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Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Titel: Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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das er als meines erkennen musste, eine Nachricht: Sind Sie in Tokio? Muss Sie treffen. Kanezaki hatte sich zwar im Laufe der Jahre auf meiner persönlichen Gefahrenskala eine relativ niedrige Position erarbeitet, aber ich hätte ihn trotzdem lieber nicht darüber informiert, dass ich nach Tokio kommen wollte. Allerdings wollte ich auch sichergehen, dass er in der Stadt war, wenn ich eintraf, und nicht vorübergehend woanders im Einsatz.
    Ich dachte nach. Hilger musste irgendwo Verwandte haben. Sollte ich sie aufspüren, kidnappen … als Austauschgeisel anbieten? Vielleicht. Kanezaki konnte mir wahrscheinlich sagen, wo ich suchen musste, vorausgesetzt, er schreckte nicht vor meinen Absichten zurück. Aber falls Hilger Angehörige hatte, wie nahe standen sie ihm? Wie sehr würden sie ihm am Herzen liegen? Und selbst wenn sie ihm am Herzen lagen, wie wahrscheinlich war es, dass ich ganz auf mich allein gestellt einen von ihnen kidnappen, festhalten und Dox’ Freilassung aushandeln könnte? Bei einer Frist von nur fünf Tagen?
    Vielleicht konnte ich seine Verwandten als Drohung benutzen: Wenn du Dox ein Haar krümmst, töte ich deine betagten Eltern oder deine bezaubernden Nichten oder so. Hilger wusste möglicherweise von meiner Regel bezüglich Frauen und Kindern, aber was er im Góc Saigon in meinen Augen gesehen hatte, musste sein Zutrauen darin erschüttert haben.
    Aber nein, eine solche Drohung konnte alles in unkalkulierbare Richtungen lenken. Mit meinem Gerede, dass ich mein altes Leben hinter mir lassen wollte, hatte ich Hilger ein Fünkchen Hoffnung gegeben. Ich beließ es besser dabei, spielte mit, um Zeit zu gewinnen, und arbeitete mich an ihn heran. Und dahin, wo er Dox gefangen hielt.
    Nach fünf Minuten sah ich erneut im E-Mail-Konto nach. Kanezakis Antwort wartete bereits, nur drei Worte: Ich bin da.
    Ich löschte das E-Mail-Konto, löschte die Daten und schloss den Browser und suchte mir dann ein anderes Internetcafé. Meine Paranoia lief auf Hochtouren, und ich wollte denselben Computer nicht zweimal benutzen, mit derselben identifizierbaren IP-Adresse, die ich eben benutzt hatte, um Kontakt zu Kanezaki aufzunehmen. Ich bezweifelte, dass Hilger in der Lage wäre, mich über die IP-Adresse eines Saigoner Internetcafés aufzuspüren, und selbst wenn, könnte er höchstens sagen, wo ich mich ins Internet eingeloggt hatte – nicht, was ich da gemacht oder geschrieben hatte. Aber ich bin deshalb noch am Leben, weil ich nicht grundlos irgendwelche Risiken eingehe.
    In dem zweiten Café sah ich nach, welche Flüge von Saigon aus gingen. Ich fand einen um 21.10 Uhr am selben Abend nach Bangkok. Perfekt. Von dort hatte ich freie Auswahl an Flügen nach Tokio. Ich buchte den Flug, löschte wieder alles und ging in ein drittes Café.
    Diesmal googelte ich den Namen Jannick. Der erste Treffer identifizierte ihn als Gründer und Geschäftsführer eines jungen Unternehmens in Silicon Valley namens Deus Ex Technologies. Was immer sie auch verkauften, bescheiden waren sie nicht gerade.
    Ich klickte den Link an und überflog die Webseite. Sobald ich einigermaßen durchstieg, was mit Fachbegriffen wie Migrationsautomation und Cross-Platform-Schema und Backpropagation und Bayesscher Theorie gemeint war, verstand ich, dass der Schwerpunkt von DET Datenbanken waren, insbesondere Datenbankrecherche. Sie versuchten, mit Hilfe von Neuronalnetzwerken – Computern, die nach dem Modell der menschlichen Hirnrinde entwickelt wurden –, zuvor verborgene Muster in gewaltigen Datenbanken ausfindig zu machen.
    Jannick hatte 1982 an der Stanford University in Informatik promoviert. Seitdem hatte er bei Microsoft, Oracle und etlichen kleinen Firmen, von denen ich nie gehört hatte, gearbeitet. DET war seine erste eigene Firma. Ich sah nach, wodurch Jannick finanziert wurde, und war verblüfft: In-Q-tel, der Risikokapitalfonds der CIA. Ich wusste nicht, was das bedeutete, aber irgendwas musste es bedeuten.
    Ich dachte daran, was Kanezaki mir einmal über Hilgers privatisierte Geheimdienstorganisation erzählt hatte. Unbelastet durch Kongressaufsichtsgremien konnte er auch dort agieren, wo die CIA nicht hinkonnte, und Dinge tun, die für die Agency tabu waren. Es war nicht klar, wie er angefangen hatte – auf eigene Faust oder mit Hilfe seiner eigenen Version von staatlicher Risikokapitalfinanzierung. Wie auch immer die Antwort lautete, die Gelder wären jetzt nicht mehr zurückzuverfolgen, nicht mehr nachweisbar. Falls Hilgers

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