Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen
Heckenschützenverstecken zu suchen, und er entdeckte uns gleich. Er ging durch die Lobby und kam die Treppe rauf.
Als er uns erreichte, schüttelte er Delilah die Hand. »Schön, dich wiederzusehen«, sagte er.
Mir wurde klar, dass die latente Förmlichkeit, die Delilah anscheinend bei ihm auslöste, ideal für unsere anstehende Aufgabe war. Dox, dessen schauspielerisches Können meiner Meinung nach noch äußerst verbesserungswürdig war, würde automatisch in die Rolle des perfekten Gentleman, Geschäftsmannes und aufmerksamen Gastgebers schlüpfen, den er heute spielen sollte.
Sie schenkte ihm ein herzliches Lächeln und sagte: »Ebenso.«
»Tut mir leid, dass ich mich ein wenig verspätet habe. Es gab da ein paar Probleme mit dem Maßanzug. In der Gegend hier ist man große, starke Männer nicht gewohnt.«
»Du siehst toll aus«, sagte sie und nickte anerkennend.
Er wurde doch tatsächlich rot. Irgendwann würde ich Delilah fragen müssen, was ihr Geheimnis war. »Danke«, sagte er. »Du auch.«
Und sie sah tatsächlich toll aus. Sie trug einen anthrazitfarbenen Hosenanzug mit einem taillierten, zweireihigen Kurzblazer. Die Hose war eng geschnitten und unter dem Knie leicht ausgestellt; außerdem trug sie ein Paar tieflila Halbschuhe, die nicht ganz so elegant waren wie Pumps, aber mehr Beweglichkeit ermöglichten. Vervollkommnet wurde das Ganze durch ein Paar Diamantohrstecker und eine schlichte Platinhalskette. Sie hatte einen Lederaktenkoffer und ein kleines Handtäschchen dabei und trug ihr blondes Haar offen und aufgeföhnt - der perfekte Blickfang in Hongkong, was wahrscheinlich die Aufmerksamkeit von Dox ablenken würde, den Hilger wiedererkennen könnte.
Wir setzten uns und bestellten Tee. Ich berichtete ihnen, was ich von meiner »Quelle in Japan«
erfahren hatte, und was ich in der Washington Post gelesen hatte. Wir waren, trotz Gils gegenteiliger Informationen, einhellig der Meinung, dass die Geschworenen Jim Hilger für schuldig befunden hatten. Jetzt musste nur noch seine Strafe vollstreckt werden. Und die von Manny.
Wir verbrachten einige Zeit damit, unser weiteres Vorgehen festzulegen. Ich hatte bereits über mein Hotel arrangieren lassen, dass ich dem China Club am späteren Nachmittag einen Besuch abstatten würde, und Dox und Delilah sollten es genauso machen. Reservierungen dürften kein Problem sein; sie mussten nur früh genug dort sein, um auch zwei Plätze an einem der kleinen Tische in der Bar zu bekommen. Wir würden per Ohrhörer miteinander kommunizieren. Wir würden die drahtlosen Videosender einsetzen, die Dox und mir bereits in Manila gute Dienste geleistet hatten, aber diesmal würden wir auch mit Mikros arbeiten. So würden wir nicht nur wissen, wann die Zielpersonen heute Abend eintrafen und wo genau sie beim Dinner saßen, sondern auch, und das war am wichtigsten, wann einer von ihnen sich entschuldigte, um zur Toilette zu gehen. Ich war zuversichtlich, dass ich irgendwo ein geeignetes Versteck finden würde. Dox und Delilah würden von der Bar aus alles überwachen und mich sofort unterrichten, wenn ich irgendetwas wissen musste. Manny und Hilger würde ich ausschalten, sobald sich eine Gelegenheit bot - erst den einen, dann gleich danach den anderen. Wenn ich Glück hatte, würde ich zu diesem Zeitpunkt schon bewaffnet sein. VBM, wer immer er war, würde mit dran glauben müssen, wenn er mir in die Quere kam, aber ansonsten interessierte er mich nicht.
Wenn wir eine Scharfschützenoperation geplant hätten, wäre ich der Scharfschütze und Dox und Delilah die Späher gewesen. Diese Arbeitsteilung ist nicht immer erforderlich, aber fast immer nützlich. Ein Scharfschütze, der einen Partner hat, der das Ziel ausmacht, beobachtet und überwacht, kann sich ganz auf eine einzige Aufgabe konzentrieren: das Töten. In diesem Fall wäre es störend für mich gewesen, beobachten zu müssen, ob und wann Hilger oder Manny sich meiner Position näherten, meine Taktik zu ändern, wenn sie plötzlich woanders hingingen, zu reagieren, wenn sie etwas taten, was ich nicht vorhergesehen hatte. Dox und Delilah, mit dem Rücken zur Wand und vor sich einen Laptop, auf dem sie alles überwachen konnten, wie zwei Geschäftsleute, die eine PowerPoint-Präsentation besprechen, bildeten ein beruhigendes Sicherheitsnetz für all diese Risiken. Und sie wären zur Stelle, wenn irgendetwas schiefging.
Ich sah auf die Uhr. Kurz vor fünf. Es wurde Zeit für mich.
»Du nimmst den Aktenkoffer«,
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