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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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dass er mein Handgelenk erwischte, und tat dann so, als wollte ich mich losreißen. Er wappnete sich gegen den Ruck, streckte das vordere Knie, die Augen und alle Aufmerksamkeit auf die Waffe gerichtet. Ich nutzte die Stabilität, die sich durch unser Gegeneinanderziehen ergab, hob den rechten Fuß vom Boden und rammte ihn gegen sein vorgeschobenes Knie. Er sah es im letzten Moment kommen und versuchte, sich wegzudrehen, aber er hatte zu viel Gewicht auf das Bein gelegt. Der Tritt zertrümmerte ihm das Knie, und er stürzte mit einem schrillen Schrei zu Boden.
    Murakami stand noch immer zwischen mir und der Tür. Er betrachtete ruhig die niedergestreckten Männer, der eine brüllend und sich auf dem Rücken windend, der andere sitzend, die Hände fest auf den sprudelnden Hals gedrückt, wie jemand, der übertrieben den Gekränkten spielt. Murakami lächelte, ließ die Zahnbrücke sehen.
    «Du bist gut», sagte er. «Man sieht es dir nicht an, aber du bist gut.»
    «Dein Freund braucht einen Arzt», sagte ich keuchend. «Wenn er nicht sofort versorgt wird, ist er in fünf Minuten verblutet, vielleicht noch schneller.»
    Er zuckte die Achseln. «Meinst du, den will ich jetzt noch als Bodyguard? Wenn er nicht sowieso stirbt, würde ich ihn selbst umbringen.»
    Der sitzende Mann war blutgetränkt und starrte Murakami mit leeren Augen an. Sein Mund öffnete und schloss sich, aber es kam kein Laut heraus. Nach einem Moment kippte er lautlos zur Seite.
    Murakami sah zu ihm herab, dann wandte er sich mir zu. Er zuckte wieder die Achseln.
    «Wie’s aussieht, hast du mir die Mühe erspart», sagte er.
    Komm endlich, Tatsu, wo zum Teufel bleibst du denn?
    Er zog den Reißverschluss seiner Jacke auf und machte einen respektvollen Schritt nach hinten, ehe er sie auszog. Wenn er nur ein bisschen näher gewesen wäre, hätte ich ihn angegriffen, sobald die Jacke in Ellbogenhöhe war, und das wusste er.
    Er warf einen Blick auf den Türstopper in meiner blutigen Hand. «Wir kämpfen also bewaffnet?», fragte er, sein Tonfall völlig ausdruckslos. «Meinetwegen.»
    Er griff in seine Gesäßtasche und holte ein Springmesser heraus. Er drückte einen Daumenstift am Griff, und die Klinge klappte heraus und arretierte. Das schnelle, halbautomatische Öffnen verriet mir, dass es ein Kershaw-Modell war, also ein legales Schnappmesser von guter Qualität. Die Klinge war schwarz, mit Titannitrid beschichtet, etwa neun Zentimeter lang. Scheiße.
    Meiner unangenehmen Erfahrung nach hast du unbewaffnet gegen ein Messer praktisch nur vier Möglichkeiten. Die beste ist, wenn möglich, schnellstens das Weite zu suchen. Die zweitbeste ist, augenblicklich irgendetwas zu tun, womit sich der Angriff noch verhindern lässt. Die dritte ist, auf Abstand zu gehen, um eine Waffe mit größerer Reichweite einsetzen zu können. Die vierte ist, wie wahnsinnig auf den Angreifer loszugehen und zu hoffen, dass du dabei keine tödliche Stichverletzung abbekommst, wenn du ihn überrennst.
    Es spielt keine Rolle, wie gut du ausgebildet bist – das sind die einzigen realistischen Möglichkeiten, die du hast. Und keine davon ist sonderlich gut, außer vielleicht die erste. Unbewaffnete Kampftechniken gegen ein Messer sind Hirngespinste. Wer sie unterrichtet, hat nie einem entschlossenen Angreifer mit einer scharfen Klinge gegenübergestanden.
    Meine Machojahre waren seit mindestens zwei Jahrzehnten vorbei, und ich hätte mit Begeisterung kehrtgemacht und die Beine in die Hand genommen, wenn ich gekonnt hätte. Aber in dem geschlossenen Raum des Dojo, mit einem jüngeren und vermutlich schnelleren Feind zwischen mir und der Tür, kam Weglaufen nicht in Frage. Mir wurde klar, dass die ohnehin schon schlechten Chancen, einen Messerkampf unverletzt zu überstehen, absolut aussichtslos waren.
    Ich schielte zu der Tasche hinüber. Sie war etwa zehn Meter entfernt, und ich glaubte kaum, dass ich sie erreichen und die Pistole herausholen könnte, ehe Murakami mir die Klinge in die Rippen stieß.
    Er lächelte, sein Gebiss wie bleckende Raubtierzähne. «Wirf deine weg, und ich werf meine weg», sagte er.
    Er war wirklich geistesgestört. Ich hatte keine Lust, gegen ihn zu kämpfen, ich wollte ihn bloß hier und jetzt töten oder abhauen, um auf eine günstigere Gelegenheit zu warten. Aber vielleicht konnte ich das taktisch nutzen.
    «Erklärst du mir bitte, was das alles soll?», fragte ich.
    «Wirf deine weg, und ich werf meine weg», wiederholte er.
    So viel dazu. Ich

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