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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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die gleiche Weise gefügig gemacht wie Holtzer», sagte er. «Er hat Holtzer und Biddle Kontakte zu Spitzeln verschafft, die die beiden für echt hielten. Sie haben sich im Ruhm der Informationen gesonnt, die ihre ‹Kontakte› lieferten. Und dann, als er den Zeitpunkt für günstig hielt, hat Yamaoto ihnen unter vier Augen eröffnet, dass er sie reingelegt hatte.»
    Ich stellte mir Yamaotos Gespräch mit Biddle vor: Falls herauskommt, dass Ihre Spitzel allesamt für die Gegenseite arbeiten, ist Ihre Karriere zu Ende. Aber wenn Sie mit mir kooperieren, bleibt die Sache unter uns. Ich werde sogar dafür sorgen, dass Sie noch mehr Spitzel und noch mehr Informationen bekommen, und Ihr Stern wird weiter in die Höhe steigen.
    «Ich verstehe», sagte ich. «Aber diesmal hat Yamaoto sich ein wenig verrechnet, weil Biddle denkt, er habe noch einen Ausweg. Er muss nur Kanezaki loswerden und sämtliche Beweise für die Existenz von Crepuscular vernichten.»
    Er nickte. «Ja. Und was sagt uns das?»
    Ich überlegte. «Dass Crepuscular eine ungewöhnlich kleine Verteilerliste hat. Dass die in Langley nichts davon wissen, denn wenn sie es wüssten, könnte Biddle die Sache nicht unter Verschluss halten, indem er einfach Kanezaki eliminiert und ein paar Unterlagen verbrennt.»
    «Es sieht also so aus, als würde Mr. Biddle Crepuscular auf eigene Faust durchführen. Er hat dir erzählt, das Programm sei vor sechs Monaten eingestellt worden, nicht wahr?»
    Ich nickte. «Und Kanezaki hat gesagt, er habe das einer Telegrammkorrespondenz entnommen, die er entdeckt habe.»
    «Biddle behauptet, dass Kanezaki das Programm ab diesem Zeitpunkt illegal weitergeführt hat. Angesichts der Tatsache, dass Tanaka nur mit Biddle zu tun hatte, liegt der Verdacht nahe, dass in Wirklichkeit Biddle der Drahtzieher war, der den ahnungslosen Kanezaki als Strohmann benutzte.»
    «Yamaoto wird nicht wissen, dass Crepuscular offiziell zu den Akten gelegt wurde», sagte ich mit einem Nicken. «Er wird davon ausgegangen sein, dass das Programm zumindest Biddles Vorgesetzten in Langley bekannt war. Aber es hört sich ganz so an, als wüsste außer Biddle und Kanezaki auf der amerikanischen Seite kein Mensch davon.»
    Er neigte den Kopf, als wolle er die redlichen Bemühungen eines etwas langsamen Schülers anerkennen, der einen klitzekleinen Fortschritt gemacht hatte. «Eben deshalb hat auch Yamaoto die Möglichkeit übersehen, dass für Biddle die Eliminierung von Kanezaki der rettende Ausweg aus Yamaotos Erpressung sein könnte.»
    «Biddles Überlegung ist gar nicht so verkehrt», sagte ich und sah ihn eindringlich an. «Wenn Kanezaki von der Bildfläche verschwunden ist, verliert Yamaotos Expressungsmaterial erheblich an Wirkung. Was bedeutet, dass dein Netzwerk von Reformpolitikern sehr viel besser dran wäre, wenn Kanezaki den Abgang macht.»
    Er brummte, und ich merkte, dass ich den Anblick genoss, wie er sich mit einem moralischen Dilemma rumschlug. «Was ist mit den Reformern, die sich mit Kanezaki getroffen haben?», fragte ich. «Wenn er in einen Skandal verwickelt wird, sind sie in Gefahr.»
    «Ein paar von ihnen, vielleicht.»
    «Eine noch vertretbar niedrige Zahl?»
    Er sah mich an, wusste genau, worauf ich hinauswollte. Ich sagte es trotzdem. «Was würdest du machen, wenn es fünf wären? Oder zehn?»
    Er blickte finster. «Das sind Entscheidungen, die nur von Fall zu Fall getroffen werden können.»
    «Yamaoto trifft diese Entscheidungen nicht von Fall zu Fall.» Ich ließ nicht locker. «Er weiß, was getan werden muss, und er tut es. Kein einfacher Gegner. Bist du sicher, dass du der Aufgabe gewachsen bist?»
    Seine Augen verengten sich ein wenig. «Meinst du, ich will dem Mann ebenbürtig sein? Yamaoto würde nicht die Tatsache berücksichtigen, dass diese Politiker sich selbst in den Schlamassel geritten haben. Oder die Tatsache, dass Kanezakis Motive im Grunde gut sind. Oder die Tatsache, dass dieser junge Mann vermutlich eine Mutter und einen Vater hat, die seinen Verlust nicht verkraften würden.»
    Ich neigte den Kopf, akzeptierte sein Argument und die Überzeugung dahinter. «Dann sind diese Männer also am Ende?», fragte ich.
    Er nickte. «Ich muss davon ausgehen, dass Yamaoto sie jetzt in der Hand hat, und die anderen warnen.»
    «Was ist mit Kanezaki?»
    «Ich werde ihm von unseren Gesprächen mit Biddle und Tanaka berichten.»
    «Und ihm erzählen, dass sein Boss einen Killer auf ihn ansetzen wollte?»
    Er zuckte die Achseln.

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