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Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Titel: Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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ausbricht, müssen die Leute schnell hinauskönnen - aber es war gut, das bestätigt zu sehen.
    Ich trat in einen der Aufzüge und strich mir dabei mit einer Hand über das gegelte Haar, um mein Gesicht zu verdecken, während ich nach weiteren Kameras Ausschau hielt. Da war eine, eine Kuppelkamera an der Decke. Ich drückte den Knopf mit einem Fingerknöchel und hielt auf der Fahrt nach oben den Kopf gesenkt. Ich wiederholte noch einmal in Gedanken, wer ich war und warum ich gekommen war: Watanabe, eine Art Kundschafter, der sich im Auftrag gewisser japanischer Industrieller ein Bild vom China Club machen sollte.
    Ich stieg im dreizehnten Stock aus und blickte mich um. Eine gewundene Holztreppe führte links von mir nach oben, der Handlauf getragen von einem chinesisch anmutenden Metallgitterwerk. Die Wände waren weiß, der Fußboden aus dunklem Holz war kompakt und leicht uneben. Er zeugte davon, wie viele Generationen schon über ihn hinweggegangen waren. Ein Flachbildschirm an der Treppe zeigte die Börsenkurse des Hang Seng Index an. Die Atmosphäre war dezent, durchdrungen von altem und neuem Geld, erreichtem und angestrebtem Status und von Ehrgeiz, kaum verhohlen hinter Nadelstreifenanzügen und Cocktailpartylächeln. Die Bank of China mochte ihre Zentrale zwar in den von IM Pei geschaffenen dreieckigen schwarzen Glasturm ein paar Blocks weiter südwestlich verlegt haben, aber die Geister der Dynamik und des Wohlstands, für die das neue Hauptquartier stand, waren alle noch hier zu Hause.
    Und dennoch hatte der Club auch etwas Schrulliges an sich. Ein Sitzbereich war vollgestellt mit Polstersesseln und –sofas mit Überwürfen in Kaugummipink und Limonengrün und Babyblau. Die Lampenschirme, die über den Tischen schwebten, hatte ähnliche Bonbonfarben. Und der würdevolle Holzboden war mit leuchtend bunten Kilims bedeckt. Es schien, als wollte die Einrichtung Hongkongs titanischen Ambitionen huldigen und sich gleichzeitig ein wenig über sie lustig machen.
    Eine hübsche Chinesin in schwarzer Hose und weißer Mao-Jacke tauchte rechts von mir aus einem Garderobenraum auf. »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie.
    Ich nickte und schaltete auf einen starken japanischen Akzent um.
    »Mein Name ist Watanabe.« Als wäre das schon Erklärung genug.
    Sie nahm ein Klemmbrett in die Hand und schaute darauf. »Ach ja, Mr Watanabe, das Shangri-La hat Ihr Kommen bereits angekündigt. Darf ich Sie herumführen?«
    »Gern«, sagte ich mit einer halben Verbeugung. »Sehr gut.«
    Die Frau, deren Namen May war, machte ihre Sache ausgezeichnet und beantwortete netterweise alle meine Fragen. Zum Beispiel: Wo waren die separaten Dining Rooms? Fünfzehnte Etage. Gab es auch welche, die sich für einen kleinen Kreis eignen würden - sagen wir, für vier Personen? Ja, davon hatten sie zwei. Und wie gelangt man in die oberen Etagen? Nur über die inneren Wendeltreppen.
    Mays Führung dauerte gut zehn Minuten. In Anbetracht der frühen Uhrzeit waren noch keine anderen Gäste da, und die Mitarbeiter waren damit beschäftigt, die Tische mit Silber und Kristall einzudecken, Tischtücher zurechtzurücken und alle sonstigen Vorbereitungen für einen weiteren Clubabend zu treffen, der gewiss schon wieder ausgebucht war.
    Als wir fertig waren, fragte ich May, ob sie etwas dagegen hätte, wenn ich allein noch ein wenig herumschlendern würde. Sie verneinte und fügte hinzu, dass sie mir für weitere Fragen gern zur Verfügung stände.
    Watanabe-san nahm alles gründlich in Augenschein. Er fing mit dem Hauptspeisesaal auf der vierzehnten Etage an und ging dann in die angrenzende schöne Long March Bar. Er sah sich an, wo die Toiletten auf der dreizehnten und vierzehnten Etage lagen, und stellte fest, dass auf der fünfzehnten Etage keine Toilette war, was bedeutete, dass Gäste, die dort in den Private Dining Rooms dinierten, eine Etage tiefer aufs Klo gehen mussten. Er besichtigte die herrliche Bibliothek und gönnte sich von der Aussichtsterrasse auf dem Dach einen kurzen Blick auf den Central District. Und natürlich sah er sich auch die separaten Dining Rooms an, wobei er den beiden für vier Personen seine besondere Aufmerksamkeit schenkte. Watanabe betrat sie und nahm sich extra einen Moment Zeit, um die Einrichtung zu bewundern, fuhr sogar mit dem Fingerrücken an den erstaunlich dicken Türpfosten entlang, die in jedem der beiden Räume wie dafür geschaffen waren, einen Mini-Audio-Videosender anzubringen.
    Damit wir mit einem

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