Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen
wo Calver und Gibbons nicht mehr da waren, lag es nahe, Winters zu dem Treffen mit VBM mitzunehmen. Winters kam ohnehin nach Hongkong, um Hilger zu informieren, was er von Rain und Dox erfahren hatte. VBM würde die kleine Überraschung vielleicht nicht gefallen, aber an dem Punkt würde er keinen Rückzieher mehr machen. Der Mann würde sich kurzfristig aufregen, aber das wäre es wert. Immerhin hätte Hilger dann bei dem Treffen Unterstützung und jemanden, an den er anschließend Dinge delegieren konnte. Und Manny würde auch kommen müssen, um seine Zustimmung zu geben. Damit wären sie eine nette Gruppe von vier Leuten. Hilger kannte dafür genau den richtigen Ort.
Im Verlauf der nächsten Stunde arrangierte er telefonisch und übers Internet alles Notwendige und informierte die Beteiligten. Als er fertig war, sah er in einem der sicheren Bulletin Boards nach.
Donnerwetter, dachte er mit einem Anflug von Stolz darüber, wie gut die Männer waren, mit denen er zusammenarbeitete. Es hatte einen Durchbruch gegeben, einen kleinen Glücksfall, durch den es Hilgers Leuten gelungen war, Dox nach Bangkok zu folgen. Der Mann hatte einen Fehler gemacht, und der würde ihn teuer zu stehen kommen. Wenn Rain bei ihm war, wovon Hilger fest ausging, würde es sie beide teuer zu stehen kommen.
Sein Telefon klingelte erneut.
»Hilger«, sagte er.
»Ich bin's«, sagte der Anrufer.
Hilger erkannte die leicht nasale Stimme am anderen Ende. Sein Kontakt beim National Security Council. »Ich höre.«
»Wir haben ein neues Problem.« Hilger wartete.
Der Kontakt sagte: »Ich habe heute Morgen einen Anruf erhalten. Ein Reporter von der Washington Post.«
Hilgers Unruhe äußerte sich in einer fast köstlichen Gelassenheit.
»Was wollte er?«
»Er wollte über ein Gerücht sprechen, dass die Männer, die in Manila ums Leben kamen, CIA-Officer waren und dass sie sich dort mit einem bekannten Terroristen treffen wollten."
"Wusste er sonst noch was?«
»Hat er jedenfalls nicht gesagt.«
»Vielleicht ein Schuss ins Blaue.«
»Das bezweifele ich. Seine Informationen waren in mancherlei Hinsicht ziemlich genau. Ich halte es für wahrscheinlicher, dass er eine Quelle hat.«
Scheiße, irgendwer fügte die Puzzleteilchen ganz schön schnell zusammen.
»Hat er vor, eine Story zu bringen?«
»Ich glaube nicht. Noch nicht. Ich glaube, er braucht mehr Informationen.«
»Dann haben wir also noch Zeit.«
»Hören Sie: Ich habe viele Hebel in Bewegung setzen müssen, um nach Kwai Chung alles wieder ins Lot zu bringen. Ich weiß nicht, ob ich das noch einmal kann.«
Hilger atmete einmal ein und aus. Er sagte: »Das müssen Sie nicht.«
»Sorgen Sie dafür, dass die Sache über die Bühne geht, aber schnell«, sagte die Stimme.
»Wir können es uns nicht leisten, dass man uns so auf die Finger schaut. Nicht schon wieder.«
Ja, verdammt nochmal.
»Es wird noch heute erledigt«, erwiderte Hilger. »Ich gebe Ihnen sofort Bescheid.«
»Okay. Gut.«
Hilger legte auf. Er starrte sein Telefon an, fragte sich, wie es in Bangkok lief. Einen Augenblick lang dachte er, dass er vielleicht selbst hätte hinfahren sollen, um alles zu überwachen. Aber nein. Winters war der Beste. Hilger hatte ihn in Aktion gesehen, und das war kein schöner Anblick. Aber der Mann erzielte Resultate.
Hilger warf einen Blick auf seine Schreibtischuhr. Vielleicht erzielte er die Resultate ja genau in diesem Moment.
11
DELILAH WARTETE EINE STUNDE, um Rain und Dox ausreichend Zeit für die Abreise zu geben, dann rief sie Gil auf seinem Handy an.
Er meldete sich sofort. Sie stellte sich vor, dass er wie immer in dieser Phase einer Operation allein in einem düsteren Hotelzimmer hockte, weder Essen noch sonstige Nahrung brauchte und still und geduldig darauf wartete, dass das Handy, das er auf einem Tisch vor sich liegen hatte, endlich klingelte, damit er sich gespenstergleich auf den Weg machen konnte, um das zu tun, was er am Besten konnte.
»Ken«, hörte sie ihn auf Hebräisch sagen. Ja.
»Ich bin's«, erwiderte sie. Es kam keine Reaktion. Sie deutete das als eines seiner kleinen Machtspielchen, ignorierte es einfach und sprach weiter. »Unser Freund ist heute Morgen abgereist. Hat seine Sachen gepackt, und weg war er.«
Es trat eine Pause ein, dann sagte er: »Scheiße. Wo bist du?«
»Phuket.«
»Warum hast du nicht früher angerufen?"
"Ich hatte keine Gelegenheit. Er ist mir nicht von der Seite gewichen.«
»Schläft er nicht?«
»Du etwa?«
Er
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