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Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Titel: Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Zeit, so viel du willst. Ich seh keinen Grund zur Eile. Es ist ja zum Glück nicht so, dass die halbe Hongkonger Polizei nach einem Typen fahndet, auf den deine Beschreibung passt oder so.«
    »Okay«, sagte ich, »hast ja recht.« Ich sagte ihm, wo ich das Fluchtpaket verstaut hatte. Er sagte, er würde sich sofort damit auf den Weg machen.
    Ich legte auf und blickte Delilah an.
    »Gil ist tot«, sagte ich. »Dox hat gesehen, wie Hilger ihm in den Kopf geschossen hat, aus nächster Nähe.«
    Sie nickte mit unbewegtem Gesicht, dann sagte sie: »Was noch?«
    Ich berichtete ihr den Rest, den Dox mir erzählt hatte.
    »Ich treffe mich jetzt mit ihm am Flughafen«, sagte ich. »Kommst du mit?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Ich habe meinen Pass nicht dabei.«
    Ich sagte nichts. Ich war noch immer sauer, dass sie Gil angerufen hatte. Ich versuchte, die Sache auf sich beruhen zu lassen.
    »Außerdem«, sagte sie, »muss ich meinen Leute berichten, was hier passiert ist. Sie werden viele Fragen haben."
    "Wirst du es überstehen?«
    »Ich weiß nicht. Al-Jibs Tod ist bestimmt eine Hilfe. Das ist ein Riesenerfolg, wirklich, ein Riesenerfolg. Wenn er uns entwischt wäre, weiß ich nicht, was sie mit mir gemacht hätten.«
    Sie sprach ungewöhnlich schnell. Ich bemerkte, dass ihre Hände zitterten.
    »Alles in Ordnung?«, fragte ich und blickte sie an.
    Sie nickte. Ich sah, dass ihr Tränen in die Augen traten.
    »Du hast noch nie ...«, setzte ich an, stockte und sprach dann weiter. »Es war dein erstes Mal, nicht wahr?«
    Sie nickte wieder, und ihre Tränen kannten kein Halten mehr. Sie zitterte jetzt am ganzen Körper. Meine Wut verflog. Ich legte einen Arm um sie und zog sie an mich. »Du hast das Richtige getan«, sagte ich. »Genau wie sie es dir in der Ausbildung beigebracht haben. Du wirst das verkraften.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Ich müsste mich freuen, jubeln, dass er tot ist. Ich meine, ich hab auch gejubelt, direkt danach. Aber jetzt... «
    Ich küsste sie aufs Haar. »Dein Verstand weiß, dass es richtig war. Nur dein Bauch ist noch nicht ganz so weit. Das kommt schon noch.«
    Sie wischte sich das Gesicht ab und blickte mich an. »Ich hatte solche Angst, er könnte abhauen. Ich wollte, dass du ihn erschießt. Als er mir die Pistole an den Kopf gedrückt hat, dachte ich, ich würde sterben, aber ich hatte nur den einen Wunsch: dass du ihn zuerst erschießt und ich es noch mitkriege.«
    Ich nickte. »Wenn man sicher meint, dass man sterben wird, und man dann doch nicht stirbt, dann lässt einen das eine ganze Weile nicht mehr los. Irgendwann muss ich dir erzählen, was mir letztes Jahr in Kwai Chung passiert ist.«
    »Du hast mir nie die ganze Geschichte erzählt.«
    »Und? Wirst du mir die Gelegenheit dazu geben?«
    Sie lachte ein wenig und berührte meine Wange. »Ich möchte, dass wir uns irgendwo treffen. Ich will nicht, dass es hier und jetzt zu Ende ist. Ich will mich ... darauf freuen können.«
    Ich zuckte die Achseln. »Ich hab deine Nummer. Und wir haben das Bulletin Board.«
    Sie schmunzelte. »Wir haben immer noch das Bulletin Board.«
    Ich lachte. »Na ja, nicht gerade Paris, aber wir sehen uns bestimmt wieder.«
    Ihre Hand glitt in meinen Nacken und streichelte mich dort, geistesabwesend, sanft. Es tat gut. »Danke, dass du mir vertraut hast«, sagte sie. »Ich wollte dir das schon in Phuket sagen, hab's aber dann doch nicht. Ich wollte dir sagen ... wie viel mir das bedeutet.«
    Wie ein Mensch so gut riechen konnte, nachdem er über eine Viertelmeile hinter einem Terroristen hergerannt, fast in seiner Gewalt gestorben war und ihn dann getötet hatte, würde mir ein ewiges Rätsel bleiben.
    »Ich hab den Eindruck, es war nicht unbedingt klug von mir, dir in Phuket vertraut zu haben«, sagte ich.
    Sie sah mich an, und ihre Augen blickten beschwörend. »Doch, das war es. Und dass ich heute Abend Gil angerufen habe ...«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich verstehe, warum du es getan hast.«
    »Ich musste es tun. Ich hab ihm gesagt, dass es um Al-Jib geht, nicht um dich, dass du uns helfen würdest. Aber er hat mir nicht geglaubt. Und als ich sah, dass er auf dich schießt...«
    Ich merkte, dass ich ihr Bein berührte. Ich wollte sagen: »Ich weiß, ich hab dich gehört«, doch sie zog mich an sich und küsste mich.
    Ich sagte nichts mehr. Der Kuss ging in zwei Nanosekunden von null auf hundert. Da, wo wir saßen, war es sehr dunkel.
    Egal, Dox hatte

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