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Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Titel: Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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passte gewisse Einzelheiten der Legende den aktuellen Umständen an. Diesmal hatte mich meine Firma, Matsushita Electric Industrial in Osaka, ins Silicon Valley versetzt, und ich war in der Stadt, um mich nach einem Haus umzusehen und mich um die Einschulung meiner Kinder sowie um sonstige Vorkehrungen für den Umzug zu kümmern. Ich hatte eine Geschäftskarte, die ich auf Verlangen zücken konnte; wer die Telefonnummer darauf wählte, hörte eine entsprechend unverständliche japanische Ansage auf der Mailbox, die ich weiterhin in Japan behielt. Meine Frau war freiberufliche Übersetzerin und brauchte ein Büro, sobald wir hergezogen waren. Die Gegend hier macht guten Eindruck, und so nah an Highway … was für Firmen hier arbeiten? Es war nicht sehr kalt, daher wirkte der Parka ein wenig sonderbar, klar, aber Amerikaner sind gegenüber Ausländern und ihren Eigenarten tolerant.
    Jannick arbeitete im dritten Gebäude rechts auf der East Bayshore Road. Ich schlenderte an der Einfahrt vorbei und sah, dass sie noch zu etlichen anderen Bürogebäuden führte, jedes ein nüchterner, zweigeschossiger Kasten aus Glas und Beton. Aufgrund der Größe der Bauten schloss ich, dass Jannick Büroräume mietete oder untervermiete. Oder aber DET war eine deutlich größere Firma, als die Webseite vermuten ließ. Die vielen Fenster gefielen mir nicht. Wenn Hilger mich umlegen wollte, könnte er einen Scharfschützen in einem der Gebäude postiert haben, der nur abwarten musste, bis ich auf der Suche nach Jannick hier auftauchte. Oder jemanden, der statt mit einem Gewehr mit einer Kamera auf mich zielte und Fotos schoss, um Beweise für meine Schuld zu sammeln, die sich später für eine Erpressung verwenden ließen. Aber ich hatte keine andere Wahl. Ich ging weiter, und von dem Gefühl, all den bedrohlichen Fenstern so schutzlos ausgeliefert zu sein, kribbelte mir die Kopfhaut.
    Ich überquerte den Parkplatz und suchte nach Jannicks Wagen, laut Hilgers Akte einem schwarzen Volvo S 80, konnte ihn aber nicht finden. Ich fragte mich, ob Jannick einen Auswärtstermin hatte. Oder ob er früh Feierabend gemacht hatte und ich ihn auf dem Weg nach Hause verpasst hatte. Oder ob er geschäftlich verreist war. Meiner Erfahrung nach löst sich jedes berechenbare Muster, das du analysiert hast, in Luft auf, sobald du mit der Operation beginnst. Dann sind Phantasie, Ersatzpläne und Improvisationstalent die einzigen Gegenmaßnahmen.
    Ich überlegte, ob ich ihn von einem Münztelefon aus anrufen sollte, verwarf den Gedanken aber. Vielleicht würde ich so erfahren, wo er war oder ob er sich überhaupt in der Stadt aufhielt, aber ich würde ihm oder sonst wem auch eine Geschichte auftischen müssen, und dadurch eine weitere potentielle Spur hinterlassen. Ich beschloss zu warten.
    Ich näherte mich dem Eingang zu Jannicks Gebäude. Die Fenster neben den Eingangstüren waren mit irgendeinem reflektierenden Material beschichtet. An einem Fenster klebte ein Schild. Lesen konnte ich es auf die Entfernung nicht, aber ich hatte das Gefühl, dass es ein Hinweis auf eine Videoüberwachung war. An der Stelle war eine Kamera sinnvoller als auf dem Parkplatz. Schließlich sollte das Gebäude und was drin war gesichert werden. Die Mitarbeiterautos waren nicht so wichtig.
    Ich drehte mich um und ging nachdenklich davon. Eine Kamera machte es mir unmöglich, im Gebäude oder direkt davor an ihn ranzukommen. Damit blieb der Parkplatz. Das Problem war, wenn ein Tod natürlich aussehen soll, brauchst du vorübergehend eine gewisse Kontrolle über die unmittelbare Umgebung. Wenn es damit getan gewesen wäre, auf Jannick zuzugehen und ihn zu erschießen, hätte ich das praktisch überall machen können und mich nur um eine Fluchtmöglichkeit kümmern müssen. So jedoch würde ich ein paar Minuten mit ihm allein brauchen. Dafür bot sich der Parkplatz nicht unbedingt an.
    Ich ging weiter. Das Licht am Himmel wurde schwächer, und es war noch keine fünf Uhr. Um diese Jahreszeit machte keiner vor Einbruch der Dämmerung Feierabend. Im Dunkeln könnte ich ihn hinter seinen Wagen zerren, je nachdem, wo er ihn geparkt hatte. Aber wenn es nicht besonders spät war und der Wagen nicht an einer einsamen Stelle stand, bestand die beunruhigende Möglichkeit, dass jemand, der sein Auto neben uns geparkt hatte, just in diesem Moment beschloss, ebenfalls nach Hause zu fahren. Hinzu kam, dass selbst relativ arglose Menschen im Dunkeln auf Parkplätzen für gewöhnlich auf der Hut

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