionierte, und beschloss, sie zu behalten. Wenn Murakami das mit Yukiko erfuhr, würde ich sie vielleicht brauchen.

19
     
    A M FOLGENDEN N ACHMITTAG machte ich einen GAG, der am Harajuku-Bahnhof endete. Ich ging hinaus und ließ mich von dem endlosen Strom aus hippen Leuten beim Shopping, an deren Outfits wahrscheinlich Außerirdische Gefallen gefunden hätten, zur Takeshita-dori mitreißen, Tokios Einkaufsmekka für Teenager. Nur Tokio kann so exzentrisch sein, dass eine überlaufene Nebenstraße wie die Takeshita-dori Seite an Seite mit den eleganten Teehäusern und Antiquitätengeschäften der Brahms Komichi existiert. Der schrille Kontrast ist einer der Gründe, warum Harujuku schon immer einer meiner Lieblingsstadtteile war.
    Tatsu hatte mir versichert, dass Biddle keine Leibwächter hatte, aber nichts war meinem Blutdruck zuträglicher, als wenn ich mich von der Richtigkeit solcher Aussagen selbst überzeugte. Es gab etliche Punkte, von denen aus ich mich dem Jardin de Luseine nähern konnte, und ich nahm jeden einzelnen genauestens in Augenschein. Ich stellte mir vor, wo ich Beobachter postieren würde, wenn ich jemanden in dem Restaurant beschützen wollte. Ich bewegte mich in immer engeren konzentrischen Kreisen, bis ich ganz sicher war, dass niemand Wache stand. Dann ging ich zurück zur Takeshita-dori und bog dort in eine kleine Gasse ein, die direkt an dem Restaurant vorbeiführte.
    Ich sah ihn schon durch die riesigen Fensterscheiben. Er saß allein, las Zeitung und trank irgendwas aus einer Porzellantasse. Derselbe Mann, den ich auf dem Foto gesehen hatte, in einem eleganten, blauen, einreihigen Nadelstreifenanzug, weißem Hemd mit Haifischkragen und einer

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