Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Titel: Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
Vom Netzwerk:
gewöhnt hatten. Aus dem Aufzugschacht hinter mir fiel nur spärliches Licht. Aber die fehlende Beleuchtung hier drin war nicht das Problem. Was ich sehen musste, war der Toilettenraum, doch das war unmöglich, wenn die Mahagonitür geschlossen war.
    Ich stellte den Aktenkoffer hin und öffnete die Schnappverschlüsse. Der Koffer ging mit einem gedämpften Doppelklick auf. Ich nahm die Minitaschenlampe, eine Surefire EIE, heraus und machte sie an, dann streifte ich mir die Hirschlederhandschuhe über. Ich sah mich nach irgendetwas um, das als Werkzeug in Frage kam.
    An der Wand rechts von mir war ein Wischlappen in einem Eimer. Auf dem Boden sah ich eine Gummisaugglocke für verstopfte Klos und ein paar Standardwerkzeuge, darunter ein Schraubenzieher. Ich öffnete die Tür, schob den Schraubenzieher in Augenhöhe zwischen Tür und Rahmen auf der Seite, wo die Scharniere waren. Ich zog die Tür nach innen. Der Stahlschaft des Schraubenziehers übte einen enormen Druck auf die Fläche mit den Scharnieren aus, und irgendetwas würde nachgeben. Aber diese massiven Messingscharniere würden es nicht sein. Stattdessen nahm das Holz den Weg des geringsten Widerstandes, und die Kante von Tür und Rahmen verformte sich, als ich weiter mit aller Kraft zog. Ich bewegte die Tür etliche Male hin und her, bis ich sie trotz eingeklemmtem Schraubenzieher leicht schließen konnte.
    Ich trat nach draußen, schloss die Tür und öffnete sie dann wieder ohne Probleme. Ich wollte mich nur vergewissern, dass auch nach meiner handwerklichen Betätigung nichts blockierte. Es wäre peinlich gewesen, wenn ich Dox hätte rufen müssen, damit er mich rausholte. Ich sah mir die Delle im Holz an der Nahtstelle von Tür und Rahmen an. Sie fiel praktisch nicht auf. Selbst wenn jemand gezielt hindurchspähen würde, er würde nur Dunkelheit sehen.
    Ich ging wieder hinein, schloss die Tür und legte ein Auge an den Rahmen.
    Perfekt. Ich konnte den Bereich rechts von mir einschließlich Urinale und Kabinen deutlich einsehen. Wenn ich jetzt jemanden hereinkommen hörte, würde ich mühelos erkennen können, wer es war.
    Ich wiederholte die Prozedur mit dem Schraubenschlüssel auf der anderen Seite der Tür, da, wo der Knauf war. Als ich fertig war, hatte ich auch dort einen guten Blick auf den Eingang und die Waschbecken. Ich vergewisserte mich wieder von außen, dass auch das zweite Loch nicht auffiel und dass sich die Tür noch immer problemlos öffnen und schließen ließ.
    Ich setzte mir den Ohrhörer ein und steckte das Reversmikro fest. Dann sah ich auf das Leuchtzifferblatt meiner Uhr. Kurz vor sechs. Dox und Delilah mussten jetzt jeden Moment eintreffen. Ich würde erst mit ihnen über Funk kommunizieren können, wenn sie im Gebäude waren - fünfzehn Stockwerke Stahl und Beton würden das Signal sicherlich blockieren.
    Kurz nach sechs hörte ich Dox' sanften Südstaatenakzent. »He, Partner, ich bin's. Bist du da?«
    Es tat gut, ihn zu hören. »Ja, ich bin da. Auf der Herrentoilette im vierzehnten Stock.«
    »Na, das nenn ich einen Zufall. Genau das stille Örtchen will ich gerade aufsuchen. Kannst du mich hören? Ich bin gleich drin.«
    Einen Moment später hörte ich die Toilettentür aufgehen, dann Schritte auf dem Marmor. Dox ging an meiner Position vorbei. Der Spitzbart war verschwunden, und ich war erfreut zu sehen, wie sehr das sein Aussehen verändert hatte.
    Er trat an ein Urinal und benutzte es. Dann blickte er erst zu den offenen Kabinen hinüber, dann nach rechts und sagte: »Du musst ein Superversteck haben. Wo bist du?«
    »Hinter der Tür rechts von dir.«
    »Aha, hätte ich mir denken können. He, Mann, nicht hingucken.«
    »Keine Sorge«, sagte ich und verblüffte mich selbst mit einer seltenen Frotzelei, »aus dieser Entfernung kann ich nur große Objekte erkennen.«
    Er lachte. »Nicht schlecht. Sag mal, du treibst dich nicht zufällig öfters auf Herrentoiletten rum, oder? Du scheinst mir verdammt viel Erfahrung damit zu haben.«
    Okay, selber schuld, wenn ich glaubte, bei ihm je das letzte Wort haben zu können. »Wo ist Delilah?«, fragte ich.
    »Sie hat für uns einen Tisch in der gefürchteten Long March Bar ergattert.«
    »Viel Andrang?«
    »Noch nicht, aber es füllt sich langsam. Von unseren Freunden noch keine Spur. Ich hoffe aber inständig, sie kommen. Wenn nicht, mach ich mir ernsthaft Sorgen, dass ihnen was zugestoßen sein könnte.«
    »Ja, das wäre ein Jammer.«
    Er zog den Reißverschluss hoch und ging zum

Weitere Kostenlose Bücher