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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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ein, als ich gerade den ersten Schluck von meinem zweiten Single Malt nahm, einem sechzehn Jahre alten Lagavulin. Er sah mich gleich beim Hereinkommen und lächelte.
    «John-san, hisashiburi desu ne», sagte er. Lange nicht gesehen. Dann wechselte er ins Englische, was uns in dieser Umgebung etwas mehr Vertraulichkeit bescherte. «Schön dich zu sehen.»
    Ich stand auf, und wir gaben uns die Hand. Obwohl es keine förmliche Situation war, machte ich vor ihm auch eine leichte Verbeugung. Mir gefielen einfach der Respekt einer Verbeugung und die Herzlichkeit eines Handschlags, und Harry verdiente beides.
    «Setz dich», sagte ich und deutete auf den Barhocker links von mir. «Ich hoffe, du verzeihst mir, dass ich schon angefangen habe.»
    «Wenn du mir verzeihst, dass ich nichts mit dir trinke und mir stattdessen was zu essen bestelle.»
    «Wie du willst», sagte ich. «Scotch ist sowieso nur was für Erwachsene.»
    Er lächelte, wusste, dass ich ihn aufzog, und bestellte einen Kräutersalat mit Tofu und frischen Orangensaft. Harry mag keinen Alkohol.
    «Hast du einen ordentlich GAG gemacht?», fragte ich, während wir auf sein Essen warteten. GAG, kurz für Gegenaufklärungsgang, bezeichnet eine Strecke, die man nimmt, um einen Verfolger oder ein Verfolgerteam zu zwingen, sich zu erkennen zu geben. Ich hatte Harry diese Vorsichtsmaßnahme beigebracht, und er erwies sich als begabter Schüler.
    «Das fragst du jedes Mal», erwiderte er mit leicht genervtem Unterton, wie ein Teenager, der sich mit einem Elternteil anlegt. «Und jedes Mal gebe ich dir die gleiche Antwort.»
    «Also hast du.»
    Er verdrehte die Augen. «Natürlich.»
    «Und du warst sauber?»
    Er blickte mich an. «Sonst wäre ich wohl kaum hier. Das weißt du.»
    Ich klopfte ihm auf den Rücken. «Ich muss das einfach fragen. Danke noch mal für deine Hilfe mit dem Handy von dem Yakuza. Gute Arbeit. Hat mich direkt zu ihm geführt.»
    Er strahlte. «He, ich hab was für dich», sagte er.
    «Ja?»
    Er nickte und griff in seine Jacketttasche. Er kramte kurz herum und förderte dann eine kleine Metallplatte zutage, die etwa so groß und so dick war wie ein halbes Dutzend Kreditkarten. «Sieh dir das mal an», sagte er.
    Ich nahm sie. Sie war schwerer, als sie aussah. Sie enthielt bestimmt jede Menge Elektronik. «So was hab ich mir schon immer gewünscht», sagte ich. «Ein Briefbeschwerer aus Silberimitat.»
    Er tat so, als wolle er das Ding wieder zurückzunehmen. «Na, wenn du dich nicht darüber freust …»
    «Nein, nein, ich freu mich ja. Ich weiß nur absolut nicht, was das ist.» In Wahrheit hatte ich schon eine Ahnung, aber ich lasse mich lieber unterschätzen. Außerdem wollte ich ihm nicht das Vergnügen nehmen, mich aufzuklären.
    «Das ist ein Abhör- und Videodetektor», sagte er, wobei er die Worte ganz langsam aussprach, als würde ich sie sonst nicht verstehen. «Wenn du in die Reichweite einer Funkfrequenz oder eines Infrarots gerätst, sagt es dir Bescheid.»
    «In einer sexy Frauenstimme, hoffe ich?»
    Er lachte. «Falls jemand dich abhört, sollte derjenige vielleicht besser nicht wissen, dass du Bescheid weißt. Also keine sexy Stimme. Bloß eine Vibration. Unterbrochen bei Video, durchgehend bei Audio. Sowohl als auch bei beidem. Und immer nur Impulse von höchstens zehn Sekunden, um die Batterie zu schonen.»
    «Wie funktioniert das Ding?»
    Er strahlte. «Das Neueste vom Neuesten: Mit seiner großen Reichweite spürt es Sender auf, die auf Frequenzen von fünfzig Megahertz bis drei Gigahertz operieren. Außerdem hat es eine eingebaute Antenne, die die horizontale Schwingungsfrequenz von Videokameras auffängt. Ich habe es für die Farbfernsehnorm in USA und Japan optimiert, womit du in erster Linie rechnen musst, aber ich kann es auch auf PAL oder SECAM umstellen, wenn du willst. Der Empfang ist relativ schwach, weil das Ding so klein ist, daher wirst du nicht wissen, wo die Wanze oder die Kamera ist, nur, dass du abgehört oder gefilmt wirst. Und die großen Überwachungskameras, wie sie manchmal in Bahnhöfen oder Parks zu sehen sind, dürften meistens außerhalb des Empfangsbereichs sein.»
    Wirklich schade. Wenn ich ein zuverlässiges, tragbares Gerät hätte, mit dem sich die Überwachungskameras aufspüren ließen, hätte ich eine einigermaßen gute Chance, meine Privatsphäre vor Tatsu und wem auch immer zu schützen.
    «Könntest du den Empfang ein bisschen verstärken?», fragte ich.
    Er blickte leicht gekränkt, und mir

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