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Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Titel: Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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klebte die Reflektoren an den Laufsachen und -schuhen mit schwarzem Klebeband ab, legte dann zur Kontrolle alles im Dunkeln aufs Bett und richtete die Taschenlampe aus verschiedenen Winkeln darauf. Nichts leuchtete auf. Dann zog ich mich an, steckte Brille und Taschenlampe in die Bauchtasche und streifte zum Schluss den Parka über.
    Ich fuhr zurück zu Jannicks Büro und parkte auf dem Parkplatz vom Ming’s, mit Blick zur Embarcadero und East Bayshore Road. Wenn Jannick nicht nach rechts auf die East Bayshore Road bog, was die Gegenrichtung von seinem Haus und eine andere Strecke wäre als die, die er heute Morgen gefahren war, dann würde er auf dem Heimweg an mir vorbeikommen. Aber falls ich ihn heute Abend verpasste, konnte ich morgen immer noch ein wenig aggressiver zu Werke gehen. Ja, durchaus möglich, dass ich ihn bereits verpasst hatte, dass er schon auf dem Heimweg war. Aber das bezweifelte ich. Es war erst vier Uhr, früher als die meisten Leute Feierabend machen konnten. Und Menschen wie Jannick, mit dem Elan und der Leidenschaft von Jungunternehmern, blieben meist sehr viel länger im Büro. Ich fürchtete weniger, dass er früher nach Hause gefahren war, als dass er mich bis nach Mitternacht warten lassen würde. Aber wie gesagt, wenn es heute nicht klappte, dann eben morgen.
    Kurz bevor es dunkel wurde, fing es an zu regnen. Das konnte gut für mich sein oder schlecht. Gut, weil es die Straße rutschiger machte. Schlecht, weil Jannicks Frau ihn vielleicht abholen kam oder er sich von einem Kollegen nach Hause bringen ließ oder eine andere Möglichkeit fand, sein Rad im Büro zu lassen. Aber ich schätzte, dass das Wetter für mich von Vorteil wäre. Zum einen wegen der Windjacke, die er heute Morgen zum Schutz gegen die Kälte angehabt hatte; die würde auch bei Regen ihre Dienste tun. Zum anderen waren da die Entschlossenheit und die Willensstärke eines Unternehmers. Ha, irgendwas sagte mir, dass Jannick sich nicht durch ein bisschen Niederschlag abschrecken lassen würde. Der Regen kam mir vor wie ein gutes Omen.
    Und tatsächlich. Um kurz nach halb acht, nach einem Zwölf-Stunden-Tag, sah ich die neongelbe Windjacke und den weißen Helm auf mich zukommen. Ich vergewisserte mich mit einem Blick durch die Nachtsichtbrille. Kein Zweifel, er war es.
    Er bog nach rechts auf die Embarcadero Road. Als ich vom Parkplatz runter und über die Ampel fuhr, konnte ich ihn schon nicht mehr sehen. Aber ich wäre jede Wette eingegangen, dass er auf der Embarcadero Road geblieben war und dieselbe Route fuhr wie am Morgen. Ich nahm die Ausfahrt zur 101 und Page Mill Road. Dank dem Wagen und der kürzeren Strecke schätzte ich, dass ich zehn Minuten vor ihm auf der OPM wäre.
    Ich parkte auf einem Firmenparkplatz nahe der Kreuzung von Page Mill Road und Junípero Serra Boulevard. Ich zog mir Mütze und Handschuhe an, schnallte die Bauchtasche um und stieg aus. Eine Minute lang bewegte ich mich im normalen Schritttempo, doch sobald ich weit genug vom Wagen und von irgendwem, der mich möglicherweise hatte aussteigen sehen, entfernt war, rannte ich los. Der Regen schlug mir kalt ins Gesicht, und ich sah meinen Atem weiß in der kühlen Luft, doch die Under-Armour-Sachen wärmten und isolierten mich gut. Mein Herz schlug schnell, aber nicht vor Anstrengung.
    Ich erreichte die Baustelle und stellte zufrieden fest, dass die Umgebung ausgesprochen dunkel war. Ich hörte den Regen auf die Straße und in den Bach prasseln und dieses Hintergrundrauschen tauchte alles rundherum in Stille, überdeckte Geräusche und verkürzte die Entfernung, die der Schall zurücklegen konnte. Durch die Nachtsichtbrille suchte ich die Straße, die Baustelle und die Unterseite der Brücke ab. Ich war allein. Ich musste nach wie vor damit rechnen, dass vielleicht jemand auftauchte, der seinen Hund Gassi führte, oder ein fanatischer Jogger oder sonst wer, der mit dem Fahrrad auf dem Weg von der Arbeit nach Hause war, aber alles in allem waren die Chancen besser denn je, dass ich für die entscheidenden Momente dieses kleine Stück Straße für mich allein hatte und ungesehen bleiben würde, selbst wenn zufällig jemand vorbeikam.
    Ich ging neben der Brücke an der Baustelle in Deckung und behielt die Umgebung durch die Nachtsichtbrille im Auge.
    Fünf Minuten des Wartens und Beobachtens. Dann sah ich ihn auf dem Radweg entlang der Page Mill Road auf mich zukommen. Durch die Nachtsichtvergrößerung konnte ich sein Gesicht genau erkennen, sogar

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