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Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Titel: Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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können.
    Ich überlegte kurz. Sollte ich ihm nachfahren, die OPM hinunter? Die Idee gefiel mir nicht. Die Straße war im Grunde nicht mehr als eine Nebenstraße zur Page Mill Road. Sie war für Autos nicht gesperrt, aber es gab keinen Grund, sie mit dem Auto zu befahren. Ihm direkt zu folgen wäre zu auffällig.
    Ich gab Gas und bog links ab auf die Page Mill Road, parallel zur OPM. Ich beschleunigte auf fünfzig Meilen, wäre am liebsten noch schneller gefahren, hütete mich aber, um nicht einem Streifenwagen ins Visier zu geraten. Ein Stück weiter vorn kam eine Kreuzung mit der Deer Creek Road; die Ampel stand auf Rot, und ich musste warten. Komm schon, komm schon, dachte ich. Ich wollte einen Vorsprung rausholen, ehe er aus der Page Mill kam, um noch einen Blick auf ihn werfen zu können.
    Die Ampel sprang auf Grün, und ich machte einen Blitzstart. Als ich das andere Ende der OPM erreichte, sah ich gerade noch, wie der Radfahrer auf einen Radweg auf der anderen Seite der Page Mill wechselte. Hundert Meter weiter kam wieder eine Ampelkreuzung. Gut, dachte ich. Wir müssen beide warten, und ich kann ihn mir genauer ansehen.
    Ich lag nur halb richtig. Während ich an der Ampel hielt, bog der Radler nach links auf einen Radweg am Junípero Serra Boulevard. Scheiße.
    Die Rotphase dauerte quälend lange. Als die Ampel für Linksabbieger endlich auf Grün sprang, bog ich ebenfalls auf den Junípero Serra. Eine Minute später hatte ich ihn eingeholt. Ich warf ihm im Vorbeifahren einen Blick zu, aber ich war mir noch immer nicht ganz sicher.
    Ich fuhr weiter voraus und fragte mich, ob er zum Stanford-Campus wollte. Doch stattdessen bog er rechts ab. Verdammt. Ich wendete und brauste zurück zu der Stelle, wo er abgebogen war, eine Straße namens Stanford Avenue. Ich bog links ab und fuhr weiter, sah ihn aber nirgends. Auf beiden Seiten der Straße gingen etliche kleinere Wohnstraßen ab. Wenn mir kein glücklicher Zufall zur Hilfe kam, hatte ich ihn vorläufig verloren.
    Ich überlegte. Vielleicht war er auf dem Weg zur Arbeit. Er mied die Page Mill Road, weil sie zu stark befahren war und weiter nördlich keinen Radweg mehr hatte. Er fuhr einen Umweg, sowohl aus Sicherheits- als auch aus Fitnessgründen.
    Das kam mir logisch vor. Ich fuhr zurück auf den Junípero Serra, dann auf die Page Mill Road und weiter direkt zu seinem Büro. Auf dem Parkplatz standen inzwischen ein paar Autos – genug, um Deckung zu finden, nicht so viele, um fürchten zu müssen, dass allzu viele Leute den Mercedes sahen und sich womöglich an ihn erinnerten. Ich hielt neben einem Lexus-SUV, so dass er zwischen mir und der Parkplatzeinfahrt stand, stellte den Motor ab und wartete.
    Zehn Minuten später bog der Radfahrer auf den Parkplatz und fuhr direkt zu Jannicks Gebäude. Volltreffer.
    Ich sah zu, wie er das Rad hineintrug, fuhr dann zu dem Einkaufszentrum am anderen Ende der East Bayshore Road. Jetzt war es Zeit für einen Anruf. Von einem Münztelefon aus rief ich in seinem Büro an. Einmal Klingeln, zweimal, dann eine Stimme: »Jan Jannick.«
    »Ach, Entschuldigung … hab mich verwählt«, murmelte ich und legte auf. Ich wischte das Telefon ab und ging zurück zum Wagen.
    Ich fuhr langsam wieder in Richtung seines Hauses und dachte nach. Das Büro war nicht gut geeignet. Das Haus wäre bestenfalls schwierig. Aber er fuhr mit dem Rad … Das eröffnete Möglichkeiten, die ich noch nicht in Erwägung gezogen hatte.
    Ich dachte darüber nach, was ich bisher wusste. Zwei Adressen, zu Hause und das Büro, keine davon geeignet. Eine unbekannte Strecke dazwischen. Ich überlegte, ob ich ein Fahrrad kaufen sollte, damit ich ihm dichter auf den Fersen bleiben konnte, um zu sehen, was für Möglichkeiten sich ergaben, aber es kam mir zu improvisiert vor, zu unsicher. Ich brauchte einen Engpass. Eine Stelle, wo ich ihn abfangen konnte, eine Stelle, die ich vorbereiten und kontrollieren konnte.
    Ich dachte wieder an die OPM. Mit dem Auto würde man sie nicht nehmen, weil sie bloß eine langsamere Alternative zu der vierspurigen Page Mill Road gleich daneben war. Aber mit dem Fahrrad wäre sie eine Abkürzung. Und nicht bloß theoretisch: Jannick hatte sie heute Morgen genommen. Es bestand zumindest eine gute Chance, dass er sie auch für den Heimweg nehmen würde.
    Ich fuhr zurück zur OPM. Ich war sie natürlich schon einmal langgefahren, aber ich wollte sie mir genauer ansehen, diesmal durch das Prisma der neu gewonnenen Information, wie

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