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Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Titel: Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Krieg: die Notwendigkeit, mir Ärger vom Hals zu halten, um mich auf Dox konzentrieren zu können, gegen den überwältigenden Drang, diese drei Kreaturen abzuschlachten, die mich anglotzten wie ein Tier im Zoo. Ich stellte mir vor, wie ich in sie hineinraste wie ein Rasenmäher auf den Hinterrädern, sie zersäbelte, zerfetzte, ausweidete. Ich konnte förmlich hören, wie sie vor Entsetzen und Verblüffung aufbrüllten, konnte riechen, wie das warme Blut aus ihnen herausströmte. Ich biss die Zähne zu einem irren Lächeln zusammen und starrte sie an, keuchend von der Anstrengung, mich zu zügeln, während ich gleichzeitig betete, dass einer von ihnen etwas sagte, etwas tat, was das Fass zum Überlaufen brachte.
    Einer der drei schlug dem Typen, der mir geraten hatte, cool zu bleiben, auf den Hinterkopf und gab ihm einen Schubs. »Komm, wir gehen, Mann«, sagte er. Der andere, vielleicht gelenkt durch irgendeinen Reptilinstinkt, der ihn vor einem Raubtier kurz vor dem Sprung warnte, nickte und gehorchte schweigend. Dann gingen die drei, und es gelang mir irgendwie, sie ziehen zu lassen.
    Ich sah mich um. Ein paar andere Leute in der näheren Umgebung blickten betont woanders hin. Verdammt, ich hatte Aufmerksamkeit auf mich gezogen. Ich Idiot. Ich stellte mich so, dass niemand sehen konnte, wie ich den Telefonhörer mit einem Taschentuch abwischte, und entfernte mich dann mit gesenktem Kopf.
    Ich suchte mir ein anderes Münztelefon und rief die gebührenfreie Nummer für Hilton-Hotels an. Das Hilton in Beverly Hills hatte noch ein Zimmer frei für eine Nacht, wollte ich das? Ich bejahte und sagte, ich wäre gleich da. Eine Nacht sei mir recht. Ich sei nur auf der Durchreise.
    Ich hatte den Wagen ohnehin für eine Woche gemietet, daher beschloss ich, ihn weiter zu benutzen. Das war einfacher, als die Busverbindungen rauszusuchen oder mit Taxis durch die Gegend zu fahren. Ich musste in den nächsten zwei Tagen sowieso nirgendwo hin, also konnte ich genauso gut bleiben, wo ich war.
    Das Navi lotste mich auf den Santa Monica Boulevard und nach Osten Richtung Beverly Hills. Ich fuhr mal durch Gegenden mit schwachem gelbem Licht, mal durch stille städtische Dunkelheit, und das Innere des Mercedes leuchtete bei jeder vorbeiziehenden Straßenlampe kurz auf. Wo es keine Straßenbeleuchtung gab, wurde hier und da etwas von den Autoscheinwerfern erhellt, ans Licht gezerrt, ehe es wieder verschwand: ein dahinschlurfender Obdachloser, der mich mit der Gleichgültigkeit ansah, mit der ein Meerestier eine vorbeikommende Taucherkugel beachtet. Verrammelte Läden, mit Graffiti bemalte Wände, Baustellen, die unter viel zu vielen angeklebten Plakaten erstickten. Eine obdachlose Frau, im Schatten auf die Seite gesunken, den Kopf in den Händen. Noch eine Seele, die von der Stadt verschluckt wurde.
    Ein paar Meilen vom Hotel entfernt, als der Beton durch Palmen und die Graffiti durch schimmernde Boutiquenschaufenster abgelöst wurden, schaltete ich mein altes Handy ein, um die Mailbox abzuhören. Einerseits hoffte ich auf eine Nachricht von Delilah, andererseits graute mir davor.
    Doch so weit kam ich gar nicht. Kaum hatte ich das Handy aktiviert, da summte es auch schon. Ein überraschter Blick auf die Nummer im Display verriet mir, dass es ein Anruf von Delilah war.
    Ich zögerte, ließ es zweimal klingeln, dann ging ich ran und sagte: »Hey.«
    »Du bist schwer zu erreichen«, sagte sie. »Und du rufst nicht zurück.«
    Mir fielen etliche Erwiderungen ein. Was mir über die Lippen kam, war lediglich: »Tut mir leid.«
    »Weißt du, wie oft ich dich angerufen habe, in der Hoffnung, dass ich den Moment erwische, wo dein Handy eingeschaltet ist?«
    »Ich vermute, oft.«
    »Irgendwas Neues?«
    »Einiges. Ihm geht’s gut im Moment.«
    »Hast du dich getroffen mit …«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Ich habe einiges in Erfahrung gebracht. Aber nicht genug.«
    »Wo bist du jetzt?«
    »Ich …«, setzte ich an. Dann: »Ich weiß nicht, wo ich bin.«
    »Ich will dich sehen. Sag mir einfach, wo.«
    »Ich bin in Kalifornien. Aber …«
    »Ich hab etwas Zeit. Schreib mir ins Bulletin Board, wo du bist. Ich komm dann hin.«
    Ich wollte sie bei mir haben und auch wieder nicht. »Du solltest nicht kommen«, sagte ich. »Es ist besser, du hältst dich aus der Sache raus.«
    »Du hast gesagt, ich sei dir wichtig, du wolltest mit mir leben. Hast du das ernst gemeint?«
    Ich seufzte. »Herrje, du bist ganz schön hartnäckig.«
    »Hast du es ernst

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