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Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Titel: Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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schwachen Signal auskamen, das von Wanzendetektoren nicht so leicht aufzuspüren war, verteilte ich zusätzlich ein paar Verstärker außerhalb der Räume und entlang der Treppe nach unten in den vierzehnten Stock. Bevor ich zurück zu den Aufzügen im dreizehnten Stock ging, sah ich mir die Toilette im vierzehnten an. Sie war ziemlich beeindruckend. Der Fußboden war aus weißem Marmor, und ich stellte zufrieden fest, dass meine neuen braunen Halbschuhe auf der polierten Fläche gänzlich geräuschlos waren. Rechts von mir befand sich eine Reihe Waschbecken, alle aus dickem weißem Porzellan. Frotteehandtücher, statt ordinärer aus Papier, lagen ordentlich gefaltet auf einer Ablage darüber, daneben ein Sortiment spezieller Seifen, Lotions und Tonics. Direkt vor mir befand sich eine Reihe Urinale, auch sie, wie die Waschbecken, aus schwerem weißem Porzellan. Die Kabinen links von mir waren richtige kleine Räume, mit Trennwänden aus Marmor und Mahagonitüren vom Boden bis zur Decke.
    Die Kabinen sahen vielversprechend aus, obwohl ich Sorge ) hatte, Manny könnte inzwischen panisch reagieren, wenn er eine Toilette betrat und feststellte, dass eine der Kabinentüren geschlossen war. Doch dann sah ich etwas, das vielleicht noch besser war.
    Zwischen den Waschbecken und den Urinalen war eine breite Mahagonitür, an der ein Messingschild mit schwarzer Beschriftung hing:
    BAUVORSCHRIFT (ABSATZ 123) VORSICHT FAHRSTUHLMOTOR UNBEFUGTEN IST DER ZUTRITT VERBOTEN TÜR STETS VERSCHLOSSEN HALTEN
    Interessant, dachte ich. Wenn die Personenaufzüge nur bis in den dreizehnten Stock gingen, dann musste das hier der Zugang zum Lastenaufzug sein. Die Tür öffnete sich nach außen, und an der linken Seite waren drei massive Messingscharniere. Ich drehte den Knauf und stellte fest, dass die Tür tatsächlich vorschriftsmäßig abgeschlossen war. Das Schloss allerdings war ein billiges Einscheibenmodell, wie sie für Schreibtische oder Aktenschränke verwendet werden. Es sollte keine Wertsachen schützen, sondern lediglich einer Bauvorschrift genüge tun. Aber wer außer dem Hauswart würde, wenn er halbwegs bei Trost war, zum Fahrstuhlmotor wollen?
    Ich brauchte nicht mal einen Dietrich - ich drehte den Mechanismus einfach mit dem Benchmade-Klappmesser. Dann schob ich die Klinge in die Ritze zwischen Tür und Rahmen und drückte die Tür auf. Die Scharniere quietschten unüberhörbar, und ich dachte: Mist, daran hab ich nicht gedacht. Ich hätte irgendein Schmieröl mitbringen sollen.
    Ich spähte hinein. Ich sah einen kleinen Korridor, der vermutlich zum Lastenaufzug führte. Das war gut. Es gab Unwägbarkeiten - Manny hatte vielleicht einen neuen Bodyguard oder er kam, wenn er keinen neuen hatte, nicht allein oder er kam überhaupt nicht -, aber so konnte es funktionieren.
    Aber was mach ich mit den Scharnieren? Ich ging zu den Waschbecken und nahm eine von den Flaschen mit Lotion. Gardner's Hand Lotion stand auf dem Etikett, und sollte »reich an Lavendel und anderen essenziellen Ölen« sein. Na, es war nicht gerade ein Multifunktionsschmiermittel, aber einen Versuch war es wert.
    Ich gab eine ordentliche Menge auf eins der Handtücher und rieb dann damit die Scharniere ein. Ich schwang die Tür ein paar Mal auf und zu, und siehe da, die essenziellen Öle wirkten Wunder. Das Quietschen hörte auf.
    Ich wischte die Flasche ab, stellte sie zurück auf die Ablage und warf das Handtuch in einen Korb, den der China Club netterweise für diesen Zweck aufgestellt hatte. Ich verließ die Toilette und stieg die Wendeltreppe hinab. Ein Kellner auf dem Weg nach oben schenkte mir keine Beachtung.
    Nach zwei Dritteln der Treppe hatte ich einen freien Blick auf die Aufzüge und den Garderobenraum, aus dem May bei meiner Ankunft aufgetaucht war. Der Bereich war leer. May war wohl vorübergehend woanders, half bei den Vorbereitungen im Restaurant. Sie wunderte sich womöglich, dass sie mich nicht hatte gehen sehen, aber sie würde bestimmt annehmen, dass sie mich einfach verpasst hatte. Hoffentlich verzieh sie Mr Watanabe die Unhöflichkeit, sich nicht bedankt und anständig verabschiedet zu haben.
    Ich machte kehrt und ging wieder die Treppe hoch. Diesmal benutzte ich die Toilette wirklich - es war schließlich nicht abzusehen, wie lange ich keine Gelegenheit mehr dazu haben würde. Dann öffnete ich die Tür, die zum Lastenaufzug führte, und trat in den Gang. Ich zog die Tür hinter mir zu und wartete, bis meine Augen sich an die Dunkelheit

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