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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Steckte die CIA dahinter? Eine der politischen Splittergruppen Japans? Jedenfalls eine Organisation, die über die Mittel verfügte, den Tod eines Menschen vorzutäuschen und dieses Täuschungsmanöver auch noch abzusichern.
    Ja, bei allen Ungereimtheiten musste sie einfach zu dem Schluss gelangen, dass sie nur benutzt worden war. Ich würde das so sehen, wenn ich sie wäre. Vielleicht war der Sex für ihn bloß eine nette Abwechslung, dachte sie sicher. Sie würde das alles nicht glauben wollen, aber das Gefühl dennoch nicht mehr abschütteln können. Sie würde auch nicht glauben wollen, dass ich tatsächlich etwas mit dem Tod ihres Vaters zu tun gehabt habe. Aber auch diesen Verdacht würde sie nicht mehr loswerden.
    «Hab ich das richtig gemacht?», fragte Harry.
    Ich zuckte die Achseln. «Besser hättest du es nicht machen können. Aber sie glaubt es trotzdem nicht.»
    «Meinst du, sie lässt es auf sich beruhen?»
    Das war die Frage, die ich mir am Schluss immer stellte. Ich konnte sie nicht beantworten. «Ich weiß es nicht», erwiderte ich.
    Und es gab noch etwas, was ich nicht wusste. Ich wusste nicht, ob ich wollte, dass sie die Sache auf sich beruhen ließ.
    Was hatte ich noch vorhin zu Harry gesagt? Du kannst nicht mit einem Bein im Tageslicht und mit dem anderen im Dunkeln stehen. Verdammt, ich musste endlich auf meinen eigenen Rat hören.

4
     
    I CH VERABSCHIEDETE MICH gegen ein Uhr von Harry. Die U-Bahn fuhr nicht mehr, und er nahm sich ein Taxi. Er sagte, er werde nach Hause fahren und dort auf Yukiko warten.
    Ich versuchte mir auszumalen, wie eine schöne junge Hostess, die in einem der exklusivsten Clubs von Tokio in einer Nacht tausend Dollar Trinkgeld in Yen bekam und sich unter den reichen Geschäftsleuten und Politikern einen Geliebten ihrer Wahl aussuchen konnte, nach der Arbeit zu Harry nach Hause eilte. Ich konnte es mir einfach nicht vorstellen.
    Sei nicht so zynisch, dachte ich.
    Aber mein Instinkt war nicht überzeugt, und ich hatte gelernt, meinem Instinkt zu vertrauen.
    Es ist noch früh. Schau’s dir einfach mal an. Es liegt ja praktisch auf dem Weg zum Hotel.
    Falls Harry es sich anders überlegt hatte und statt nach Hause ins Damask Rose gefahren war, würde er allerdings wissen, dass ich ihm nachspionierte. Er wäre vielleicht nicht überrascht, aber gefallen würde es ihm auch nicht.
    Doch die Wahrscheinlichkeit, dass Harry auf eigene Kosten dort vorbeischauen würde, wenn Yukiko ein paar Stunden später ohnehin zu ihm käme, war gering. Es war das Risiko wert.
    Bis Nogizaka waren es bloß ein paar Kilometer. Also los.
    Ich schaute in einer Telefonzelle im Telefonbuch nach, konnte aber kein Damask Rose entdecken. Nun ja, Harry hatte schließlich gesagt, sie würden keine Werbung machen.
    Ich ging das kurze Stück zur Gaienshigashi-dori zu Fuß, schlenderte dann die Straße auf und ab, bis ich den Club fand. Es dauerte eine Weile, aber schließlich entdeckte ich ihn. Es gab kein Schild, nur eine kleine rote Rose auf einer schwarzen Markise.
    Der Eingang wurde von zwei Schwarzen flankiert, beide mit der Statur eines Sumo-Ringers. Ihre Anzüge waren gut geschnitten, und bei den Körpermaßen der Männer, die sie trugen, waren sie bestimmt nicht von der Stange. Nigerianer, so tippte ich, die mit ihren Muskeln, ihrem beruflichen Ehrgeiz und ihrer Sprachbegabung eine für Ausländer seltene Erfolgsstory vorzuweisen hatten – in diesem Fall als Rausschmeißer für so manches Etablissement in der Gegend. Das Mizu Shobai, das Unterhaltungs- und Vergnügungsgewerbe, gehörte zu den wenigen Bereichen, in denen sich Japan einer gewissen Internationalität rühmen konnte.
    Sie verbeugten sich und öffneten mir die Doppelglastüren des Clubs, wobei jeder von ihnen mit Baritonstimme ein Irrasbaimase von sich gab. Willkommen. Einer von ihnen flüsterte etwas in ein Mikro, das er diskret am Revers trug.
    Ich ging eine kurze Treppe hinunter. Ein rotgesichtiger, wohlgenährter Japaner, den ich um die Vierzig schätzte, begrüßte mich in einem kleinen Foyer. Aus dem hinteren Raum drang belanglose Techno-Musik.
    «Nanmeisama desho ka?», fragte er. Wie viele?
    «Ich allein», sagte ich auf Englisch und hielt einen Finger hoch.
    «Kashikomarimashita.» Selbstverständlich. Er winkte mir, ihm zu folgen.
    Der Raum war rechteckig mit je einer Tanzbühne an den Stirnseiten. Die Bühnen waren schlicht und nur dadurch zu erkennen, dass sich im Hintergrund verspiegelte Wände und in der Mitte identische

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