Tokio Killer - 02 - Die Rache
das Programm ist eingestellt worden. Unter Umständen gibt es in der Zukunft gewisse Einsatzmöglichkeiten, aber im Augenblick brauche ich Sie nur, um dieses konkrete Problem zu lösen.»
Ich nickte. «Ich finde es nur etwas seltsam. Ich meine, Sie haben Kanezaki nach mir suchen lassen, stimmt’s?»
«Ja», sagte er. Sein Tonfall klang vorsichtig, als ob er Angst vor meiner nächsten Frage hätte und sich schon eine Antwort zurechtlegen würde.
«Na, finden Sie das nicht auch merkwürdig? Schließlich wollten Sie mich doch beauftragen, ihn zu ‹unterbinden›.»
Er schüttelte den Kopf. «Er sollte Sie nur ausfindig machen, sich nicht mit Ihnen treffen. Um das eigentliche Treffen hätte ich mich dann gekümmert.»
Ich lächelte, hatte ihn durchschaut.
«Also gut», sagte er. «Ich hatte Ihre Akte gelesen. Ich hielt es für möglich, dass Sie, wenn Sie dahinter kämen, dass jemand versucht, Sie zu finden, die betreffende Person als, wie Sie es ausdrücken, Bedrohung sehen und entsprechend behandeln könnten.»
Ich musste fast lachen. Biddle hatte auf einen Gratisservice meinerseits gehofft.
«Was war mit dem Burschen, der damals bei ihm war?», fragte ich. «Kanezaki hat gesagt, der sei vom diplomatischen Sicherheitsdienst gewesen.»
«War er auch. Wieso?»
«Warum bieten Sie einem Mann, den Sie doch ausschalten lassen wollten, einen Bodyguard?»
Er spitzte die Lippen. «Bei jemandem wie Ihnen ist Solo-Überwachung ein Ding der Unmöglichkeit. Kanezaki brauchte einen Partner. Ich wollte jemanden von außerhalb der CIA, jemand, der nicht wusste, worum es eigentlich ging.»
«Jemanden, auf den man verzichten konnte.»
«Wenn Sie es so ausdrücken wollen.»
«Mr. Biddle», sagte ich, «mein Gefühl sagt mir, dass die Sache eher eine persönliche Angelegenheit ist.»
Es entstand eine lange Pause, dann sagte er: «Und wenn?»
Ich zuckte die Achseln. «Mir ist das völlig egal, solange ich mein Geld bekomme. Aber es lässt sich nicht gut an mit uns beiden. Sie wollen mir erzählen, dass Kanezaki deshalb ein Problem darstellt, weil er ein Gauner ist, weil seine Aktivitäten auf beiden Seiten des Pazifiks Irritationen auslösen könnten. Mir scheint, die mögliche Irritation ist örtlich beschränkter.»
Er sah mich an. «Was ich Ihnen erzählt habe, ist nicht unrichtig. Aber zugegeben, ich habe auch persönliche Gründe. Was glauben Sie, was mich als Kanezakis unmittelbaren Vorgesetzten erwartet, wenn seine Aktivitäten ans Licht kommen?»
«Wahrscheinlich ein Wahnsinnsärger. Aber mir leuchtet nicht ein, inwiefern Kanezakis Selbstmord Ihre Probleme lösen würde. Gibt es keine Unterlagen, die seine Aktivitäten belegen? Quittungen für die Auszahlungen, so was in der Art?»
Seine Augen wurden schmal. «Darum kümmere ich mich schon», sagte er.
«Klar, Sie kennen sich da besser aus als ich. Ich erwähne es ja nur. Übrigens, was meinen Sie, wo Kanezaki das Geld herhat, Crepuscular weiterlaufen zu lassen, wenn doch seine übergeordneten Stellen den Hahn zugedreht haben? Ich könnte mir denken, dass es dabei um ganz hübsche Summen geht.»
Er sah nach rechts. Der Blick sagte: Lass dir was einfallen.
«Ich weiß es nicht», sagte er.
«Wenn Sie mich weiter anlügen», sagte ich mit sanfter Stimme, «fange ich noch an, in Ihnen eine Bedrohung zu sehen.»
Er starrte mich lange an. Schließlich sagte er: «Also schön. Kanezaki kriegt das Geld von einem Mann namens Fumio Tanaka. Reicher Erbe mit den richtigen politischen Sympathien. Ich finde nicht, dass das für Ihre anstehende Aufgabe von Belang ist.»
Ich schwieg einen Moment, als müsste ich nachdenken. «Nun ja, selbst wenn Kanezaki von der Bildfläche verschwindet, ist Tanaka noch immer da, nicht wahr? Warum sollten seine Aktivitäten nicht auch unterbunden werden?»
Er schüttelte heftig den Kopf. «Nein», sagte er. «Das wird nicht nötig sein. Ich habe in einer speziellen Angelegenheit um Ihre Dienste gebeten, und ich hätte gerne nur für diese Angelegenheit eine Antwort, wenn ich bitten darf.»
«Ich brauche eine Möglichkeit, wie ich mich mit Ihnen in Verbindung setzen kann», sagte ich.
«Nehmen Sie den Job an?»
Ich sah ihn an. «Zuerst möchte ich über Ihre Geschichte nachdenken. Falls ich zu dem Schluss gelange, dass die Zusammenarbeit mit Ihnen ungefährlich ist, werde ich es tun.»
Er holte einen Montblanc-Füller heraus, schraubte ihn auf und schrieb eine Nummer auf eine Serviette. «Da können Sie mich erreichen», sagte
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