Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen
arrangiert hat, bis ich das mit dem Privatstrand gesagt habe. Jemand anderes, der ihm einen Zeitpunkt und einen Ort vorschlägt... «
»Du hättest es nicht so überstürzen dürfen. Das hat ihn aufgeschreckt.«
Normalerweise hätte eine solche Bemerkung bei ihr die Angriffslust geweckt. Gil wusste das und stellte sich sicherlich darauf ein. Aber sie hatte sich heute schon genug mit ihm angelegt. Wenn er sie angreifen wollte, würde sie einfach einen Schritt zur Seite machen. Mal sehen, wie er dann sein Gleichgewicht behielt.
»Ich weiß«, sagte sie und senkte den Blick, als wäre das ein schwieriges Eingeständnis, als hätte er die Oberhand gewonnen. »Tut mir leid. Ich hätte geschickter mit ihm umgehen müssen. Es ist meine Schuld.«
Gil brauchte einen Moment, um das zu verdauen. Dann sagte er: »So was sieht dir einfach nicht ähnlich. Normalerweise hast du einen guten Instinkt.«
Vordergründig ein Kompliment, doch im Grunde eine Art, ihr zu zeigen, dass er nicht nur die Kompetenz, sondern auch das Vorrecht hatte, das zu beurteilen. Wieder eine Bemerkung, die sie normalerweise auf die Palme gebracht hätte.
Sie lächelte jedoch nur matt, als sei sie beschämt wegen ihres Versagens, dann blickte sie weg.
Nach einem Augenblick sagte er: »Keine Sorge. Wir finden einen anderen Weg.«
Sie war am Telefon durch die Erkenntnis, dass sie ihn verletzt hatte, milde gestimmt worden, und jetzt erzielte ihre offenbare Kapitulation bei ihm die gleiche Wirkung. Gut.
Sie sah ihn an und sagte: »Danke.«
Er schüttelte den Kopf und schaute weg, als hätte es ihn verlegen gemacht, dass sie sich bei ihm bedankte. Sie ergriff die Gelegenheit und sagte: »Gil. Warum bist du mir gegenüber immer so ... feindselig?«
Er blickte wie jemand, der verblüfft wirken will, es aber nicht ganz hinkriegt. »Feindselig? Ich bin dir gegenüber doch nicht feindselig.«
»Ach komm schon, das weißt du genau. Ich spür das doch andauernd.«
Er schüttelte wieder den Kopf. »Hör mal, ich mache meine Arbeit und ich nehme sie ernst. Ich habe nicht immer die Zeit, diplomatisch zu sein. Manche Leute begreifen das nicht.«
Klar, das ist mit ein Grund, dachte sie, und bewunderte seinen Instinkt, mit etwas aufzuwarten, das nicht unwahr war, sondern einfach nur halbwahr.
Sie lachte verlegen. »Okay, vielleicht bin ich zu empfindlich.«
»Du hast auch einen schweren Job«, räumte er ein. »Das weiß ich.«
Sie blickte nach unten, als hätte seine Freundlichkeit sie irgendwo tief im Innersten berührt, als würde sie ihm gern noch mehr erzählen, aber einfach nicht die richtigen Worte finden. Sie registrierte, dass er seit fast einer Minute keinen Kontrollblick mehr gemacht hatte.
Sie waren kurz davor, eine gewisse Nähe herzustellen. Sie wusste, er würde die Aussicht verlockend finden und nicht wollen, dass sie jetzt einen Rückzieher machte.
»Ich stelle eine neue Nachricht in das Bulletin Board«, sagte 73
sie. »Dass ich gekränkt bin, weil er einfach so abgereist ist. Vielleicht kann ich ihn dazu bringen, sich noch einmal mit mir zu treffen.«
Gil nickte. Sie spürte, dass er noch gern auf der persönlicheren Ebene geblieben wäre. Dass er vielleicht unbewusst bereit wäre, über seinen Schatten zu springen, um dahin zurückzugelangen. »Oder vielleicht kriegen wir einen Tipp von der CIA«, fuhr sie fort. »Die suchen ja auch nach ihm. Haben sie sich schon bei uns erkundigt?«
»Nein.«
»Nein? Ich hätte gedacht, sie würden bei befreundeten Geheimdiensten nachfragen."
"Noch nicht.«
Sie nickte, sagte dann: »Weißt du, ich hab über was nachgedacht. Es klingt bestimmt seltsam, aber ... Wissen wir eigentlich mit Sicherheit, dass die Männer von der CIA waren?«
Er nickte, genoss vermutlich das Gefühl, Informationen zu haben, die sie nicht hatte, in einer Position zu sein, dass sie ihn würde fragen müssen.
»Wir wissen es mit Sicherheit«, sagte er.
»Weil, du weißt ja, wie die Amerikaner sind. Es muss schwer für sie sein, einen Typen wie Lavi für sich arbeiten zu lassen. Das könnte Schwierigkeiten geben, wenn der Kongress dahinterkäme.«
Gil lachte, seine typische Reaktion, wenn man sich über die Schwächen der CIA lustig machte. Außerdem hatte der Witz ihm leise in Erinnerung gerufen: Komm schon, Gil, wir sind nicht so. Wir sind im selben Team.
»Hör mal«, sagte er. »Vor etwa einem Jahr, als wir den ersten Verdacht hatten, was Lavi treibt, hab ich das Team geleitet, das ihn mit beschattet und elektronisch
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