Tokio Killer - 02 - Die Rache
dass Sie der Drahtzieher sind. Sie müssen mich allerdings noch überzeugen, dass ich mit meiner Annahme richtig liege.»
Unter Tanakas Sonnenbräune wich alle Farbe aus seinem Gesicht. «Ich denke … es wäre für mich am besten, wenn ich erst Rücksprache mit meinen Anwälten hielte.»
Ich blickte ihn an, stellte mir vor, wie ich ihn tötete, damit er das in meinen Augen sehen konnte. «Das wäre unkooperativ», sagte ich.
Tanaka sah mich an, dann Tatsu. «Das Geld ist nicht mal meins. Es kommt nicht von mir.»
Tatsu sagte: «Gut. Erzählen Sie mir mehr.»
Tanaka leckte sich die Lippen. «Bleibt diese Unterhaltung inoffiziell?», fragte er. «Wenn jemand davon erfährt, wäre das sehr schlecht für mich.»
«Solange Sie mit uns kooperieren», sagte Tatsu, «haben Sie nichts zu befürchten.»
Tanaka sah zu mir herüber, wollte meine Bestätigung. Ich bedachte ihn mit einem Lächeln, das ihm sagen sollte, dass ich insgeheim hoffte, er werde sich unkooperativ verhalten, damit ich ihn bearbeiten könnte.
Tanaka schluckte. «Also gut. Vor sechs Monaten wurde mir gesagt, ich solle jemanden, der in der amerikanischen Botschaft arbeitet, kontaktieren. Einen Mann namens Biddle. Man sagte mir, dass Biddle gewisse Interessengruppen vertrete, die darauf hofften, Möglichkeiten der Wahlkampffinanzierung für reformfreundliche Politiker zu finden.»
«Wer hat Ihnen das gesagt?», fragte Tatsu.
Tanaka warf Tatsu einen Blick zu, sah dann zu Boden. «Dieselbe Person, die das Geld für diese Sache zur Verfügung stellt.»
Tatsu fixierte ihn. «Bitte werden Sie genauer.»
Tanaka schluckte. «Yamaoto», flüsterte er. Dann fügte er hinzu: «Bitte, ich kooperiere ja. Dieses Gespräch muss wirklich inoffiziell bleiben.»
Tatsu nickte. «Fahren Sie fort», sagte er.
«Ich habe mich mit Biddle getroffen und ihm, so wie ich instruiert worden war, gesagt, dass ich der Auffassung sei, Japan brauche radikale politische Reformen, und dass ich helfen wolle, wo ich könnte. Seit damals habe ich Biddle einige hundert Millionen Yen zur Verteilung an Politiker übergeben.»
«Diese Leute werden in eine Falle gelockt», sagte Tatsu. «Ich will wissen, wie.»
Tanaka sah ihn an. «Ich befolge nur Anweisungen», sagte er. «Ich bin nicht wirklich mit von der Partie.»
«Ich verstehe», sagte Tatsu. «Sie machen das sehr gut. Und jetzt reden Sie.»
«Drei Monate lang habe ich Biddle Bargeld überbracht, ohne dafür irgendwelche Gegenleistungen zu verlangen. Dann habe ich so getan, als würde ich befürchten, betrogen zu werden. ‹An wen geht das Geld denn nun wirklich?›, habe ich ihn gefragt. ‹Sagen Sie es mir, oder Sie bekommen nichts mehr!› Zunächst hat er sich geweigert. Dann hat er gesagt, ich würde diese Leute kennen, würde mir wahrscheinlich denken können, wer sie sind,
wenn ich nur aufmerksam die Zeitung lese. Dann hat er Namen genannt. Ich tat so, als sei ich beruhigt, und gab ihm weiter Geld.
Dann hab ich wieder den Besorgten gespielt. Ich habe gesagt: ‹Das Ganze ist eine Finte. Beweisen Sie mir, dass das Geld wirklich an die Leute geht, die es brauchen, und dass Sie es nicht selbst behalten!› Wieder hat er sich zunächst gesträubt. Aber schließlich hat er klein beigegeben und mir verraten, wann und wo ein Treffen stattfinden würde. Und dann noch mal.»
Himmelherrgott, dachte ich.
«Über wie viele Treffen hat Biddle Sie informiert?», fragte Tatsu.
«Vier.»
«Und was haben Sie mit der Information gemacht?»
«Ich habe sie weitergeleitet an … an die Person, die das Geld zur Verfügung stellt, so lautete meine Anweisung.»
Tatsu nickte. «Nennen Sie mir die Namen der Leute, die bei den vier Treffen dabei waren, und die Daten.»
«An die genauen Daten erinnere ich mich nicht mehr», sagte Tanaka.
Ich lächelte und machte Anstalten aufzustehen. Tanaka wich zurück. Tatsu hob eine Hand, um mich zu stoppen, und sagte: «Seien Sie so genau wie möglich.»
Tanaka leierte vier Namen herunter. Ein ungefähres Datum für jedes Treffen. Ich setzte mich wieder.
«Und jetzt nennen Sie mir alle anderen Namen, die Biddle Ihnen gegeben hat», sagte Tatsu.
Tanaka gehorchte.
Tatsu machte sich keinerlei Notizen, und mir wurde klar, dass er diese Leute gut kannte. «Sehr gut», sagte er, als Tanaka fertig war. «Sie waren überaus kooperativ, und ich wüsste keinen Grund, warum irgendjemand von unserer Unterhaltung erfahren sollte. Falls ich allerdings weitere Informationen benötige, komme ich vielleicht noch
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