Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen
lieber.«
Er lachte. »Ich war nur kurz pinkeln, auf der anderen Straßenseite am Lumpini Park. Ich hab dich rufen gehört, aber es hat mich noch 'nen Augenblick gekostet, den Strom zu stoppen und Nessie wegzupacken.«
Ehe ich mich bremsen konnte, fragte ich: »Nessie?«
»Na, das Ungeheuer von Loch Ness. Ich hatte mal eine Freundin, die ...«
»Okay, okay, hab schon verstanden.«
»Jedenfalls, ich bin so schnell ich konnte zurückgerannt. Wieso bist du überhaupt hinter mir hergekommen?«
Ich erzählte ihm, dass mich das Gefühl beschlichen hatte, »Tiara« könnte eine Falle gewesen sein. »Mensch, Junge«, sagte er, »du bist echt gut. Ich muss zugeben, davon hab ich nichts mitgekriegt. Ich verspreche dir, ich nenn dich nie wieder paranoid.«
Das Taxi hielt vor der Station Chong Nonsi. Wir stiegen aus und sahen ihm nach, als es wieder abfuhr. »Siehst du irgendwo einen Gully?«, fragte ich und blickte mich um. »Wir müssen die Messer loswerden. Und das Taschentuch.«
»Loswerden?«
»Ja klar. Wir wollen doch nicht mit Sachen erwischt werden, die uns mit einer gerade stattgefundenen Messerstecherei in Verbindung bringen würden, oder?«
»Partner, ich mache dich darauf aufmerksam, dass es sich bei den fraglichen Messern um ein Benchmade AFCK und ein Fred Perrin La Griffe handelt. Das sind hochwertige Kampfwerkzeuge, an die nicht so ohne weiteres ranzukommen ist. Es wäre eine kolossale Verschwendung, sie einfach in den Gully zu werden.«
Ich blickte ihn an. »Es wäre eine >kolossale Verschwendung<, wenn die Staatsanwaltschaft sie als Indizien gegen uns benutzt und wir deshalb den Rest unseres Lebens in einem Thai-Knast verbringen.«
»Schon gut, ich verstehe deinen Standpunkt. Hör mal, was hältst du davon, wenn ich die Messer sterilisiere? Alkohol, Bleiche, egal was. Du darfst sagen wie, und ich mach es. Und du darfst dir eins von beiden aussuchen.«
Ich überlegte einen Moment. Wenn wir sie gründlich sauber machten, wäre das Risiko vertretbar. Klar wäre es sicherer, die Messer loszuwerden, aber vielleicht war das hier ja eine von den vielen Konfrontationen mit Dox, wo ich auch mal nachgeben konnte.
Ich sagte: »Ich nehme das La Griffe.«
Er blickte geknickt. »Verdammt, Mann, ich will das La Griffe. Das ist so klasse.«
Ich verdrehte die Augen. »Na schön, von mir aus. Ich nehm das AFCK.«
Er strahlte. »Danke, Partner. Du bist ein guter Mensch.«
»Da du gerade in so großherziger Stimmung bist«, sagte ich, »lass uns ein Weilchen in Bewegung bleiben. Ich würde gern noch ein paar Sachen machen, um die Verbindung zwischen uns und den Ereignissen vor dem Club zu kappen.«
Er schüttelte den Kopf. »Damit hab ich keine Probleme.« Siehst du? Wenn du was gibst, kriegst du auch was zurück, dachte ich.
Wir fanden einen Gully und warfen das Taschentuch und das Messer, das ich bei Perry Mason und Freunden benutzt hatte, hinein. Als ich die Sachen entsorgt hatte, sagte Dox: »Moment, ich hab noch was.« Er griff in eine Tasche. »Hier. Ich glaube, das ist eine Art Spritze.«
Ich sah es mir an und nickte. »Den Eindruck hab ich auch.«
Das Ding war hautfarben und sah ein wenig so aus wie diese Joy Buzzer, die sich Scherzbolde an den Finger stecken, um jemandem beim Händeschütteln einen leichten Stromstoß zu versetzen. Doch da, wo beim Joy Buzzer der Dorn sitzt, hatte das Ding hier eine kurze, dicke Nadel, vielleicht eine 16er. Die Nadel war mit einer Art Wachs bestrichen, das hart genug war, um zu verhindern, dass der Benutzer sich aus Versehen selbst stach, aber weich genug, um unter Druck nachzugeben. Die Rückseite war klebrig, und mir wurde klar, dass es an Perry Masons Handfläche gehaftet hatte, als er auf mich zukam.
»Clever«, sagte ich nachdenklich. »So was hab ich noch nie gesehen. Das muss eine Spezialanfertigung sein. Sieh mal.« Ich klebte mir das Ding in die Handfläche und drehte meine Hand nach oben, damit er es sehen konnte. »Ich hatte vorhin schon den Verdacht, dass ich eigentlich entführt werden sollte. Ich hatte recht. Die vier Thai-Typen halten mich fest. Der weiße Typ kommt dazu und schlägt mir mit der offenen Hand aufs Bein oder packt mich einfach und drückt zu, was weiß ich. Dann wird das Zeug hier drin - ich tippe auf ein Veterinärnarkotikum, irgendwas mit Fentanyl, Droperidol oder so - injiziert wie ein Schlangenbiss. Ich schätze, die Dosis, die sie reingetan haben, würde ein Pferd umhauen. Ich bin in Sekunden bewusstlos, und sie schleppen mich in
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