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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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wurde klar, dass ich ihn hätte loben müssen, ehe ich die Frage stellte. «Nicht bei einem so kleinen Gerät», sagte er. «Dafür brauchte man eine viel größere Batterie und eine Außenantenne.»
    Na ja. Trotz seiner Beschränkungen würde das Gerät nützlich sein. Ich wog es in der Hand. Ich hatte natürlich Erfahrung mit ähnlichen handelsüblichen Modellen, aber ein so kleines Gerät hatte ich noch nie gesehen. Es war eine beeindruckende Arbeit.
    «Wiederaufladbare Batterie?», fragte ich.
    «Natürlich. Wie bei einem Handy.» Er griff in seine Jacketttasche und holte etwas hervor, das aussah wie ein ganz normales Handyaufladekabel. «Der Akku ist ziemlich leer von meinen Testläufen, also lad ihn auf, wenn du nach Hause kommst. Das musst du übrigens jeden Tag machen. Es gibt keine Batterieanzeige oder so was. Ich hab das Ding so gebaut, dass es gut funktioniert, nicht, damit es gut aussieht.»
    Ich nahm das Aufladekabel und legte es neben mich auf den Tisch. Dann holte ich mein Portemonnaie hervor und steckte das Gerät hinein. Es passte wunderbar. Im Hotel würde ich es natürlich genauer unter die Lupe nehmen, um mich zu vergewissern, dass es auch wirklich ein Wanzendetektor und keine Wanze war. Nicht, dass ich Harry nicht traute. Aber ich ging nun mal gern auf Nummer sicher.
    Ich steckte mein Portemonnaie wieder ein und nickte anerkennend. «Gute Arbeit», sagte ich. «Danke.»
    Er lächelte. «Ich weiß ja, dass du von Berufs wegen paranoid bist, da hab ich mir gedacht, so was ist immer noch besser als eine Klinikpackung Valium.»
    Ich lachte. «Jetzt verrat mir mal, wieso du aufstehst, wenn andere ins Bett gehen.»
    «Ach, na ja», sagte er und blickte weg, «das ist nun mal mein Lebensstil.»
    Lebensstil? Soweit ich wusste, hatte Harry keinen Lebensstil. In meiner Vorstellung hockte er immer bloß in seiner Wohnung, hackte sich in ferne Netzwerke, richtete das ein oder andere Hintertürchen ein, um es später auszunutzen, nahm die Welt gefiltert durch seinen Computerbildschirm wahr.
    Ich sah, dass er rot wurde. Gott, der Junge war so durchschaubar. «Harry, soll das etwa heißen, du hast eine Freundin?», fragte ich.
    Er wurde noch röter, und ich lachte. «Das gibt’s nicht», sagte ich. «Schön für dich.»
    Er blickte mich an, vergewisserte sich, dass ich ihn nicht aufzog. «Freundin wäre zu viel gesagt.»
    «Na, sei nicht so pingelig. Wie hast du sie kennen gelernt?»
    «Durch meinen Job.»
    Ich nahm mein Glas. «Erzählst du mir jetzt ein paar Einzelheiten, oder muss ich dir zwei oder drei Whisky einflößen, um dir die Zunge zu lockern?»
    Er verzog das Gesicht übertrieben angewidert. «Ein Kunde von uns, ein großes Handelsunternehmen, war sehr zufrieden mit den Sicherheitssystemen, die ich für ihn entwickelt habe.»
    «Schätze, die wissen nichts von den Hintertürchen, die du ganz nebenbei für dich installiert hast.»
    Er lächelte. «Das kriegt nie einer mit.»
    «Also, der Kunde ist zufrieden …»
    «Und mein Boss hat mich zur Belohnung in einen Hostessenclub eingeladen, zum Feiern.»
    Den meisten Westlern fällt es schwer zu glauben, dass die Frauen in einem japanischen Hostessenclub nur dafür bezahlt werden, Konversation zu machen. Im Westen akzeptiert man ohne weiteres, dass Sex käuflich sein kann, tut sich aber schwer mit der Vorstellung, dass auch andere Formen der menschlichen Interaktion für Geld zu haben sind. Hostessen sind nämlich keine Prostituierten, obwohl sie sich – wie die Geisha, von der sie abstammen – durchaus auf eine Feierabendbeziehung mit dem richtigen Kunden einlassen können, wenn ihnen angemessen der Hof gemacht wurde. Die Gäste in solchen Etablissements zahlen für das einfache Vergnügen, die Gesellschaft der jungen Damen zu genießen, für deren Fähigkeit, die rauen Kanten von Geschäftsterminen ein wenig zu glätten, und für die Hoffnung, dass am Ende vielleicht etwas mehr entsteht. Wenn die Kunden der Hostessen einfach auf Sex aus wären, könnten sie ihn sich woanders für sehr viel weniger Geld kaufen.
    «Welcher Club?», fragte ich Harry.
    «Er heißt Damask Rose.»
    «Nie gehört.»
    «Die machen keine Werbung.»
    «Klingt edel.»
    «Ist er auch. Ehrlich gesagt, der Laden ist ziemlich schick. In Nogizaka, auf der Gaienshigashi-dori. Dich würden sie wahrscheinlich gar nicht reinlassen.»
    Ich lachte. Ich mag es, wenn Harry etwas Witz zeigt. «Schön, der Boss nimmt dich also mit ins Damask Rose …»
    «Ja, und er hat ordentlich gebechert

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