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Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Titel: Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Achseln. »Ich hab mal eine Weile hier verbracht. Allerdings nicht in letzter Zeit, und nicht wie du.«
    »Sie sind ein geheimnisvoller Mann, Mr. Rain.«
    Ich verzog das Gesicht, als er meinen Namen nannte. Na schön, ich weiß, ich bin paranoid, wie Harry immer gesagt hat: Der Name würde dem Taxifahrer nichts sagen, der uns rein zufällig aufgegabelt hatte und zweifellos auch kein Englisch sprach. Aber wozu überhaupt einen Namen nennen? Wenn deine Paranoia dich nichts kostet, kannst du ihr doch auch nachgeben, finde ich. Bisher bin ich ganz gut damit gefahren.
    Aber ich ging darüber hinweg. Ich lernte allmählich, dass ich bei Dox, wie vielleicht auch sonst, nicht aus jeder Kleinigkeit einen Streit machen sollte.
    Die Taxifahrt zum Lumpini-Stadion dauerte zehn Minuten. Wir kauften Ringplatztickets für je fünfzehnhundert Baht und gingen hinein.
    Muay Thai, oder Thaiboxen, ist die einheimische Boxsportform in Thailand. Die Kontrahenten tragen Handschuhe, und in dieser wie auch in manch anderer Hinsicht ähnelt der Kampfsport auf den ersten Blick dem Boxen in westlichen Ländern. Aber Thaiboxer dürfen Füße, Knie, Ellbogen und Kopf einsetzen, und der Clinch - das Umklammern des Gegners - wird vom Schiedsrichter nicht wie im Westen sofort unterbrochen. Die ganze Atmosphäre ist anders, ohne die Verbal-Attacken, die sich mittlerweile in so vielen amerikanischen Sportarten durchgesetzt haben. Thaiboxer wärmen sich zusammen im Ring auf, wobei sie sich möglichst ignorieren, während sie den Wai Khru, den rituellen Tanz, vollführen, in dem sie ihren Lehrern Respekt zollen. Außerdem kämpfen sie zu Musik, einer aufwühlenden Mischung aus Klarinette, Trommeln und Becken. In meiner Zeit in Japan arbeitete ich mit einem Exkämpfer, der zum Kodokan gekommen war, um Judo zu lernen. Wir brachten einander so manches bei, und seitdem habe ich große Achtung vor dieser harten und wirkungsvollen Kampfmethode.
    Das Stadion war rein funktional: drei Ränge mit Sitzplätzen, löchriger Betonboden, grelles Neonlicht, das mörderisch in den Ring schien. Die Luft roch nach geballten Jahren Schweiß und Liniment. Im zweiten Rang saßen die Zuschauer dicht gedrängt, überwiegend Thai, denn es wurde hoch gewettet, und jeder kraftvolle Schienbeinkick oder Schwinger löste einen Chor von Schreien aus, die ebenso geld- wie blutgierig waren.
    Wir bekamen noch die letzten drei Kämpfe des Abends mit. Wie immer war ich beeindruckt davon, welches Geschick und welchen Mut diese Männer im Ring zeigten, und diesmal war ich auch ein wenig neidisch. In ihrem Alter war ich mindestens genauso schnell gewesen, wodurch ich so manch unangenehme gefährliche Begegnung überstanden hatte. Aber so gut meine Reflexe auch noch waren, sie hatten trotz einer sorgfältigen Ernährung und regelmäßigem Training nachgelassen. Ich berührte das Messer in meiner Tasche und dachte: Naja, dafür gibt's ja Spielzeuge. Und verbesserte Strategien.
    Dox war wie immer laut und lärmend. Er brüllte begeistert während der Kämpfe und stand sogar auf, um den Gewinnern, wenn sie den Ring verließen, auf Thai Glückwünsche zuzurufen. Etwas mehr Zurückhaltung wäre mir lieber gewesen, aber ich sah ein, dass er dazu außerstande war. Ich rief mir in Erinnerung, dass ich versuchen musste, Dox mehr oder weniger so zu akzeptieren, wie er war, wenn diese beginnende Partnerschaft eine Zukunft haben sollte.
    Nach dem Ende des letzten Kampfes gingen wir nach draußen. Dox sagte: »So, der Abend ist noch jung. Gehen wir jetzt in deine >Bar für Erwachsenen«
    Ich nickte. »Wenn du nicht zu müde bist.«
    Er grinste. »Ich bin fit, wenn du es auch bist. Komm, wir nehmen ein Taxi.«
    Er sah meinen Gesichtsausdruck und sagte: »O Mann, nicht schon wieder ...«
    »Bloß die Straße runter. Wir gehen am Lumpini Park entlang. Da kriegen wir auch ein Taxi. Sogar schneller, weil da weniger Leute unterwegs sind.«
    »Am Lumpini Park? Da sind überhaupt keine Leute.«
    »Na, umso besser. Keine Konkurrenz.«
    Er seufzte und nickte, und ich begriff mit einem seltsamen Gefühl von Dankbarkeit, dass er die gleiche Art von »Wenn-ich-will-dass-diese-Sache-hinhaut«-Berechnung anstellte wie ich.
    Wir gingen ein Stück zu Fuß, dann nahmen wir ein Taxi. In nur wenigen Minuten brachte es uns zu dem Ziel, das ich im Sinn hatte: Brown Sugar, Bangkoks bester Jazzclub.
    Der Club lag auf der Soi Sarasin, gegenüber der nordwestlichen Ecke des riesigen Lumpini Parks. Es machte unaufdringlich und

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