Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen
törichterweise, ihn zu zerstreuen.
Wir betraten den Terminal und gingen auf Gate acht zu. Kurz drauf kam Dox herein und hielt sich an der Peripherie. Ich hörte ihn wieder in meinem Ohr: »Okay, Partner, es kann euch unmöglich jemand gefolgt sein. Ich sehe auch niemanden hier, der schon in der Ankunftshalle im internationalen Terminal gewartet hat. Wenn also niemand gewusst hat, dass du hierher wolltest, und schon vor uns hier war, bist du sauber. Wir müssen uns, glaub ich, wohl erst wieder Sorgen machen, wenn wir am Ziel sind. Könnte sein, dass sie nach eurer Ankunft einen Anruf macht oder so, ihren Leuten sagt, wo ihr seid. So würden sie nicht Gefahr laufen, bei eurer Verfolgung entdeckt zu werden. Wenn ich sie wäre und böse Absichten hätte, würde ich es so machen.«
Es reicht, dachte ich. Abgesehen davon, dass ich das alles selbst bereits durchdacht hatte, hatten wir es obendrein vorher haarklein durchgekaut. Er war einfach wieder in Plauderlaune.
Delilah und ich hatten kurz über den Flug gesprochen. Sie war erster Klasse geflogen, hatte die ganze Zeit geschlafen und war erholt und bereit für einen Abend in einem tropischen Paradies. Aber Dox plapperte munter weiter, und mit Delilah direkt neben mir hatte ich keine Möglichkeit, ihn zum Schweigen zu bringen.
»Donnerwetter, Mann, eins muss ich dir lassen, die Frau sieht einfach klasse aus! Wieso hast du das nicht gesagt? Ich hätte sofort verstanden, warum du sie sehen wolltest. Mensch, das war mir genauso gegangen. Ich hätte deine Gegenüberwachung auch umsonst gemacht, Partner, wenn ich gewusst hätte, dass es um sie geht, du hättest mir nicht mal den Urlaub bezahlen müssen. Tja, aber dafür ist es jetzt zu spät, abgemacht ist abgemacht.«
Er verstummte, und ich dachte, Gott sei Dank. Aber einen Moment später fing er schon wieder an: »Und ich Trottel dachte, du führst ein einsames Leben, in dem dir nur deine überanstrengte rechte Hand etwas Trost spenden würde! Ich hab dich falsch eingeschätzt, Mann. Von nun an bist du mein Held, in Liebesdingen hol ich mir meine Tipps nur noch von dir.«
Sobald wir im Flugzeug saßen, wusste ich, dass ich in Sicherheit war, zumindest vorläufig, und ich nahm den Ohrhörer mit der genüsslichen Vorstellung heraus, dass Dox jetzt nur noch mit sich allein reden würde.
Delilah und ich sprachen über die Zeit, seit wir uns zuletzt gesehen hatten. Es war zwar überwiegend Smalltalk, aber ich horchte sie dabei ein wenig aus. Bislang hatte ich zwei Anhaltspunkte, die beide auf ein Problem hindeuteten: der Zeitpunkt, an dem sie sich gemeldet hatte, und ihre nicht erfolgte Reaktion auf meine offensichtlichen Sicherheitsmaßnahmen. Die Geschworenen hatten zwar noch kein endgültiges Urteil gefällt, aber die Beweislast war drückend. Es machte mir etwas aus, dass es so weit gekommen war. In Rio war es schön gewesen, richtig schön. Eigentlich hätte ich damit klarkommen müssen - sie war Profi, und Geschäft ist Geschäft -, aber trotzdem, es machte mir etwas aus.
Aber Gott, sie war schön. Es war unübersehbar, warum sie in ihrem Job so erfolgreich war. Sie hatte irgendwas an sich, eine Aura, eine Anziehungskraft, wie ich sie noch bei keiner anderen Frau erlebt hatte.
Trotz meines Argwohns war es schön, bei ihr zu sein. Vielleicht lag ich ja falsch. Vielleicht würde mit der Zeit ja doch noch Entlastungsmaterial auftauchen.
Die Landung verlief reibungslos, und vor der Ankunftshalle wartete ein Hotelwagen, um uns zum Amanpuri zu bringen. Die Sonne stand tief am Himmel, als wir über die schmalen Straßen von Phuket zur Hotelanlage fuhren. Ich wusste, was Delilah dachte: Das ist alles? Nicht gerade berauschend. Aber wir waren noch immer ein Stück landeinwärts. Die Schönheit der Insel entfaltet sich erst an der Küste. Und dann, so wusste ich, würden ihre zunächst enttäuschten Erwartungen das Amanpuri umso atemberaubender machen.
Wir bogen durch das Tor auf die gewundene Zufahrt, als die Sonne gerade hinter den steilen, typisch thailändischen Dächern der Bungalows und Pavillons vor dem Hintergrund der Andamansee unterging. Palmensilhouetten schwankten in einer sanften Meeresbrise. Eine Teakholzterrasse erstreckte sich vom Rand der Zufahrt zu einem langen Pool mit schwarzem Grund, die Wasseroberfläche wie polierter Onyx vor dem dunkler werdenden Himmel. In dem zart goldenen Licht hätte es genauso gut eine Filmkulisse sein können.
Ein Page öffnete die Autotür, und wir stiegen aus. »Willkommen
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