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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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und rumposaunt, ich sei ein Computergenie. Eine von den Hostessen hat mir ein paar Fragen gestellt, wie man eine Firewall konfiguriert, weil sie sich einen neuen Computer gekauft hat.»
    «Hübsch?»
    Er wurde wieder rot. «Ich glaube schon. Ihr Computer war ein Macintosh, deshalb fand ich sie auf der Stelle sympathisch.»
    Ich zog die Augenbrauen hoch. «Ich wusste gar nicht, dass so was die Basis für Liebe auf den ersten Blick sein kann.»
    «Ich hab ihr also ein paar Fragen beantwortet», sagte er, ohne auf meine Bemerkung einzugehen. «Und am Ende des Abends hat sie gefragt, ob sie meine Telefonnummer haben könnte, falls sie noch mehr Fragen hat.»
    Ich lachte. «Gott sei Dank hat sie dir nicht bloß ihre Nummer gegeben. Bis du sie angerufen hättest, wäre sie an Altersschwäche gestorben.»
    Er lächelte, wusste, dass ich wahrscheinlich Recht hatte.
    «Sie hat dich also angerufen …», sagte ich.
    «Und ich bin zu ihr nach Hause und habe ihr ganzes System konfiguriert.»
    «Wie bitte, Harry, du hast ihr ganzes System, konfiguriert?», frage ich mit spöttisch aufgerissenen Augen.
    Er senkte den Blick, aber ich sah das Lächeln. «Du weißt, was ich meine.»
    «Du willst doch wohl nicht … in ihr Sicherheitssystem eindringen, oder?», konnte ich mir nicht verkneifen zu fragen.
    «Nein, das würde ich niemals tun. Sie ist nett.»
    Mannomann, er war dermaßen verknallt, dass er die Doppeldeutigkeit nicht mal mitbekam. «Das ist wirklich ein Ding», sagte ich wieder. «Ich freu mich für dich, Harry.»
    Er blickte mich an, sah, dass mein Ausdruck echt war. «Danke», sagte er.
    Ich hob mein Glas an die Nase, nahm einen tiefen Atemzug mit dem Aroma von Meerluft und Jod, hielt ihn einen Augenblick fest und ließ ihn los. «Dann ist sie also schuld, dass du noch zu so unorthodoxen Zeiten im Bett bist?», fragte ich.
    «Na ja, der Club hat bis drei Uhr morgens auf, und sie arbeitet jeden Tag. Wenn sie nach Hause kommt, ist es meistens schon …»
    «Ich kann’s mir vorstellen», sagte ich. Doch in Wahrheit konnte ich mir Harry keineswegs in einer Verbindung vorstellen, die nicht über Ethernet-Kabel und Maus lief. Er war ein introvertierter, sozial verkümmerter Bursche, der, soweit ich wusste, bis auf mich außerhalb seines Jobs keinerlei Kontakte hatte, jedenfalls keine, die er nicht ständig auf Distanz hielt. Bedingungen, die ihn für mich ja immer so nützlich gemacht hatten.
    Ich versuchte, ihn mir mit einer Edelhostess vorzustellen, und es gelang mir nicht. Es kam mir irgendwie falsch vor.
    Sei nicht so ein Arschloch, dachte ich. Bloß weil du selbst keine Beziehung führen kannst, missgönn es Harry nicht.
    «Wie heißt sie?», fragte ich.
    Er lächelte. «Yukiko.»
    Yukiko bedeutet Schneekind. «Hübscher Name», sagte ich.
    Er nickte mit einem etwas blöden Gesichtsausdruck. «Ich mag ihn auch.»
    «Wie viel weiß sie über dich?», fragte ich und nahm einen Schluck von dem Lagavulin. Mein Tonfall klang arglos, aber ich war beunruhigt, dass Harry im Delirium seiner mutmaßlich ersten Liebe unnötig offen zu der Frau war.
    «Na ja, sie weiß natürlich von meiner Beratertätigkeit. Aber nichts von den … Hobbys.»
    Damit meinte er seine extreme Hacker-Neigung. Ein Hobby, das ihn in den Knast bringen könnte, wenn die Polizei ihm auf die Schliche käme. Unter die Erde, wenn jemand anders es rausbekam.
    «Bestimmt schwer, so was geheim zu halten», sagte ich, um zu sehen, wie er reagierte.
    «Ich wüsste nicht, wie es rauskommen sollte», sagte er, den Blick auf mich gerichtet.
    Eine Kellnerin tauchte hinter einem Vorhang auf und stellte Harrys Essen vor ihm auf die Bar. Er bedankte sich und legte dabei ein große Wertschätzung für diese neuerdings so wunderbare Sorte Mensch an den Tag – Frauen, die in Restaurants und Bars arbeiteten –, und ich lächelte.
    Mir war klar, dass Harry, wenn er sich in Richtung Normalbürger entwickelte, nicht mehr so nützlich für mich wäre. Und vielleicht sogar eine Gefahr. Je sichtbarer er für die Außenwelt wurde, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass er dadurch einem Feind ein Fenster zu meiner ansonsten verborgenen Existenz öffnete. Klar, wenn Harry mit mir in Verbindung gebracht würde, wäre er auch nicht mehr sicher. Und obwohl ich ihm im Laufe der Jahre einiges beigebracht hatte, wusste ich doch, dass er allein da draußen verloren wäre.
    «Ist sie deine erste Freundin?», fragte ich mit sanfter Stimme.
    «Ich hab doch gesagt, sie ist eigentlich nicht

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